NBA

Der kommende Rookie of the Year

Von Jan Menzner
Dennis Smith Junior begeister für die Dallas Mavericks bei der Summer League in las Vegas
© getty
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Rick Carlisle: Smith ist Starter

Ein solcher Fokus ist bei jungen Spielern nicht selbstverständlich. "Ich bin sehr begeistert von seiner Einstellung", sagte auch Mavs-Coach Rick Carlisle. Und diese Begeisterung zahlt sich aus: Der langjährige Dallas-Trainer ist nicht unbedingt als Rookie-Fan bekannt - trotzdem attestierte er Smith Junior bereits im ersten Jahr Starterqualitäten und bezeichnete ihn als "Instant-Impact Guy".

Doch natürlich ist die Mentalität nur die halbe Miete. In die NBA kommt nur, wer das orange-braune Leder dribbeln, passen, werfen oder stopfen kann. In Smiths Fall trifft beinahe alles davon zu.

Sein Dribbling ist extravagant, sein Antritt blitzschnell und sein Handling sicher. Kein Wunder: Wer jahrelang im Sommer mit Handschuhen und einem Ball in der Plastiktüte trainiert, fühlt sich auf den glatten Parkett natürlich wie im siebten Himmel - die kuriosen Trainingsmethoden seines Vaters zahlen sich jetzt aus.

MVP? Erstmal Rookie of the Year

Punkten kann Smith auf viele verschiedene Arten - das mussten die Suns am eigenen Leib erfahren. Beeindruckend sind dabei seine Drives zum Korb, da er für einen Point Guard eine überragende Physis aufweist.

Außerdem macht ihn seine Sprungkraft trotz 1,88 Meter Körpergröße zum starken Finisher am Korb - wie die deutlich größeren Marquese Chriss und Josh Jackson, vierter Pick des Drafts, mehrmals erkennen mussten.

Diese Mischung aus Athletik, Explosivität und Aggressivität nährt auch den häufiger auftauchenden Vergleich zu OKCs Russell Westbrook. Zuletzt kam der auch von Coach Carlisle persönlich und Smith kennt keine falsche Bescheidenheit: "Ich würde sagen, die Einschätzung ist fair."

Dass qualitativ natürlich (noch) ein großer Unterschied zum MVP besteht, räumt Smith bereitwillig ein - aber die Spielweise, die sei gleich. Das mag durchaus mit ein Grund sein, warum die meisten NBA-Experten Smith eine strahlende Zukunft prophezeien. Oder wie ein NBA-Scout gegenüber ESPN-Reporter Marc Spears sagte: Dennis Smith wird der 2018 NBA Rookie of the Year.

Dallas Offense: Pick your poison

Natürlich ist es bis dahin noch eine lange Zeit. Seine Leistungen in der NBA jetzt schon zu bewerten wäre verfrüht und auch Lonzo Ball und Markelle Fultz haben da wohl etwas gegen einzuwenden. Aber es zeigt, welches Potenzial in Smith stecken kann.

Bei den Mavs wird er gemeinsam mit Harrison Barnes, Yogi Ferrell, Nerlens Noel und Dorian Finney-Smith die Post-Nowitzki-Ära einleiten. Zum ersten Mal seit Jahren dürfte diese Vorstellung Mavs-Fans keine Angstschauer über den Rücken laufen lassen.

Man ist bereit für den Abgang des großen Deutschen. So bereit es eben geht. Mavs-Experte Ian Miller schreibt in seinem Blog gar von einer "Pick your Poison"-Offensive mit aggressiven Drives von Smith und Shooting von Barnes, Wes Matthews und Seth Curry.

Kein Konkurrenzkampf in Dallas

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Wie gut Ferrell und Smith Jr. harmonieren, konnte man hingegen bereits in der Summer League beobachten. Gegen die Suns sorgten sie in der zweiten Halbzeit mit kombinierten 18 Punkten, 7 Rebounds und 6 Assists für den Sieg.

Auch die Hackordnung ist bereits klar. "Ich habe das Gefühl, er ist ein Schlüsselstück für unseren Erfolg", sagte Ferrell. Deswegen werde er sich selbst zurücknehmen, "ihn machen lassen und dafür sorgen, dass er sein Übergang in die NBA so einfach wie möglich wird."

Die Mavericks werden alles dafür geben, dass sich Smith wohl fühlt, denn er ist die größte Hoffnung und der höchste Draftpick der Franchise seit - ja seit Nowitzki, der bekanntlich auch mal ein neunter Pick war.

Smith Jr.: "Nächstes Mal kriege ich ihn"

Natürlich hinkt der Vergleich zwischen den beiden - was sie aber gemeinsam haben ist die Arbeitsmoral und der ständige Wunsch, sich zu verbessern. Zum Beispiel in der Defense. "Es geht Schritt für Schritt", sagte Smith Jr., "ich lerne, wie man NBA-Defense spielt. Heute hatte ich vier Steals, gestern nicht - ich mache also Fortschritte."

Angesprochen auf ein missglücktes Alley-Oop-Finish, bei dem ihm nach Vorlage von Finney-Smith der Ball durch die Finger rutschte, sagte er nur: "Nächstes Mal kriege ich ihn." Und das wird er vermutlich.

Ob er seine Fortschritte auch weiter in der Summer League macht, ist jedoch unsicher, da Mavs-Offizielle bereits davon sprechen, lieber keine Verletzung ihres Top-Picks zu riskieren. Spätestens zum Saisonstart werden die Fans ihn aber wieder sehen. Als Starter. Auf der Eins. Und im American Airlines Center haben auch viel mehr Menschen Platz als im Smith Recreation Center von Tera Gardens.

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