NBA

Detroit Pistons nach dem Trade für Blake Griffin: Die Flitterwochen sind vorbei

Blake Griffin spielt seit Anfang Februar 2018 für die Detroit Pistons
© getty

Es begann alles so vielversprechend für die Detroit Pistons nach dem Trade für Blake Griffin. Die ersten fünf Spiele wurden allesamt gewonnen, dann setzte es aber drei Niederlagen am Stück. Welche Trends lassen sich mit dem neuen Franchise Player erkennen?

Cookie-Einstellungen

So schnell können die Flitterwochen vorbei sein. Anthony Davis schenkte den Pistons in heimischer Halle 38 Punkte ein (er hält nun den Rekord im Palace von Auburn Hills und in der neuen Little Caesars Arena), die Pistons kassierten zum zweiten Mal in Folge 118 Zähler. Dabei herrschte doch noch nicht einmal eine Woche zuvor so etwas wie eine seltene Euphorie in Motown. Blake Griffin, der neue Franchise Player, war endlich da und das Team gewann die ersten fünf Spiele mit ihm - auch wenn er beim ersten gar nicht mitspielte, aber schon als Zuschauer dabei war.

Es folgten jedoch Heimniederlagen gegen die Clippers und die Pelicans sowie eine peinliche Niederlage gegen das derzeit schlechteste Team der Eastern Conference, die Atlanta Hawks, für die man sich immerhin wenige Tage später, wenn auch wenig ruhmreich, revanchieren konnte.

"Wir haben es nicht verdient, diese Spiele zu gewinnen", zürnte Coach Stan Van Gundy nach der Abreibung gegen die Pelicans. "Wir sind den Loose Balls nicht hinterher gegangen und wurden mehrfach in Transition erwischt. Das ist unentschuldbar."

Pistons: Neues Personal, alte Probleme

Ein neuer Superstar ist da, die Probleme bleiben jedoch die gleichen. Die Pistons präsentierten sich nach dem starken Saisonstart zu inkonstant, gerade die Defense und vor allem die Bank bleiben weiterhin Sorgenkinder. Detroit genehmigt unter anderem eine gegnerische Dreierquote von 37,3 Prozent (Platz 27) bei satten 11 Treffern pro Spiel (Platz 23). Obwohl das Potenzial für gute Defense durchaus vorhanden ist.

An manchen Abenden, wie zum Beispiel gegen Portland (111:91), zeigen die SVG-Mannen, dass sie es können. Ish Smith ist auf der Eins zwar kein guter Verteidiger, aber auf dem Flügel sind die Pistons mit Reggie Bullock und Stanley Johnson gut bestückt, ein wichtiges Gut in der NBA. Dazu schlägt sich die Combo mit Griffin und Andre Drummond überraschend gut (99,2 Defensiv-Rating, wenn sie zusammen auf dem Feld stehen). Problematisch wird es eher dann, wenn durchrotiert werden muss.

Pistons: Wie funktionieren Griffin und Drummond?

Im Prinzip steht SVG neben den beiden Stars nur ein brauchbarer Big in Anthony Tolliver zur Verfügung, da Eric Moreland noch kein NBA-Niveau erreicht hat und zuletzt einige DNPs kassierte. So fungierte Griffin bisher viel als Small Ball-Fünfer mit den Reservisten, was eigentlich auch eine gute Strategie ist.

Wenn Drummond nicht auf dem Feld steht, kann Griffin seine Stärken besser ausspielen und mehr im Post agieren. Seine Athletik ist zwar nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor einigen Jahren, aber durch seine gute Fußarbeit und seine Aggressivität ist Griffin häufig in der Lage, für sich selbst zu kreieren oder Freiwürfe zu ziehen. Sein Passspiel bleibt dabei vielleicht sogar die größte Stärke in seinem Spiel.

Im Trikot der Pistons legt Griffin bisher 21,4 Punkte, 7,4 Rebounds und 6,1 Assists pro Partie auf. Problematisch ist jedoch, dass der Power Forward nur 40,6 Prozent aus dem Feld trifft und bei 6,3 Dreiern pro Spiel nur jeder vierte Wurf den Weg in den Korb findet. Die mangelnde Effizienz hat aber natürlich auch mit dem suboptimalen Spacing bei den Pistons zu tun.

Woher kommt das Shooting?

Durch die Abgänge von Avery Bradley und Tobias Harris fehlt jede Menge Firepower auf dem Flügel. Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auf Bullock und Johnson, die die Starting Spots übernommen haben. Bullock trifft seit dem Griffin-Trade starke 45,9 Prozent von draußen und liegt damit deutlich über seinem Karriereschnitt (39,4), Johnson wird von gegnerischen Verteidigungen dagegen kaum respektiert, auch wenn er immerhin 36,0 Prozent seiner Versuche versenkt.

Diese Zahlen werden aber großen Schwankungen unterliegen, was man beispielsweise gegen New Orleans auch schon sehen konnte. Das ist für die Pistons enorm problematisch, unabhängig von den defensiven Vorzügen des Duos. Apropos problematisch: Als Team treffen die Pistons laut NBA.com nur 35 Prozent ihrer Dreier, wenn sie völlig frei stehen.

Ein weiteres Problem könnte die Rolle von Drummond in der Offensive werden, wenn er mit Griffin auf dem Feld steht. Van Gundy konnte den Center vor der Saison als Spielmacher am Perimeter integrieren, der dann hart zum Korb abrollte und sich darauf beschränkte, was er am besten kann - nämlich Lobs fangen, dunken und Putbacks verwerten.

Van Gundy will Offense neu strukturieren

Neuerdings wird Drummond aber wieder mehr im Post geparkt. Dort versucht er jedoch zu oft, seine Würfe zu erzwingen beziehungsweise hat nicht die Tools, den Ball in den Korb zu bringen. Von seinen Hakenwürfen trifft der Center gerade einmal 32 Prozent, das ist absolut unterirdisch und sogar noch einmal deutlich schlechter als in der Vorsaison (43,1 Prozent).

Dennoch profitiert der Big auch von der Anwesenheit Griffins. Das Vier-Fünf-Pick'n'Roll ist eine Waffe, die kaum zu verteidigen ist. Weil die gegnerischen Bigs in die Aktion eingebunden werden, können unter dem Korb nur kleine Spieler aushelfen, was für eine Urgewalt wie Drummond ein gefundenes Fressen ist.

Van Gundy gab aber zu, dass die Abstimmung noch nicht wirklich passt. "Als wir für Reggie Jackson tradeten, spielten wir bereits viel Pick'n'Roll. Es mussten nur kleine Anpassungen unternommen werden. Blake ist offensichtlich ein anderer Spielertyp als Tobias. Die Offense ist noch kein guter Fit. Wir haben versucht, einen fließenden Übergang zu schafften, das hat nicht geklappt. Wir werden versuchen, seine Stärken besser zu nutzen. Das hätten wir früher machen müssen."

Comeback von Reggie Jackson steht bevor

So kam der All-Star Break gerade richtig für die Pistons, die sich kaum noch Ausrutscher erlauben können. "Ich habe eine Million Ideen, aber ich muss jetzt die besten für unser Team herausfiltern", erklärte Van Gundy. Was auch immer der erfahrene Coach plant, er wird mit Sicherheit auch Jackson in seine Überlegungen einbeziehen. Zwar ist weiter unklar, wann der Guard nach seiner Knöchelverletzung wieder eingreift, ein Comeback scheint aber nicht mehr weit weg.

Griffin ist derweil optimistisch, dass der Point Guard und er gut harmonieren werden, auch wenn sie noch keine Minute zusammen auf dem Feld standen. "Da er ein guter Pick'n'Roll-Spieler ist, ist die halbe Miete schon erreicht", so Griffin. "Er konnte nun unser Spiel gut beobachten und wird seine Schlüsse gezogen haben."

Mit Jackson würden die Pistons auch eine andere Dimension in ihr Spiel bekommen. Smith machte seine Sache ordentlich, ist aber kein Distanzschütze (25,6 Prozent bei 0,8 Versuchen pro Spiel) und behindert so das ohnehin schwache Shooting. Seine Gegenspieler sinken ab und machen es den Bigs dadurch noch schwieriger. Jackson ist zwar auch kein Sniper, er verweigert aber nicht den offenen Wurf wie Smith und muss zumindest respektiert werden.

Pistons: Wochen der Wahrheit

Ob Jackson aber die Lösung der Probleme ist? Die nächsten Wochen werden es zeigen und haben es mit Spielen gegen Boston, in Charlotte, in Toronto und gegen Milwaukee in sich. Doch gerade gegen größere Kaliber sahen die Pistons bisher sehr gut aus, wie Siege gegen Golden State, Boston, Minnesota (2x), San Antonio, Houston und OKC belegen.

"Wir sind ein komisches Team", muss auch der Coach eingestehen. "Wir sind in der Lage, jeden zu schlagen, aber jeder kann auch uns schlagen." Es gilt nun vor allem die Pflichtsiege gegen die kleineren Teams einzufahren und gelegentlich ein Top-Team zu ärgern.

Nur so könnte es im April verlängerte Flitterwochen geben. Vorerst muss die Beziehung von Griffin und Detroit aber erst einmal den grauen Alltag meistern.

Artikel und Videos zum Thema