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Kanadisches Kanonenfutter für den König?

Von Jan Dafeld/Thorben Rybarczik
LeBron James
© getty

Der Kampf um den Einzug in die Conference Finals hat mit dem ersten Spiel der Washington Wizards bei den Boston Celtics bereits begonnen. In der Nacht auf Dienstag startet auch die Serie zwischen den Cleveland Cavaliers und den Toronto Raptors. SPOX hat beide Serien unter die Lupe genommen!

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Boston Celtics (1) - Washington Wizards (4)

Saisonbilanz: 2-2 (93:118, 117:108, 123:108, 110:102)

Ausgangslage

Was macht man aus der Playoff-Serie der Celtics? Nach zwei Niederlagen aus den ersten zwei Heimspielen sahen sich sämtliche Kritiker des Teams von Coach Brad Stevens mehr als nur bestätigt. Als schlechtester No.1-Seed aller Zeiten wurde Boston bezeichnet, für die (angebliche) Entscheidung, im Frühjahr nicht für Jimmy Butler zu traden, erntete die gesamte Franchise Hohn und Spott.

Doch die Celtics zeigten eine Trotzreaktion, wie sie im Buche steht. Innerhalb von nur einer Woche drehten sie die Serie und brachten sie nach Hause. Vor allem die Defense verbesserte sich merklich, die Hürde "Auswärtsspiel" war für Boston offensichtlich keine. Im sechsten Spiel setzte das beste East-Team der Regular Season dann nochmal ein dickes Ausrufezeichen: Mit 22 Punkten Vorsprung wurden die Bulls aus der eigenen Halle geschossen. Dass das Celtics-Comeback vom Ausfall von Rajon Rondo stark begünstigt wurde, darf bei der Nachbetrachtung aber natürlich auch nicht unter den Tisch fallen.

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Ebenfalls in sechs Spielen, allerdings in einem klassischeren Stil, setzten sich die Wizards in ihrer ersten Runde durch. Auf zwei Heimsiege zum Start folgten zwei Niederlagen in Atlanta. In Spiel sechs zeigte das Team um den überragenden John Wall allerdings, dass es ebenfalls im Stande ist, in der Fremde zu gewinnen.

Mit den Hawks setzte sich Washington dabei gegen ein Team durch, das zumindest in Teilen an den kommenden Playoff-Gegner erinnert. Beide Coaches setzen auf Team- und Up-Tempo-Basketball. Im Laufe der Serie nahm Dennis Schröder zudem mehr und mehr das Zepter der Hawks-Offense in die Hand und agierte als klare No.1-Option im Angriff Atlantas - ähnlich, wie es auch Isaiah Thomas in Boston tut. Ob dies den Wizards in diesem Matchup dienlich sein kann, wird sich zeigen.

Fans dürfen sich auf jeden Fall auf eine Serie mit Hochgeschwindigkeits-Basketball und wenig Pausen einstellen. Mit 20,7 Fastbreak-Punkten pro Spiel waren die Wizards in dieser Kategorie gefährlicher als jedes andere Team. Bei ihren beiden Erfolgen in der Regular Season kamen John Wall und Co. zudem auf starke 19 Fastbreak-Punkte pro Spiel. Umso wichtiger wird für Boston das Vermeiden von Ballverlusten. Mit einer Turnover-Ratio von 12,2 Prozent gehörten die Celtics in der Regular Season in dieser Hinsicht zu den besseren Teams der Liga.

Player to watch

Isaiah Thomas vs. John Wall. Als Playmaker und erster Scoring-Option kommt auf Thomas die Hauptverantwortung in der bereits angesprochenen Sicherung des Balls zu. Mit 9,2 Steals pro Spiel wiesen die Wizards in Runde eins die aktivsten Hände auf - auch dank Wall. Dieses "Gambling" wird Thomas bestrafen müssen.

Eine Schlüsselrolle kommt auf den 28-Jährigen allerdings in der Defense zu: Mit Wall wartet einer der besten Point Guards der Liga - eine krasse Umstellung nach dem Matchup gegen Rajon Rondo und Isaiah Canaan. Mit Avery Bradley verfügen die Celtics zwar durchaus über eine Waffe, um Walls Kreise einzugrenzen, allerdings stellt Bradley Beal ein nicht minder schwieriges Matchup für den defensivschwachen Thomas dar, der daher wohl zumindest phasenweise in das direkte Duell gehen muss.

Dass er da kaum Land sehen wird, steht außer Frage. Wall spielte eine herausragende Erstrundenserie und wusste stets die Balance zwischen Scoring (29,5 Punkte) und Playmaking (10,3 Assists) zu wahren. Zudem sind die Celtics nicht elitär darin, die Zone zu beschützen. Gegen die Hawks stand Wall achtmal pro Spiel an der Linie - schwer vorstellbar, dass sich daran etwas ändern wird.

X-Faktor

Marcin Gortat. Die noch größere Schwäche der Celtics liegt aber unter dem Korb. In der Regular Season war man das viertschlechteste Team der Liga beim Rebound und auch in der Serie gegen die Bulls kam dieses Problem mehr als nur einmal ans Tageslicht. Wollen die Wizards dem höchsten Seed einen Strich durch die Rechnung machen, werden sie die Boards kontrollieren müssen. In den direkten Duellen in der Regular Season gelang ihnen das bereits, sie griffen sich fünf Rebounds mehr pro Spiel. Gortat ist der klar beste Rebounder der Wizards, mit 10,4 Boards pro Spiel stellte er in dieser Hinsicht ein neues persönliches Career-High auf. Kann der "Polish Hammer" seine Stärken gegen Horford und Co. voll einbringen, könnte er für Boston zum Albtraum-Matchup werden.

Prognose

Die Celtics haben aus der ersten Runde gelernt, einen weiteren Katastrophenstart wird es nicht geben. Vom Talentlevel wartet mit den Wizards allerdings ein anderes Kaliber. Dauerhaft wird Washingtons Backcourt-Duo von Boston nicht ausgeschaltet werden können. Zusammen mit einem klaren Vorteil unter den Boards reicht das zum Sieg in einer umkämpften Serie. Wizards in 7.

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