NBA

Fünf Fragen zu den Trades der Cleveland Cavaliers: Und in L.A. knallen die Korken

Von Philipp Jakob
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Was bedeuten die Deals für die Cavaliers?

Innerhalb von nur wenigen Stunden haben die Cavaliers fast ihr komplettes Team auf den Kopf gestellt und somit auf den Abwärtstrend reagiert. Nachdem LeBron James und Co. in 14 der vergangenen 22 Spiele als Verlierer vom Parkett gingen, war abzusehen, dass die Cavs um Besitzer Dan Gilbert und General Manager Koby Altman reagieren werden. Diesen heftigen Umbruch dürften allerdings die wenigsten erwartet haben.

Gut ein Drittel des Kaders wurde ausgetauscht, mit Thomas, Frye, Shumpert, Crowder, Rose und Wade verliert Cleveland einen Kern der Mannschaft, der laut ESPN Stats & Info 31 Prozent aller Minuten des Teams abgespult hat - wenn auch mit überschaubarem Erfolg. Gerade Thomas kam nach überstandener Hüft-Verletzung überhaupt nicht in Fahrt, auch Crowder konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen.

Das Team war alt, stellte mit einem Defensiv-Rating von 109,9 die zweitschlechteste Verteidigung der NBA und machte vor allem mit internen Keilereien Schlagzeilen. Die Chemie unter den Spielern passte bekanntermaßen vorne und hinten nicht, die Cavaliers waren nur höchst selten als eine Einheit auf dem Parkett zu sehen. Das alles soll sich nun ändern.

Indem GM Altman gleich sechs Spieler verschifft, sorgt er für eine neue - und sicherlich deutlich bessere - Stimmung im Locker Room. Zudem werden die Cavs durch die Deals deutlich jünger und athletischer. Davon wird Clevelands ohnehin gute Transition-Offense weiter profitieren, gerade Larry Nance Jr. ist bekannt dafür, äußerst gerne den Fastbreak zu laufen und mit dem ein oder anderen spektakulären Alley-Oop abzuschließen.

Er bietet den Cavs zudem etwas mehr Tiefe im Frontcourt, nachdem Frye in der aktuellen Spielzeit in der Rotation eine immer kleinere Rolle gespielt hatte. Clarkson, Hill und Hood liefern außerdem Shooting, dass das Team von Head Coach Ty Lue in der Offense dringend benötigt. Defensiv können alle drei ihren Mann stehen, vor allem Hill sollte ein deutliches Upgrade gegenüber Thomas darstellen. Immerhin ist der 31-Jährige in der Lage, beide Guard-Positionen zu verteidigen - auch wenn er dies im Trikot der Kings nicht immer zeigte.

Dennoch ist aus Sicht der Cavaliers natürlich nicht alles Gold, was glänzt. Der Umbruch des Kaders hatte seinen Preis: Um Thomas abzugeben und Nance sowie Clarkson nach Ohio zu locken, musste Altman den eigenen 2018er Erstrundenpick abgeben. Dies könnte in Zeiten, in denen Erstrundenpicks als extrem wertvoll angesehen und von Teams nur ungern abgegeben werden, noch Bauchschmerzen verursachen. Immerhin handelt es sich bei dem Duo um zwei sehr talentierte Spieler, auf der ganz großen Bühne konnten sie aber bisher nicht zeigen, was sie drauf haben.

Ein weiterer Kritikpunkt an den zahlreichen Moves der Cavs: Die Franchise hat für den Umbruch ihre finanzielle Flexibilität voraussichtlich auf Jahre hinaus geopfert. Allein in der kommenden Spielzeit 2018/19 haben die Cavs einen Payroll von 110 Millionen Dollar - und das ohne Rodney Hood (Restricted Free Agent) und LeBron James, der aller Wahrscheinlichkeit nach Free Agent wird.

Bis dahin müssen die Cavaliers mit dem grundsanierten Roster Überzeugungsarbeit leisten, um James einen Verbleib in Ohio schmackhaft zu machen. Das geht am einfachsten über gute Leistungen und einen Trip in die Finals. Durch die am Donnerstag eingefädelten Deals scheint dieses Szenario wahrscheinlicher geworden zu sein. Das Roster wurde mit talentierten Spielern repariert. Zwar bleibt nicht viel Zeit zur Eingewöhnung, dennoch darf man die Cavs erneut in der Contender-Verlosung erwarten. Und auch wenn es mit den Finals oder einer Vertragsverlängerung mit James nicht klappen sollte: Cleveland hat immer noch Brooklyns Erstrundenpick in der Hinterhand.