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Ob sie das auch bei uns schaffen?

Von SPOX
Stephen Curry und Kevin Durant dürfen nun wieder zuhause ran
© getty

Die Golden State Warriors haben in Spiel 4 der Finals ihren ersten Rückschlag der Playoffs erlitten. Daran, dass sich die Cavs in einen Rausch spielten, waren die Dubs selbst schuld. Draymond Green kann sich eine Wiederholung aber nicht vorstellen.

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Dass die Golden State Warriors eine unfassbare Offense haben, ist hinlänglich bekannt. Was sie jedoch so gefährlich macht, ist die Tatsache, dass sie auch defensiv zur absoluten Elite gehören - eigentlich. Denn in den laufenden Finals zeigt der Trend an diesem Ende des Parketts deutlich nach unten.

In Spiel 1 hatten es die Dubs noch geschafft, den Gegner bei einem für dessen Verhältnisse lächerlichen Offensiv-Rating von 89,2 zu halten (Punkte pro 100 Ballbesitze). In Spiel 2 waren es immer noch ordentliche 105,3, in Spiel 3 dann nicht mehr so tolle 109,7. Dank Durants Kaltblütigkeit wurde auch dieses Spiel gewonnen.

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In Spiel 4 allerdings konnte die Offense gar nicht so viel scoren, um eine vogelwilde Verteidigung zu kompensieren. Das Rating der Cavs betrug 136,1. Das ist Playoff-Bestwert - nicht mal die Kanonenfutter-Teams im Osten ließen so etwas zu.

Warriors: Katastrophaler Start

Natürlich muss auch gesagt werden, dass die Cavs einen Haufen gut verteidigter Würfe durch die Reuse schickten. Ein Stepback-Dreier von Kyrie Irving über Stephen Curry war laut Draymond Green "einer der schwierigsten Würfe, die ich je gesehen habe." Auch der verrückte Dreier von J.R. Smith vom Logo und mit Ablauf der Shotclock war kaum zu verhindern, da sich die Cavs längst in einen Rausch gespielt hatten.

Dass es so weit kam, war aus Warriors-Sicht jedoch selbst verschuldet. "Wenn man ihnen diese offenen Würfe gibt, wie sie sie anfangs hatten, ist es fast schon klar, dass sie in so einen Rhythmus kommen", erklärte Durant. "Das darf man sich nicht erlauben - denn sie haben schon die ganze Saison über gezeigt, was passiert, wenn sie sich warmschießen."

Die Probleme der Dubs gingen schon in der Eröffnungsphase los. In den ersten zwei Minuten trafen die Cavs zwei Dreier, nachdem es die Warriors verpasst hatten, den Defensiv-Rebound zu sichern - und die anschließenden Closeouts raus zur Dreierlinie ordentlich zu laufen. Das frühe 14:5, das daraus resultierte, war der erste Momentum-Builder, der letztlich auch der entscheidende bleiben sollte.

Keine Kommunikation in der Defense

49 Punkte kassierten die Dubs im ersten Viertel, 86 in der ersten Halbzeit. Beides ist unangefochtener Finals-Rekord. Nun war es jedoch keinesfalls so, dass Golden State auf der anderen Seite einen miesen Tag erwischte: 68 Punkte und 54,5 Prozent aus dem Feld reichen im Normalfall für eine Halbzeit-Führung.

Das war diesmal anders, auch, weil die Cavs auf jeden Mini-Run der Warriors die richtige Antwort hatten und den nächsten Dreier trafen. Oft profitierten sie dabei von schlimmen Fehlern der Warriors-Defense. Beispiel 1: James spielt in der Zone einen Behind-the-Back-Pass auf Tristan Thompson. Anstatt selber abzuschließen, sucht dieser den Kickout-Pass in die Ecke - wo Kevin Love komplett freisteht und einfach versenkt. Sein Verteidiger - Draymond Green - stand derweil auf Höhe der Freiwurflinie und schaute gespannt dem Treiben am Brett zu. Als er bemerkte, dass sich Love weggeschlichen hatte, war es längt zu spät.

Beispiel 2: Kevin Love stellt auf dem Flügel einen Backscreen für Kyrie Irving. Dessen Verteidiger Klay Thompson umkurvt Love oben herum, woraufhin Uncle Drew das einzig richtige gemacht: In die Ecke sprinten, also von Thompson weg. Loves Verteidiger Green erkennt das und hilft bei Irving aus, was Thompson wiederum nicht mitbekommt. Dieser versucht deshalb, auch zurück zu Irving zu sprinten, woraufhin Love am Flügel völlig blank steht. Da James der Ballführer ist, kommt der Pass umgehend - den Rest kann man sich denken. Wer also ein Muster-Beispiel für fehlerhafte Kommunikation braucht, kann hier guten Gewissens zuschlagen.

Cavaliers mit neuer Physis

Von diesen Beispielen gibt es unzählige weitere, vor allem aus Halbzeit eins. Die gute Nachricht aus Dubs-Sicht ist derweil die, dass es anschließend besser wurde: Nach dem Pausentee war Spiel 4 eine ausgeglichene Angelegenheit (51:48 für die Cavs), obwohl das Team von Steve Kerr nun auch noch katastrophal aus dem Feld traf (35 Prozent FG, 21,7 Prozent Dreier).

Besonders Curry erwischte eine Off-Night. Er schien am meisten unter der Linie der Refs zu leiden, die abseits des Balles, also auch bei Offball-Screens, nahezu alles durchgehen ließen, während am Ball und beim Wurf praktisch gar nichts erlaubt war. Darüber hinaus wurde Steph in der Defense immer wieder geschickt in Pick-and-Rolls involviert und auch dort hart angefasst. Das kostete Energie, wodurch seine eigenen Würfe kürzer und kürzer wurden.

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"Sie haben eine Physis an den Tag gelegt, die wir von ihnen in diesem Jahr noch nicht kannten", sagte Kerr dazu. "Nun müssen wir uns darauf einstellen." Das sollte am besten schnell geschehen, denn an einer Rückkehr ins Höllenhaus nach Ohio für Spiel 6 hat wohl niemand Interesse.

Was derweil klar sein dürfte: Die Cavaliers sind kaum in der Lage, offensiv erneut so eine Fabelleistung hinzulegen. Es sei denn, sie bekommen wieder Hilfe von den Dubs in der Anfangsphase - doch selbst dann wird es ungleich schwerer, vor der brandheißen Oracle-Menge Momentum zu generieren. Oder um es mit den Worten Draymond Greens zu sagen: "Ich sehe einfach nicht vor mir, dass sie in der Bay Arena nochmal 24 Dreier treffen."

Das Playoff-Bracket im Überblick

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