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Wenn er gesund bleibt ...

Von Robert Arndt
Joel Embiid verpasste in drei Jahren über 200 Spiele
© getty

Joel Embiid hat seinen Vertrag bei den Philadelphia 76ers um fünf Jahre verlängert. Der Kameruner bestätigte dies und kann unter gewissen Voraussetzungen sogar ein Max-Spieler werden. Ein hohes Risiko, welches die Franchise eingeht - aber auch nachvollziehbar.

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Wie kann ein Team einem Spieler 148 Millionen Dollar über fünf Jahre geben, der in drei Jahren lediglich 31 Spiele absolviert (und 215 verpasst) hat und auch für die anstehende Saison noch nicht völlig fit ist? Diese Frage werden sich sicher viele Fans rund um die Association stellen - und das zurecht. Die Krankenakte liest sich wie folgt: Fußoperation, Operation im rechten Fuß, Operation im linken Knie, alles im Zeitraum von drei Jahren.

Aber Joel Embiid ist eben auch ein außergewöhnlicher Spieler, das werden die wenigsten Leute bestreiten, auch wenn der Hype um den Kameruner in der vergangenen Saison teils seltsame Blüten trieb. Natürlich war seine Usage Rate für einen Big Man mit 36,3 Prozent teils absurd und in den Sphären von Russell Westbrook (41,7 Prozent), doch wenn er auf dem Court stand, lieferte Embiid ab.

In 25,4 Minuten legte Embiid 20,2 Punkte, 7,8 Rebounds und 2,5 Blocks auf, dazu versenkte er annehmbare 36,7 Prozent seiner Dreier. Der 23-Jährige ist ein Spieler, der auf beiden Seiten des Courts zu glänzen zu vermag, alleine durch seine schiere Präsenz von 2,13 m.

Embiid hebt Philly auf ein anderes Niveau

So schlecht die Sixers in der vergangenen Saison auch waren: Stand Embiid auf dem Feld, war Philly ein potenzielles Playoff-Team. Mit ihm machte das Team von Brett Brown im Schnitt 3,3 Punkte mehr als der Gegner bei 100 Ballbesitzen. Um dies einzuordnen: Das war besser als das Netrating der Boston Celtics oder der Cleveland Cavaliers. Nur sechs Teams ist der gesamten Liga waren besser als die Sixers mit Embiid auf dem Court.

Klar ist auch, dass dieser Vertrag, wenn er demnächst ausgehändigt wird, mit nichts vergleichbar ist, was die Liga bislang gesehen hat. Allerdings geben die Sixers dieses große Versprechen auch an einen Spieler, der das Potenzial hat, ein revolutionärer Spieler zu sein.

Embiid: Ein Risiko

Natürlich sind die Fragezeichen groß. Ein 23-Jähriger, der ständig verletzt ist, aber bald fast 30 Millionen Dollar im Jahr verdienen wird (und damit 30 Prozent des Salary Caps auffressen wird), kann einem General Manager jede Menge Schweißperlen auf die Stirn treiben.

Es ist ein gewaltiges Risiko, doch wie sehen die Alternativen aus? Sucht nicht jede Franchise ein Gesicht, einen Spieler, der sein Team im Alleingang tragen kann? Spieler dieser Bauart gibt es nicht wie Sand am Meer und Philly kann sich glücklich schätzen, einen solchen Akteur in seinen Reihen zu haben. Die vorzeitige Verlängerung ist auch ein Zeichen des Vertrauens in Embiid. Die Organisation war stets geduldig und bleibt es auch jetzt. Wäre Embiid in die Restricted Free Agency im Sommer gegangen, hätten die Sixers den Center zu einem ähnlichen Preis halten können, doch mit diesem Move wurde noch einmal die Vertrauensbasis gestärkt.

Sixers: Die Strategie bleibt konsequent

Gleichzeitig ist es auch die logische Fortsetzung des eigenen Kurses, der unter Ex-GM Sam Hinkie eingeschlagen und unter Bryan Colangelo fortgeführt wurde. Bereits 2014 pickten die Sixers Embiid an Nummer drei, obwohl seine Verletzungshistorie bekannt war und er im ersten Jahr kein Spiel absolvieren würde. Es ist eine Ausrichtung, die viele Gefahren birgt, aber auch hohe Gewinne ausschütten kann.

Es wird es Klauseln im Vertrag geben, die Philadelphia schützen könnte. Noch wurde nicht kommuniziert, welcher Betrag der 148 Millionen voll garantiert sein wird, doch es wird Wege geben, damit Philly im Falle einer weiteren schweren Verletzung nicht das volle Gehalt gegen den Salary Cap rechnen muss. Ein weiterer Vorteil der frühen Verlängerung. In der Restricted Free Agency hätte Philly womöglich deutlich schlechtere Deals matchen müssen. Irgendein Team hätte mit ziemlicher Sicherheit Embiid ein gigantisches Angebot gemacht.

Capprobleme werden die Sixers in naher Zukunft nicht bekommen. Der Großteil der Verträge läuft 2018 aus, Philly hält zahlreiche Optionen. Das Quartett aus Embiid, Markelle Fultz, Ben Simmons und Dario Saric ist bis mindestens 2020 unter Vertrag. Trotz des des Embiid-Vertrags würde dies Philadelphia zusammen nur knapp 50 Millionen Dollar kosten.

Embiid: Liebling bei Fans und Mitspielern

Doch es ist nicht nur sein Spiel auf dem Court, was Embiid so wertvoll macht. Kaum ein Spieler begeistert die Massen so sehr wie er. Seine Tweets und Videos sorgen regelmäßig für Belustigung. Embiid ist bereits nach 31 Spielen ein Fanliebling, auch außerhalb Philadelphias, und somit ein mächtiges Zugpferd für die gesamte Liga.

Gleichzeitig ist er auch unter seinen Teamkollegen extrem beliebt, was sich auch nach den ersten Gerüchten um die Verlängerung bestätigte. "Er verdient das", sagte Center-Rivale Jahlil Okafor. "Ihr habt alle gesehen, was er für ein super Spieler er ist. Als Mensch ist er sogar noch besser." Nik Stauskas schlug in die gleiche Kerbe. "Viele Leute stellen ihn in Frage, aber wir sehen ihn in jeder Trainingseinheit. Wenn er gesund bleibt, ist er jeden Cent wert."

Und da ist er wieder. Diese kleine, aber doch essentielle Makel. Mit Ausnahme der Verantwortlichen in Philadelphia weiß wohl niemand genau Bescheid, wie es um die Gesundheit des Big Man bestellt ist. So wird diese Verlängerung für viele Fans eine unverständliche Entscheidung bleiben.

Denn auch für diese Spielzeit ist noch nicht klar, ob Embiid zum Auftakt dabei sein wird. Erst kürzlich trainierte er mal wieder Fünf gegen Fünf im Training, in der Preseason kam er aber noch nicht zum Einsatz. Die Sixers pokern damit sehr hoch, der Ertrag könnte sogar noch größer sein. Wenn er gesund wird und es auch bleibt ...

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