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NBA: Als die Los Angeles Lakers Dwight Howard per Trade an die Seite von Kobe Bryant stellten

Von Thorben Rybarczik
Dwight Howard spielte 2012/2013 eine Saison bei den Los Angeles Lakers mit Kobe Bryant.
© getty
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Howard will Touches, Kobe überragt

Es war aber auch eine sehr unglückliche Aufgabe, die D'Antoni zu meistern hatte. Howard, der sich noch von Rückenproblemen erholte, hatte zu dieser Zeit schon Teile seiner Explosivität und Athletik eingebüßt, forderte aber trotzdem viele Touches im Post.

Dies wurde Jahre später noch an ihm kritisiert: Anspruch und Wirklichkeit lagen in dieser Hinsicht bei ihm weit auseinander. Seine Post-Moves sind nicht unbedingt von Raffinesse geprägt, gerade von außerhalb der Zone ist er komplett ungefährlich. Darüber hinaus war es schon immer ein probates Defensiv-Mittel, ihn im Zweifelsfall an die Freiwurflinie zu schicken.

Und Kobe? Der hob sein Spiel auf eine andere Ebene. Da Nash unter seinem Alter und Rücken leidend über 30 Spiele verpasste, agierte Bryant in der Rolle als Initiator und Playmaker. Er war zumindest bemüht, Howard und Gasol ins Spiel zu integrieren, verteilte so viele Assists wie noch nie in seiner Karriere und traf nebenbei so effizient aus dem Feld wie seit Jahren nicht mehr. Als zum Ende der Regular Season hin gar die Playoff-Teilnahme auf der Kippe stand, transformierte sich der damals 34-Jährige in einen Superhelden, der mit mehreren 40 Punkte-Auftritten zahlreiche Spiele im Alleingang entschied.

Hinter den Kulissen kursierten aber längst Gerüchte, dass die Teamchemie nicht mehr zu retten sei. Mit Howard und Kobe prallten zwei Charaktere aufeinander, die sich im Locker Room einfach nicht ergänzen konnten. Howard, der eher Wert auf eine lockere, auf Späßen ausgelegte Atmosphäre legte, soll mit dem verbissenen und überprofessionellen Bryant Probleme gehabt haben, der sich wiederum über die Mentalität des Centers beschwert haben soll.

Kobe Bryants Achillessehnenriss: Das tragische Ende

Ein vorgezogenes, tragisches und leider auch irgendwie zur Saison passendes Ende fand die Saison dann am 12. April 2013, als sich Kobe Bryant im Regular-Season-Spiel gegen die Golden State Warriors die Achillessehne riss und mit den Tränen kämpfend in die Katakomben humpelte - natürlich erst nachdem er noch seine Freiwürfe versenkt hatte.

Es war der Höhepunkt einer von Verletzungen verseuchten Saison, was man bei all den Chemie- und Coaching-Problemen nicht unter den Tisch kehren darf: Nash, Gasol, Howard , Steve Blake, World Peace und Bryant verpassten zusammengerechnet rund 200 Spiele. Dies als "erschwerende Bedingungen" zu bezeichnen, wäre gnadenlos untertrieben.

Letztendlich schleppte sich L.A. irgendwie in die Playoffs, wo es in der ersten Runde gegen den späteren Vizemeister aus San Antonio einen Sweep setzte. Das Projekt des Superteams war endgültig gescheitert - eine Chance auf Fortsetzung gab es praktisch nicht.

Es soll zwar ein Meeting gegeben haben, in dem Bryant, Nash und Howard zusammenkamen, um über eine gemeinsame Zukunft zu diskutieren. Wie dieses Treffen abgelaufen sein soll, beschreibt Phil Jackson in seinem Buch (woher er das weiß, sei mal dahingestellt): "Am Ende des Meetings fragte Howard Kobe, wie lange er noch zu spielen gedenke. Als Bryant sagte, dass er trotz seiner Verletzung noch drei, vier Jahre bleiben wolle, wurden Howards Augen leer und die Entscheidung, dass er gehen würde, war gefallen."

Los Angeles Lakers: Brachland statt Triumph

Das Projekt "Superteam" war durch den späteren Abgang Howards nach Houston grandios gescheitert und hinterließ nur Verlierer. Howards Ruf war ramponiert, woran auch Kobes spätere Aussagen, dass D12 ein softer Teddybär mit schwacher Mentalität sei, nicht unschuldig waren.

Die Lakers waren mit dem Deal All-in gegangen und das rächte sich: Sieben Jahre wartete das Team auf die nächste Playoff-Teilnahme. Zudem führte der Umgang mit Howard dazu, dass die einst so beliebte Anlaufstation für Free Agents plötzlich gemieden wurde. LeBron James stellte 2018 eine Ausnahme dar.

Da die Magic durch die Akquise von fünf Picks aus dem Trade bis heute mit Ausnahme zweier Playoff-Teilnahmen kein Kapital schlagen konnten und im Niemandsland herumdümpeln, brachte der Blockbuster-Deal nur Verlierer hervor. Das können sicherlich auch Kupchak und Jim Buss bestätigen, die sich für den Deal und auch für D'Antoni verantwortlich zeichneten. Anschließend gelang es ihnen nie mehr, eine Balance zu finden zwischen einer Ausrichtung auf die Zukunft nach und einer ordentlichen Gegenwart mit Kobe. Auch deshalb wurden sie abgesägt und durch Jeanie Buss und Magic Johnson (schon wieder weg) ersetzt.

Es ist mit den Blockbustern also tatsächlich wie im Kino - ein Megadeal kann Teams auf den Thron heben, Superteams kreieren und für eine rosige Zukunft sorgen. Er kann aber auch dazu führen, dass alles den Bach runtergeht und Brachland zurückbleibt.

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