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"Die eine war zu groß, die andere zu klein"

Dirk Nowitzki sprach mit SPOX über die Saison
© getty
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SPOX: Das Dallas-Team besteht aktuell fast zur Hälfte aus ungedrafteten oder von anderen Teams unterschätzten Spielern. Wie macht man daraus ein funktionierendes Team, das um die Playoffs kämpfen konnte?

Nowitzki: Ganz einfach: Coach Rick Carlisle ist einfach ein Fuchs, einer der besten Coaches der Liga. Zu den jungen Spielern ist er sehr, sehr hart und holt dadurch das Beste aus ihnen heraus. Und die Jungs wollen lernen, sind hungrig, wollen besser werden. Das sehe ich jeden Tag.

SPOX: Hin und wieder sieht man bei Ihnen den Skyhook von Kareem Abdul-Jabbar - nicht nur im Training, sondern auch im Spiel. Kann das auf die ganz alten Tage vielleicht nochmal zu einer Waffe für Sie werden?

Nowitzki: Aus dem Stand nicht, nein. So viel ist mir nach jahrelangem Training klar: Der Skyhook ist einer der schwersten Würfe im Basketball. Aus der Bewegung geht er, so habe ich ihn auch vor ein paar Wochen schon einmal getroffen. Aber aus dem Stand ist er für mich nicht möglich. Und das Problem ist, dass die Bewegung im Alter ja nicht besser wird. Ich komme nicht mehr so gut zum Korb. Also wird das vermutlich nichts mehr.

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SPOX: Nach dem Meilenstein gab es unzählige Glückwünsche, darunter auch von vielen deutschen Athleten. Was bedeutet es Ihnen, aus der Heimat so viel Zuspruch zu bekommen?

Nowitzki: Das war eine wirklich emotionale Woche. Nicht nur die Glückwünsche aus Deutschland waren besonders, sondern auch die der Basketball- und Fußball-Stars aus der ganzen Welt. Das war toll. Leider habe ich zu spät gecheckt, dass die Mavs schon während des Spiels die ganzen Tribut-Videos auf dem großen Würfel gespielt haben. Das Video auf Englisch habe ich zwar ganz gesehen, aber die deutschen Glückwünsche habe ich fast verpasst. Mats Hummels und Toni Kroos am Schluss habe ich noch gesehen. Aber das Video habe ich mir natürlich im Nachhinein noch einmal in Ruhe angeschaut. Das war enorm emotional und es war schön, dass so viele Menschen diesen Moment mit mir teilen wollten und sich über mich und mit mir gemeinsam freuen konnten.

SPOX: Vor wenigen Monaten ist Ihr drittes Kind zur Welt gekommen. War das noch einmal eine größere Herausforderung oder hat man nach zwei Kindern schon alle Probleme des Vater-Daseins erlebt?

Nowitzki: Das dritte war jetzt schon nochmal schwierig, es kam ja mitten in der Saison. In der Hinsicht war es vielleicht gar nicht mal so schlecht, dass ich verletzt war. Dementsprechend war ich viel zu Hause und bin auch teilweise nicht mit zu den Auswärtsspielen gefahren. Und Jessica konnte die helfende Hand im Haushalt natürlich gut gebrauchen. Aber für das Team war es übel. Die Jungs haben verloren, ihnen konnte ich nicht helfen. Aber mit drei Kids ist zu Hause schon eine Menge los. Die Älteste wird bald vier Jahre alt, der Kleinere ist zwei und der Jüngste ist jetzt vier Monate alt. Aber es macht auch wahnsinnig viel Spaß.

SPOX: Bei Ihrer Hochzeit in Kenia, dem Mutterland Ihrer Frau Jessica Olsson, haben Sie ein traditionelles Hochzeitsritual durchgeführt: Sie mussten Ihre Frau unter mehreren verschleierten Damen erkennen. Haben Sie vor Ihrer Wahl einen Moment gezögert?

Nowitzki: Da sie verhüllt waren, war es schon nicht einfach. Aber es waren ja nur vier oder fünf Frauen, daher konnte ich ein wenig nach dem Ausschlussprinzip vorgehen. Die eine war zu groß, die andere zu klein. Aber ein bisschen Glück hatte ich schon, dass ich die Richtige gefunden habe. (lacht) Der ganze Tag war Wahnsinn. Es gab viele solcher kleinen, traditionellen Spielchen. Das war für uns beide ein Riesen-Erlebnis, auch für Jess war das ja alles neu. Wir haben einfach versucht, alles aufzusaugen und Spaß dabei zu haben. Den Tag werde ich natürlich mein ganzes Leben nicht vergessen.

SPOX: Ihre Kinder sind wie Ihre Frau dunkelhäutig. Schauen Sie unter diesem Aspekt besorgt auf die Entwicklung der letzten Monate in den USA?

Nowitzki: Natürlich macht man sich als Eltern seine Gedanken. Aber auf der ganzen Welt gibt es Probleme, ob nun rassistischer oder anderer Art. Wir wollen die Kids so erziehen, dass sie Respekt vor Autorität haben und dass sie so clever sind, sich in gewissen Situationen anpassen und richtig verhalten zu können. Mehr kann man als Elternteil nicht wirklich tun, auch wenn man das vielleicht gern würde. Wir möchten, dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Wir wollen sie intellektuell großziehen, damit sie weltoffen sind und nicht in vorgefertigten Bahnen denken. Was die Kids dann später daraus machen, das wird man sehen.

SPOX: Sie haben schon angekündigt, kommende Saison noch spielen zu wollen. Wie hart mussten Sie dafür zu Hause verhandeln?

Nowitzki (lacht): Ich habe ja letztes Jahr schon für zwei Jahre unterschrieben, von daher musste ich das dieses Jahr zum Glück gar nicht. Und das war auch damals von Anfang an das Ziel, wenn der Körper mitspielt. Klar, zu Saisonbeginn habe ich Zweifel gehabt, ob es klappt. Die Achillessehne hat sich ganz schön Zeit gelassen. Da denkt man natürlich schon: Wenn das so weitergeht, höre ich lieber auf. Jeden Tag Schmerzen, das macht dann auch keinen Spaß mehr. Aber seitdem ich wieder fit bin, ist es ganz anders. Ich hoffe, dass ich die Saison ohne Verletzung beenden kann und nächste Saison dann nochmal eine gesunde spielen kann. Dann sind die 20 Jahre voll, ich bin 40 Jahre alt. Wir werden uns als Familie zusammensetzen und entscheiden, wie es weitergeht. Aber wenn es noch Spaß macht...

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