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Zipser erlegt Warriors in der Crunchtime

Von Dirk Funk
Paul Zipser traf einen wichtigen Dreier in der Crunchtime
© getty

Paul Zipser und seine Chicago Bulls (31-30) haben gegen die Golden State Warriors (50-11) für die große Überraschung gesorgt und gewannen 94:87. Mit der starken kämpferischen Leistung beendeten sie eine unglaubliche Serie der Warriors. Zipser sorgte für die Vorentscheidung.

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Schlimmer hätte das erste Spiel nach dem Schock um die Verletzung von Kevin Durant nicht laufen können. Es begann schon mit schlechten Vorzeichen - Coach Steve Kerr drohte krankheitsbedingt auszufallen und verpasste das Shootaround seiner Mannschaft. Dementsprechend unstrukturiert agierten seine Schützlinge und zeigten eine der schlechtesten Wurfleistungen ihrer Saison. Dazu riss nach der gestrigen Pleite gegen die Washington Wizards auch noch die unglaubliche Serie von 146 (!) Spielen in Folge ohne Back-to-Back-Niederlagen.

Stephen Curry war zwar mit 23 Punkten Topscorer seiner Mannschaft, traf aber nur 10 seiner 27 Würfe. Trotzdem erreichte er einen neuen Meilenstein. Bei Klay Thompson (13 Punkte, 5/22 FG) lief es noch schlimmer. Insgesamt trafen die Warriors lediglich 39% ihrer Würfe und nur sechs Dreier - soviele oder weniger trafen sie erst zweimal in dieser Saison.

Die Chicago Bulls zündeten zwar auch nicht unbedingt ein Offensivfeuerwerk, zeigten in den entscheidenden Phasen aber den größeren Willen. Jimmy Butler erzielte 22 Punkte (6/14 FG, 10/10 FW) und Bobby Portis überzeugte mit einem Double-Double (17 Punkte, 13 Rebounds. Paul Zipser kam nach sieben Spielen Pause wegen einer Knöchelverletzung erstmals wieder von der Bank und wurde in der kompletten Crunchtime eingesetzt. 9 Punkte (4/5 FG) und 4 Rebounds konnte der Deutsche auflegen und sorgte mit einem Dreier kurz vor Schluss für die Vorentscheidung.

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Die Reaktionen:

Jimmy Butler (Chicago): "Die haben heute jede Menge Würfe vergeben. Aber wir haben auch gut verteidigt und sie zu Contested Shots gezwungen - das war unser Plan. Wenn wir so gut verteidigen, haben wir immer eine gute Chance auf den Sieg."

Steve Kerr (Coach Warriors): "Es war ein unglaublicher Lauf, aber wir haben schon vermutet, dass die Serie am Ende dieser Saison reißen würde. Dass es dann heute war, ist nicht weiter überraschend. Ohne KD haben wir einen harten Stretch vor uns, aber wir werden wieder zurückkommen."

Klay Thompson (Warriors): "Wir werden uns anpassen. Wir werden besser sein, wenn KD wieder da ist, aber wir werden uns da durchkämpfen. Wir haben genug Talent und sind tief genug."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Als Durant-Ersatz wählte Steve Kerr Patrick McCaw. Mit ihm liefen wie gewohnt Curry, Thompson, Draymond Green und Zaza Pachulia auf. Chicago startete mit Jerian Grant, Dwyane Wade, Jimmy Butler, Bobby Portis und Robin Lopez.

1. Viertel: Nervöser Start beider Teams. Zunächst duellierten sich Pachulia und Lopez, vergaben jedoch beide leichte Würfe. Thompson war der aggresivste Warrior, blieb aber glücklos. Patrick McCaw traf nach neun gespielten Minuten den ersten Dreier seiner Mannschaft. Chicago ging mit viel Energie in die Partie, ließ aber zu viele Chancen unter dem Korb liegen und traf von weiter weg so gut wie gar nichts. Andre Iguodala leitete mit Transition-Aktionen einen 9:2-Lauf ein und Golden State setzte sich erstmals ein wenig ab. 26:19 Warriors.

2. Viertel: Beide Mannschaften tauten nun offensiv ein wenig auf. Das Spiel blieb aber hektisch und so folgten regelmäßig Transition-Punkte auf unnötige Ballverluste. Zipser traf drei seiner vier Würfe und war Teil des 10:2-Runs, der die Bulls in Schlagdistanz brachte. Chicago zog stur weiter in die Zone und die Warriors hatten ohne echten Center auf dem Platz immer wieder Probleme. Jimmy Butler erzielte so vor dem Halbzeitende 6 Punkte in Folge. 51:47 Warriors.

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3. Viertel: Chicago kam heiß aus der Kabine. Grant lieferte das zwischenzeitliche Highlight, als er Curry per Crossover ins Leere schickte und dann den Dreier traf - damit brachte er ebenso die erste Führung seit dem ersten Viertel. Nach einem 10:0-Lauf der Bulls, die weiter Druck unter dem Korb der Warriors machten, schmiss Steve Kerr völlig frustiert sein Taktikbrett auf den Boden. Nachdem die Warriors zurückschlugen, drehte Rajon Rondo auf und erzielte 8 Punkte in Folge. Nikola Mirotic setzte mit einem starken Zug zum Korb den Schlusspunkt des Viertels. 79:73 Bulls.

4. Viertel: Nervöse Phase zu Beginn des Schlussviertels, doch dann übernahm Curry und egalisierte die Bulls-Führung mit schnellen 6 Punkten. Die Bulls trafen nur zwei ihrer ersten zwölf Würfe, gingen dann aber mit noch drei Minuten zu spielen durch Butler an der Linie in Führung. Nachdem Curry einen überhasteten Dreier abschoss, baute Zipser die Führung mit einem Dreier kurz vor Ablauf der Shotclock aus. Iguodala antwortete nochmal, doch dann vergaben Curry und Thompson erneut und die Bulls brachten das Spiel an der Linie nach Hause. 15:14 ging das vom Kampf geprägte Viertel an Chicago. Endstand: 94:87 Bulls.

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Der Star des Spiels: Bobby Portis. Der 22-jährige Sophomore machte das vielleicht beste Spiel seiner jungen Karriere. Portis strahlte Gefahr von draußen aus (2/4 3FG) und überzeugte an beiden Enden mit unglaublicher Energie. Mit ihm auf dem Platz waren die Bulls an diesem Abend +22.

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Der Flop des Spiels: Die Splash-Brothers, die ihrem Spitznamen heute mal so gar nicht gerecht wurden. 3/22 3FG hieß am Ende die traurige Bilanz der beiden. Curry fand zumindest zwischenzeitlich andere Wege erfolgreich zu sein, Thompson war ein Totalausfall.

Das fiel auf:

  • Der Rookie McCaw (11 Punkte, 4/5 FG, 2 Steals) spielte eine gute Partie. Natürlich kann er Durant nicht annähernd ersetzten, er zeigte aber gute Ansätze in der Offensive und verteidigte vor allem stark. Für einen Rookie ist er mit seiner Länge und Schnelligkeit in diesem Bereich schon überraschend reif. Matt Barnes, der ebenso Durant-Minuten übernehmen soll, traf direkt seinen ersten Wurf, überdrehte dann aber und leistete sich zwei schlimme Ballverluste.

  • Ohne Durant liegt die Hauptlast, Dreier zu produzieren, natürlich wieder vermehrt auf Curry und Thompson. Blöd dabei ist nur, dass beide aktuell in einem absoluten Tief sind. Nur 10 ihrer letzten 62 Dreier konnten die eigentlichen Scharfschützen in den letzten drei Spielen treffen. Besonders Curry trifft aktuell kein Scheunentor und hat 28 seiner letzten 32 Würfe "from deep" vergeben. Selten hat man ein Warriors-Team gesehen, welches so wenig Gefahr von draußen ausstrahlte.

  • Mit seinem zweiten Dreier des Abends konnte Curry immerhin einen individuellen Meilenstein erreichen und zog mit Dreier Nummer 1828 an Kobe Bryant in der Liste der erfolgreichsten Dreier-Schützen vorbei (Platz 11). Nur noch drei fehlen ihm, um an Chauncey Billups vorbeizuziehen und die Top-10 zu erreichen.

  • Durant fehlte nicht nur in der Offensive, sondern vor allem auch in der Defensive. Der MVP aus dem Jahre 2014 übernahm in dieser Saison einen Großteil der Rim-Protection, etwas was niemand der Ersatzspieler kompensieren kann. Vor allem die kleinen Lineups mit Green und David West auf der Fünf hatten Probleme unter dem Korb, obwohl die Drives der Bulls aufgrund der Wurfschwäche von draußen mehr als berechenbar waren. Zaza Pachulia ist auf der vertikalen Ebene kein Faktor und JaVale McGee zeigte heute wieder, dass er nicht konstant den Ring beschützen kann.

  • Die Point Guard-Situation der Bulls ist absolut wild. Aktuell genießt noch Jerian Grant das Vertrauen und hatte schöne Momente. Rondo blüht zudem immer mehr in der Rolle als sechster Mann auf. Inwiefern Cameron Payne in dieses Konstrukt reinpasst, ist aktuell die große Frage. Payne zeigte heute gute Ansätze, spielte teils aber auch vogelwild, suchte primär seinen eigenen Wurf und machte nicht den Eindruck, die Bulls führen zu können. Dazu hat man mit Butler und Wade eh zwei verkappte Ballverteiler auf dem Platz und Denzel Valentine gilt ebenfalls als Playmaker. Eine klare Lösung auf der Eins ist aktuell nicht in Sicht. Ach ja, Michael Carter-Williams gibt es auch noch.

Der Spielplan im Überblick

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