NBA

Was steckt hinter dem LeBron-zu-Golden State-Gerücht? Kalkulierter Schwachsinn

Von SPOX
LeBron James kommuniziert seinen Ärger vorzugsweise passiv-aggressiv.
© getty

ESPN überraschte am (in den USA) späten Mittwochabend mit der Nachricht, dass LeBron James im Sommer einen Wechsel zu den Golden State Warriors in Betracht ziehen könnte. Das wird nicht passieren - hinter der Nachricht steckt etwas anderes.

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Man hätte ja fast annehmen können, dass die Cavaliers mal wenigstens für ein paar Stunden zur Ruhe kommen. Im ersten Spiel nach der Verletzung von Kevin Love wurde schließlich gegen Miami gewonnen, auch wenn man dabei nicht von einer Glanzleistung sprechen konnte. Immerhin defensiv passte es, beinahe ein Novum in der laufenden Saison.

Doch einige Stunden später verbreitete sich dann eine neue Meldung durch den NBA-Äther. ESPN-Mann Chris Haynes veröffentlichte einen Bericht, in dem die Rede davon war, dass LeBron James im Sommer zuhören würde, sollten sich die Warriors bei ihm melden, "aus Respekt". Viel mehr stand eigentlich nicht in dem Artikel, nicht einmal, dass die Warriors überhaupt um ein Meeting bitten würden.

Startet das Kopfkino!

Es war natürlich trotzdem genug, um das Kopfkino anzuwerfen. Nicht mehr nur "LeBron bei einem anderen Team?", sondern auf einmal "LeBron mit Curry und Durant und Green???" - verständlich, dass da sämtliche Alarmglocken schrillen. Könnte man die Liga nicht gleich plattmachen, wenn die drei vermutlich besten Spieler der Welt (konservativ: 3 der Top 5) in einem Team spielen sollten?

Die Antwort lautet: Ja, könnte man wohl. Aber es wird nicht dazu kommen. Diese Sorge muss man sich nicht machen. Dass LeBron das Team wechselt, kann sehr gut sein, aber nach Golden State wechseln würde er nicht - dafür sind ihm der (reparierte) Ruf und auch das (leidige) GOAT-Thema zu wichtig. Sollte er zu den Warriors wechseln, würde ihn niemand mehr auf eine Stufe mit Michael Jordan stellen. Das ist ihm auch bewusst.

Dass dieses Gerücht gerade jetzt auftaucht, ist aber natürlich kein Zufall. Es ist mit Sicherheit auch vieles, aber kein Versehen. Kein NBA-Spieler kontrolliert den Informationsfluss um ihn herum so gut wie LeBron. Wenn aus seinem Kreis etwas durchsickert, ist das im Normalfall kalkuliert.

Teuflische Szenarien

Über das Kalkül in diesem Fall lässt sich natürlich bestens spekulieren. Das vielleicht unterhaltsamste Szenario präsentierte der früher als "Free Darko" aktive GQ-Autor Nathaniel Friedman: "LeBron will die Cavs auf seinem Weg nach draußen so kaputt machen wie möglich, um den Wert zu reduzieren, damit er sie eines Tages kaufen kann. Nachdem er in Golden State vier weitere Titel gewinnt und an MJ vorbeizieht."

Ganz so kompliziert dürfte die Ursache vermutlich nicht sein. Eher kann man davon ausgehen, dass LeBron einerseits natürlich weiß, dass eine solche Headline in einer Woche voller Headlines alles dominieren wird und damit auch den ihm verhassten Cavs-Besitzer Dan Gilbert bloßstellt, und dass er andererseits auch die Cavaliers unter Druck setzen will.

Nur noch eine Woche Zeit

Die Trade Deadline ist nur noch eine Woche entfernt. James ist nicht zufrieden mit dem Zustand seines Teams, das kann er auch gar nicht sein. Trotz ihrer 30-20-Bilanz haben die Cavs einen mehr als chaotischen Januar hingelegt, nun hat sich Love schwer verletzt und James damit den einzigen wirklich konstanten Mitspieler verloren. Dabei könnte der King selbst eine Pause gut gebrauchen - auch seine Zahlen sind im Januar ziemlich eingebrochen (23,5 Punkte, 22 Prozent 3FG).

Die Pause wird James mit dem All-Star Break ohnehin bekommen. Um danach aber wieder richtig angreifen zu können, will er offensichtlich, dass das Front Office ihm noch etwas mehr Hilfe auftreibt. In der aktuellen Form jagen die Cavaliers niemandem Angst ein, nicht einmal in der Eastern Conference, die seit gefühlten 50 Jahren immer von James gewonnen wird.

Abgesehen von dem kolportierten Deal für George Hill ist es in den letzten Tagen ziemlich ruhig um Cleveland gewesen, was Trades angeht - primär deshalb, weil die Cavs sich weigern, den berüchtigten Brooklyn-Pick anzubieten. Dieser ist zwar gewissermaßen auch eine Absicherung für Cleveland, wenn LeBron im Sommer gehen sollte, aber das kann ihm natürlich egal sein. Er will jetzt gewinnen und nicht für eine Zukunft planen, die er womöglich ohnehin woanders verbringen wird.

Dilemma setzt sich fort

Die Cavs sollten nicht klein beigeben und den Pick traden, wenn James ihnen nicht über diese Saison hinaus zusagt. Das wird er aber nicht tun, und deswegen existiert eine Art Patt-Situation. Dieses Dilemma schleppen die Cavs bereits seit dem Trade von Kyrie Irving, der ihnen den Pick brachte, mit sich rum.

LeBron hat selbst zu der Situation beigetragen, aber das macht für ihn natürlich keinen Unterschied. Er ist sauer. Und wenn dieses Störfeuer wirklich aus seinem Camp kommt, wovon man ausgehen darf, wäre es bei weitem nicht das erste Beispiel für James' passiv-aggressive Kommunikation.

James wird nicht ernsthaft darüber nachdenken, gemeinsam mit Curry und Durant auf Titeljagd zu gehen. Er weiß aber genau, was es auslöst, wenn es so aussieht, als könnte er das tun. Es hat schon seine Gründe, warum sich die Cavaliers seit seiner Rückkehr permanent im Auge des Sturms aufhalten.

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