NBA

Julius Randle bei den Los Angeles Lakers: Das Biest ist (endlich) los

Von Christoph Sahler
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© getty

Julius Randle spielt sich bei den Los Angeles Lakers immer mehr in den Vordergrund und zeigt dem Front Office, warum er einer der Bausteine beim Rebuild der Traditionsfranchise sein sollte. Lobende Worte gibt es sogar von Mavs-Star Dirk Nowitzki.

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Das erste Spiel nach dem All-Star Break war für Julius Randle ein Besonderes. Der in Dallas geborene Power Forward legte ausgerechnet im Heimspiel gegen die Mavericks das fünfte Triple-Double (18 Punkte, 13 Rebounds, 10 Assists) seiner Karriere auf - in der laufenden Saison war es sein erstes.

Gegen die Mavs scheint Randle stets besonders motiviert. Seine in diesem Jahr sowieso schon verbesserten Zahlen (14,8 Punkte, 7,6 Rebounds, 2,5 Assists) schraubte er in den letzten zwei Duellen gegen Dallas nochmal deutlich nach oben (24,5, 11,5, 4,5).

Lob von Dirk Nowitzki: "Randle ist ein Biest"

Nach der Partie am vergangenen Freitag ließ es sich dann auch Dirk Nowitzki nicht nehmen, seinen Gegenspieler für dessen starken Auftritt zu loben: "Er spielt gut. Wir haben versucht, ihm den Ball wegzunehmen oder ihn in die Falle zu locken, aber immer, wenn er den Ball fängt, wird er zum Biest."

Und tatsächlich lieferte Randle an diesem Abend eine beeindruckende All-Around-Performance im Staples Center ab. Er demonstrierte, wie wertvoll er für das Spiel der Lakers sein kann - auf beiden Seiten des Courts.

Julius Randle: Defensiv mit klaren Fortschritten

In Los Angeles ist mittlerweile schon seit Jahren bekannt, dass Randle ein guter Rebounder ist - wie schon in den letzten beiden Jahren führt er sein Team bei den Boards an. Als Shotblocker ist er nicht bekannt, aber dafür zeigt er insbesondere in diesem Jahr, dass er in der Defense andere enorm wichtige Fähigkeiten mitbringt.

Ende November 2017 zum Beispiel, als die Lakers die Warriors in eine OT-Schlacht verwickelten, zeigte Randle auf der größten Bühne: Er kann Pick-and-Rolls switchen. Im besagten Matchup gab es mehrere Sequenzen, in denen er erfolgreiche Lockdown-Defense gegen Steph Curry oder Kevin Durant spielte. Auch wenn Randle kein Gardemaß für einen Big Man mitbringt, ist er so in diesem Jahr einer der Gründe dafür, dass die Lakers ihre Team-Defense enorm steigern konnten.

Randle zeigt darüber hinaus mehr und mehr, dass er auch in der Offensive großen Einfluss haben kann. In den letzten 17 Partien hat er immer zweistellig gepunktet, über die Saison trifft er durchaus ansprechende 56,1 Prozent aus dem Feld

Julius Randle, der Wackelkandidat

Doch dass Randle überhaupt über die Trade Deadline hinaus Teil des Rosters in L.A. sein würde, schien lange ungewiss. Trotz seiner Entwicklung in den letzten Monaten hatte er lange einen schweren Stand im Team. Seine Spielzeit schwankte immer wieder, was auch damit zu tun hatte, dass Coach Luke Walton meinte, ihn dadurch besonders anstacheln zu können.

Randles Vertragssituation macht die Sache ebenfalls nicht einfacher. Das Arbeitspapier des 23-Jährigen läuft im Sommer aus. Bis Ende Oktober letzten Jahres hätten die Lakers ihm ein Angebot zur Verlängerung machen müssen, um den auslaufenden Deal vorzeitig zu verlängern.

Wenn Präsident Magic Johnson und GM Rob Pelinka den First-Round-Pick der Lakers von 2014 nun doch noch in Los Angeles halten wollen, können sie erst wieder im Juni mit ihm verhandeln. Dann wird Randle als Restricted Free Agent allerdings auch andere Angebote einholen dürfen.

Die Karrierestatistiken von Julius Randle

SaisonPunkteReboundsAssistsFG%Minuten
15/1611,310,21,842,928,2
16/1713,28,63,648,828,8
17/1814,87,62,556,124,9

Lakers: Jordan Clarkson und Larry Nance müssen gehen

Noch bis in die letzten Stunden der vergangenen Trade Deadline tauchte Randles Name in Gerüchten auf, einerseits als potenzieller Gegenwert für einen Erstrundenpick, andererseits als "Goodie" für ein Team, das den teuren Vertrag von Jordan Clarkson aufnehmen würde. Die Lakers fädelten am Ende bekanntlich wirklich einen Clarkson-Trade ein - allerdings ging Larry Nance Jr. mit nach Cleveland.

Nachdem feststand, dass Randle die Saison in Lila und Gold beenden wird, sprach er mit ESPN-Reporter Ohm Youngmisuk über seine Zukunft: "Ich liebe es, hier zu spielen. Ich liebe unseren Trainerstab und meine Mitspieler. Wir entwickeln uns gerade immer weiter und haben hier etwas Gutes am Laufen. Aber das Front Office wird tun, was sie für das Beste halten. Es liegt nicht in meiner Hand, aber ich würde am liebsten hierbleiben."

Lakers: In Topform seit der Jahreswende

Dafür sammelt Randle weiter fleißig Argumente und auch die Lakers haben sich in den letzten Wochen als Team enorm gesteigert. Seit Jahresbeginn haben 15 ihrer letzten 22 Spiele gewonnen. Nach dem schwachen Saisonstart zeigt die Formkurve also eindeutig nach oben, auch wenn die Lakers nicht mehr ins Rennen um die Playoff-Plätze eingreifen werden können.

Dennoch markiert die laufende Saison einen eindeutigen Schritt in die richtige Richtung. Nach den vier katastrophalsten Jahren der Franchisehistorie, in denen man insgesamt zu lediglich 91 Siegen kam, hat Coach Luke Walton jetzt ein junges Team mit viel Entwicklungspotenzial zusammen, das Spiele gewinnen kann.

Lakers: Positive Bilanz mit Randle als Starter

Im Team gibt es wieder Konkurrenzsituationen. Jeder muss sich beweisen und zeigen, dass die Lakers gerade ihn brauchen werden, wenn sie wieder Contender sein wollen. Diese Herausforderung scheint Randle, der außerdem natürlich auch um einen neuen Vertrag spielt, verstanden und angenommen zu haben.

Über die gesamte Saison haben die Lakers eine positive Bilanz, wenn Randle in der Starting Five steht. Er gehört außerdem zu den neun Spielern in der Liga, die bei einer mindestens 25-prozentigen Usage-Rate eine True Shooting Percentage von über 60 Prozent aufweisen - und war der einzige von diesen neun, der nicht in den All-Star-Teams stand.

In Offensive-Rebound-Putbacks sind ligaweit nur Anthony Davis, LaMarcus Aldridge, Enes Kanter und Karl-Anthony Towns effizienter. Aus dem Post trifft Randle 50 Prozent seiner Würfe und steht damit nur noch hinter Towns, Kanter und Joel Embiid.

Eine Frage der Strategie

Die große Frage in der Stadt der Engel bleibt aber, wie es im Sommer weitergeht. Schlägt L.A. in der Free Agency zu und ist tatsächlich in der Lage, Stars wie Paul George und/oder LeBron James zu rekrutieren? Und würde Randle dann einerseits spielerisch und andererseits vom Gehalt her noch hineinpassen?

Mit seinen Leistungen in seiner dritten "echten" NBA-Saison (im Rookie-Jahr absolvierte er nur ein halbes Spiel) hat Randle jedenfalls beste Argumente für eine Verlängerung geliefert. Sollten Johnson und Pelinka nicht bereit dazu sein, ihm einen teuren Vertrag zu geben, wird er mit Sicherheit einige Angebote vorgelegt bekommen. Als möglicher Interessent werden die Dallas Mavericks gehandelt, die Randle zurück in seine Heimat holen könnten.

Es gibt immer noch Lücken im Spiel des 23-Jährigen - allen voran den miesen Distanzwurf (22,5 Prozent 3FG). Aber er ist eben auch in anderen Bereichen so talentiert, dass man in ihm ziemlich problemlos einen künftigen Star sehen kann. Seine Kombination aus Kraft, Touch und Athletik ist auch in der NBA selten. Ein Biest.

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