NBA

Nach dem kontroversen Ende zwischen OKC und Milwaukee: Genug ist genug!

Von SPOX
Russell Westbrook
© getty

Zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden wurde in der Nacht auf Samstag ein Spiel durch kontroverse Calls entschieden - wobei es diesmal sogar eindeutig eine Fehlentscheidung war. Während die OKC Thunder in die Röhre blicken, kann man den Schiedsrichtern aber nur bedingt einen Vorwurf machen.

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Ein paar Stunden vor dem Tip-Off in OKC wurde von Seiten der NBA ein Last-Two-Minute Report veröffentlicht, der zwei kontroverse Calls vom Vortag bestätigte: Die beiden Offensiv-Fouls, die James Harden beim Spiel gegen die Boston Celtics in der letzten Minute kassierte, waren demnach legitim. Überhaupt galt dies für alle 10 Plays, in die Harden in den letzten zwei Minuten involviert war.

Allerdings hatten dem Report zufolge sowohl Jayson Tatum als auch Al Horford vor ihren spielentscheidenden Punkten beim 99:98-Sieg der Celtics Schrittfehler begangen, die nicht geahndet worden waren. Wofür sich Houston im Nachhinein natürlich nichts kaufen konnte. "Ist mir egal. Es ist vorbei", sagte Rockets-Coach Mike D'Antoni, als er mit dem Report konfrontiert wurde.

Ein paar Stunden später demonstrierte Carmelo Anthony eine ganz ähnliche Einstellung. "Ich nehme an, dass wir im News-Ticker sehen werden, dass die Refs da einen Call verpasst haben. Aber wir können nichts mehr dagegen tun. Also können wir das auch vergessen und uns bereit machen für das nächste Spiel - gegen wen spielen wir am Sonntag? Dallas? Wir machen uns bereit für Dallas."

Antetokounmpo-Aktion: Keine Review möglich

Anthony - wie auch die anderen Spieler der Thunder - äußerte sich nach dem Spiel professionell, die Frustration war allen Beteiligten aber logischerweise anzusehen. In diesem Fall auch vollkommen zu Recht: Denn während in Boston über die Offensiv-Fouls zumindest diskutiert werden konnte, lieferte das spielentscheidende Play in OKC keinerlei Raum für Diskussionen: Giannis Antetokounmpo war bei seinem Drive zum Gamewinner eindeutig ins Aus getreten.

In Echtzeit war dies schwer zu erkennen, wenn auch nicht unmöglich. In Zeitlupe allerdings war der nicht gerade winzige Fuß des Griechen klar erkennbar weit über der Linie. Klar erkennbar für jeden Zuschauer - nur eben nicht für die Schiedsrichter. Denn diese durften auf die Zeitlupe nicht zurückgreifen.

"Es muss ein Pfiff erfolgt sein, damit man eine Aktion noch einmal überprüfen darf", erklärte Referee Derrick Stafford nach dem Spiel das Dilemma. "Es gab keinen Call, deswegen auch keine Review."

So blöd das klingen mag, es ist wahr: Aufgrund dieser Regel konnten die Schiris diese spielentscheidende Aktion nicht noch einmal untersuchen lassen.

Spannungen zwischen den Spielern und Schiedsrichtern

Das Kuriose dabei: Es wäre für OKC daher besser gewesen, wenn die Defensiv-Aktion von Russell Westbrook nicht als sauberer Contest, sondern als Foul gewertet worden wäre - denn bei späten Reviews von Fouls oder Field Goals "dürfen" die Schiedsrichter auch darauf achten, ob zuvor vielleicht jemand auf die Linie getreten ist. Allein diese Tatsache zeigt schon den Fehler im System.

Die Referees standen zuletzt häufig in der Kritik beziehungsweise im Fokus. Einem ESPN-Bericht vom 22. Dezember zufolge hat es vor kurzem bereits ein Meeting zwischen der Players Union und Vertretern der Schiedsrichter gegeben, um über die Spannungen zwischen Spielern und Refs zu sprechen.

Mehrere Superstars, darunter LeBron James und Kevin Durant (sogar dreimal) wurden zuletzt aus Spielen geworfen, dazu gerieten Courtney Kirkland und Golden States Shaun Livingston sogar physisch aneinander und wurden in der Folge gesperrt.

Am 25. Dezember war der Ärger über die Officials dann erneut groß, als diese in der Schlussphase des Finals-Rematches zwischen Golden State und Cleveland zwei Fouls von Durant an James übersahen.

Billy Donovan: "Er stand offensichtlich im Aus"

Die Kontroverse in OKC passt irgendwie in diese Reihe - aber auch nicht wirklich: Man konnte den Refs vorwerfen, dass sie nicht sofort die richtige Entscheidung trafen, aber man konnte ihnen nicht vorwerfen, dass sie danach keine Review durchführten. Denn das durften sie nicht. Und hier sollte die NBA eingreifen, um ihre Offiziellen besser zu unterstützen und auch zu schützen.

Das deutete auch Thunder-Coach Billy Donovan nach dem Spiel an. "Er stand offensichtlich im Aus, das wissen wir alle. Ich konnte persönlich keine Zeitlupe sehen; ich habe während des Spiels um eine Review gebeten. Sie konnten keine Review durchführen, aber das ist etwas, womit sich die Liga beschäftigen muss. Das kontrollieren sie, nicht wir."

Ausgleichende Gerechtigkeit?

Irgendwann am Samstag wird ein Report erscheinen, der bestätigt, dass der Call beim Game-Winner verpasst wurde. Nicht erwähnt werden wird dagegen ein Dunk von Antetokounmpo, dem vier Schritte vorausgingen - denn dieser ereignete sich in der ersten Hälfte, nicht in den letzten beiden Minuten.

OKC kann sich dann logischerweise nichts davon kaufen. Und irgendwo gibt es da natürlich auch den alten Glauben an die ausgleichende Gerechtigkeit - natürlich wurden von Westbrook oder Anthony in ihren Karrieren auch schon mal Schritte übersehen. Das ist der Lauf der Liga - gewisse Fehler lassen sich einfach nicht vermeiden.

Das macht es allerdings umso unverständlicher, wenn solche, die man durchaus vermeiden kann, nur aufgrund einer komischen Regel nicht vermieden werden.

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