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Denver Nuggets im Kampf um die Playoffs: Der Tanz auf der Rasierklinge

Nikola Jokic will mit den Denver Nuggets in die Playoffs
© getty

Die Denver Nuggets haben durch zwei dramatische Siege ihre Playoff-Hoffnungen am Leben gehalten. Die Franchise aus Colorado will die Postseason-Dürre beenden, doch der Spielplan meint es im Schlussspurt nicht gerade gut. Können die Nuggets dennoch ihre Ziele erreichen?

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Schauplatz Oklahoma City. Die Nuggets führen in der Verlängerung bei noch 15 Sekunden mit einem Punkt, Jamal Murray hat den Ball, er erwartet das Foul, doch die Thunder erzwingen einen Sprungball. OKC gewinnt diesen und Jerami Grant läuft frei Richtung Korb für den Leger zum Sieg, doch Mason Plumlee taucht aus dem Nichts auf und blockt den Versuch. Denver gewinnt ein essentielles Duell gegen einen direkten Konkurrenten und muss nicht abreißen lassen.

Schauplatz Denver. Nur zwei Tage später folgt der nächste Krimi. Die Bucks führen im vierten Viertel mit 18 Punkten, doch die Nuggets kommen zurück. Bei drei Punkten Rückstand haben sie den letzten Ballbesitz, doch Paul Millsap verliert den Spalding. Diesmal ist Murray der Held: Beim Einwurf spritzt er dazwischen und nimmt sofort den Dreier. Der geht zwar nicht rein, doch zieht Murray das Foul von Jason Terry. 2 Sekunden vor dem Ende bleibt der Guard eiskalt und verwandelt alle drei - Overtime. Dort retten sich die Nuggets erneut.

Statt 40-37 steht das Team von Mike Malone mit einer Bilanz von 42-35 auf Platz neun, nur ein Spiel hinter den New Orleans Pelicans, die den letzten Playoff-Platz belegen. Bei nur noch fünf ausstehenden Partien wäre der Postseason-Zug bei zwei Niederlagen abgefahren gewesen, verheerend für dieses Nuggets-Team, das mit hohen Ansprüchen in die Saison gegangen war.

Das Playoff-Rennen im Westen

PlatzTeamSiegeNiederlagenGB
4Spurs45320
5Thunder45330,5
6Jazz44331
7Wolves44341,5
8Pelicans43342
9Nuggets42353
10Clippers41364

Nuggets: Druck auf Team ist groß

Kaum ein Team hat einen solchen Druck, die Playoffs zu erreichen wie die Franchise aus den Rocky Mountains. Seit nun fünf Jahren findet die Postseason ohne Denver statt, damals war noch George Karl der Head Coach, bevor dieser seinen Hut nach einer Erstrunden-Niederlage gegen die Golden State Warriors nehmen musste - als amtierender Coach of the Year!

In der Folge befand sich die Franchise auf Identitätssuche, allerdings mit der Konsequenz, dass viele Fans dem Pepsi Center fernblieben. Vergangene Saison waren die Nuggets Letzter im Zuschauer-Ranking, trotz großer Hoffnungen liegt die Auslastung in dieser Spielzeit auch nur bei 90 Prozent. Dabei verpassten viele aber auch die langsame Wandlung. Mit Murray, Nikola Jokic oder auch Gary Harris drafteten die Nuggets klug. Ihren besten Pick, den siebten im Jahr 2015, setzten sie mit Emmanuel Mudiay aber in den Sand.

Mudiay spielt inzwischen für die New York Knicks, die Erwartungen in Denver sind aber trotz des Busts hoch. Durch die Verpflichtung von Paul Millsap im Sommer rechnete man fest mit den Playoffs, doch der Power Forward ist noch nicht wirklich in der freien und kreativen Offense der Nuggets integriert. Es war wohl kein Zufall, dass das Team aus der Mile High City seinen besten Basketball spielte, als Millsap wegen einer Handgelenksverletzung fehlte.

Denver: Chemie zwischen Jokic und Millsap wird besser

Immerhin wurde es zuletzt besser. Millsap und Jokic scheinen langsam aber sicher so etwas wie Chemie zu entwickeln, auch wenn es weiterhin nicht optimal läuft. Millsap agiert gerne aus Isolations und dem Post, eine Spielweise, die nicht unbedingt zum Serben passt, der ebenfalls gerne den Ball in den Händen hält. Die beiden OT-Spiele machten aber Hoffnung, zusammen legte das Frountcourt-Duo in beiden Spielen 60 Punkte auf.

Die Erfahrung von Millsap könnte noch wichtig werden, gerade in engen Spielen. Der Forward ist gestählt aus zahlreichen Playoff-Auftritten mit den Atlanta Hawks, als er mehrfach unter Beweis stellte, dass er ein Go-to-Guy sein kann. Die zahlreichen Schützen um ihn herum sollten dem Veteran auch genügend Platz verschaffen.

Auf einen seiner Scharfschützen muss Headcoach Malone im Schlussspurt aber verzichten. Shooting Guard Harris verpasste den letzten Auswärtstrip über sieben Spiele wegen einer Knieverletzung komplett und wird wahrscheinlich noch die komplette Woche fehlen. Der Gunner und beste Guard-Verteidiger der Nuggets konnte Sophomore Murray stets entlasten - nun wird vom Kanadier und auch von Will Barton mehr verlangt.

Nuggets: Defensiv-Schwächen lassen Malone verzweifeln

Vor allem defensiv machte sich das Fehlen von Harris bemerkbar. In besagten sieben Spielen war Denver zwar die beste Offense der Liga, stellte aber auch die schlechteste Defense. Denvers Trainer-Legende Doug Moe, der mehrere Run'n'Gun-Teams in den 80ern betreute, wäre wohl sehr stolz gewesen.

Vor allem der Dreier wurde zuletzt absolut erbärmlich verteidigt. So konnte unter anderem OKC einen Franchise-Rekord von 18 versenkten Distanzwürfen gegen Denver einstellen. Während ihrer Tour durchs Land kassierten die Nuggets im Schnitt 15 Distanzwürfe, zwei mehr als die Chicago Bulls auf Platz 29. Natürlich spielt dabei auch ein wenig das Wurfglück des Gegners eine Rolle, doch wer 35 Dreier pro Spiel genehmigt, braucht sich auch nicht zu wundern.

Ein Zeichen mangelnder Einstellung? Malone deutete dies nach der Niederlage in Toronto zumindest an. "Jedes einzelne Play ist nun wichtig und so spielen wir einfach nicht", wütete er. "Wir spielen, als ob noch 30 Spiele ausstehen würden. Das kann ich nicht erklären und auch nicht akzeptieren."

Der Restspielplan der Denver Nuggets

GegnerOrtBilanz Gegner
PacersH46-31
TimberwolvesH44-34
ClippersA41-36
Trail BlazersH48-29
TimberwolvesA44-34

Es könnte der endgültige Weckruf gewesen sein. Wie verwandelt traten die Nuggets in Oklahoma City und in Teilen gegen Milwaukee auf. Vielleicht gerade rechtzeitig, denn der Restspielplan hat es in sich. Es warten noch fünf Spiele gegen Playoff-Teams, die ultimative Feuertaufe für die Mile High City, wobei gerade die beiden Spiele gegen Minnesota das Schicksal bestimmen werden. Sollte es am Ende nicht reichen, könnte es zu einigen Veränderungen in der Organisation kommen. Vor allem der Posten von Coach Malone wird zur Disposition stehen, mit Will Barton (Unrestricted) und Jokic (Restricted) werden wichtige Stützen Free Agents.

Die Nuggets stehen am Scheideweg. Ist der Kern gut genug für weitere mehr oder weniger erfolgreiche Jahre? Die nächsten fünf Partien werden wohl der Richtwert für die Franchise sein. Es erwartet die Nuggets ein heißer Tanz auf der Rasierklinge - und jeder Fehler könnte das Ende aller Playoff-Hoffnungen bedeuten.

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