NBA

"Das Hawks-System schadet Schröder"

Die SPOX-Redakteure diskutieren mit Demond Greene über die anstehenden Playoffs

Sind die Cleveland Cavaliers nach der Schwächephase noch der Topfavorit? Wo steht Boston wirklich? Welches Team hat das Potenzial zum Upset? Und was ist in den Playoffs für Dennis Schröder und die Atlanta Hawks drin? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit DAZN-Kommentator Alex Schlüter und Ex-Nationalspieler Demond Greene.

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Boston wird den fehlenden Trade zur Deadline bereuen

Alex Schlüter: Ich sage, Boston wird nichts bereuen. Ich sage aber auch, dass es nicht bedeutet, dass sie mit diesem Team, das sie jetzt haben, in die Finals kommen. Es war völlig richtig, nichts übers Knie zu brechen und zu versuchen, auf Teufel komm raus ein Meister-Team zusammenzustellen. Dazu ist die Mannschaft viel zu sinnvoll gebaut und hat viel zu viel Zukunft. Die Fans in Boston müssen einfach anerkennen, dass es der richtige Schachzug war, das Team zu zusammenzuhalten. Und sich noch ein wenig gedulden. Sie bekommen im nächsten Jahr wieder einen geilen Draftpick - danke an die Brooklyn Nets - auch, wenn sie dieses Jahr mit den Finals nichts zu tun haben werden. Vielleicht ist das der Baustein, den man braucht. Den muss man sich nicht über einen Trade für Jimmy Butler holen.

Demond Greene: Das sehe ich genau so, Alex. Es waren ja auch noch andere Namen im Gespräch, Blake Griffin zum Beispiel oder kurzzeitig auch Carmelo Anthony. Aber beide Spieler hätten der Mannschaft nicht gut getan. Von daher haben sie alles richtig gemacht. Gerade Jaylen Brown, den man vermutlich hätte abgeben müssen, mag ich sehr gern. Er hat extrem viel Potenzial und Energie und ich traue ihm zu, der zweite Star neben Thomas zu werden. Dieses Jahr vielleicht noch nicht, aber da wird Thomas das Ding rocken. Und er hat ein gutes Kollektiv um sich herum. Jeder Spieler kennt seine Rolle und akzeptiert sie. Dieses Mannschaftsgefüge hätten sie vermutlich verloren, wenn sie einen Star geholt hätten. Ob sie es bis in die Finals schaffen, das werden wir sehen. Aber im Osten stehen sie aktuell auf Rang eins. Das spricht für sie.

Martin Klotz: Der Vorteil davon, dass Boston die Füße stillgehalten hat, ist die starke Entwicklung des Teams. Auch Avery Bradley und Jae Crowder haben noch einmal einen Schritt nach vorn gemacht, vor allem offensiv. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn man ihnen einen Star vor die Nase gesetzt hätte. Die Celtics schnuppern auf jeden Fall am ganz großen Wurf, wenn es auch - und da lege ich mich fest, Demond - dieses Jahr noch nicht reichen wird. Der Grund dafür ist die fehlende Qualität ab Position sechs. Auch in den Playoffs braucht man acht oder neun Spieler. Und da halte ich Boston dann doch vor, keinen Trade eingefädelt zu haben. Der Frontcourt hinter Al Horford, also Kelly Olynyk, Jonas Jerebko, Tyler Zeller und Amir Johnson, ist auf Top-Niveau einfach nicht konkurrenzfähig. Es hätte kein Monster-Trade sein müssen, aber ein kleiner, der ein wenig mehr Tiefe bringt. Und noch wichtiger: Rim Protection. Ohne geht es in den Playoffs nicht, vor allem, wenn man versucht die Cavs mit LeBron zu schlagen. Im letzten Duell konnte Boston nicht einen einzigen seiner Drives verhindern. Und das wird bei einem möglichen Duell wieder ganz genauso aussehen.

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Thorben Rybarczik: Wäre Boston auf den kurzfristigen Erfolg aus, würde die Antwort auf diese These wohl "ja" lauten. Denn trotz des eventuellen Heimvorteils kann dieses Celtics-Team, da gebe ich dir Recht, Martin, die Cavs in einer Playoff-Serie nicht schlagen. Ein versierter Ringbeschützer oder ein Go-to-Guy auf dem Flügel hätte die Sache anders aussehen lassen können. Darüber hinaus stelle ich mir die Frage, ob das ständige Abwarten von Danny Ainge trotz der Picks so zielführend ist, wenn man das ganz große Ziel, die Championship, anstrebt. Denn erstens sind auch No.1-Picks keine Garantie auf einen zukünftigen Star. Und zweitens: Wie lange hält Thomas sein Niveau? Der Mann ist zwar erst 28, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass kleine Spieler, die von ihrem Antritt leben, sehr viel schneller aus ihrer Prime raus sind, als es normalerweise der Fall ist. Auch Horford ist schon 30. Will Boston die Prime des Duos nutzen, ist nicht mehr ewig Zeit.