NBA

Die Unvollendeten

Alle wollten sie ihn, doch keiner von ihnen bekam am Ende einen Ring
© getty
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Platz 3: Charles Barkley

Finals: 0-1, 11x All-Star, 11x All-NBA, 1x MVP, 1x Vize-MVP, 1x Rebounding-Champion, Hall of Fame

Beste Saison: 27,6 Pts, 10,1 Reb, 4,2 Ast, 57 FG%, 28 3P%, 72 FT%, 1,6 Stl, 0,5 Blk, PER 28,9

You can't teach height. Eine Weisheit, die nicht von Konfuzius stammt und doch als allgemeingültig angesehen wird. Sie galt nicht für Charles Barkley. Stets größer gelistet (1,97 Meter!) als er eigentlich war, war er immer noch kleiner als jeder seiner Frontcourt-Gegenspieler. Doch der Mann hatte Herz! Und Übergewicht.

Er aß, trank und ging kaum mal ein Jahr fit in die Saison. Dennoch führte er die 1986/87 Liga in Rebounds an (14,6) und niemand, aber auch wirklich niemand wollte ein Offensivfoul von Chuck aufnehmen. Die personifizierte Dampflok war eine Wucht in Transition, in gewisser Weise definierte er schon vor Nowitzki die Position des Power Forwards neu. Nicht durch seinen Wurf, sondern als One(-Big)-Man-Fastbreak.

Nach dem Abschied von Dr. J und Moses aus Philadelphia übernahm Barkley die Leader-Rolle bei den Sixers, doch bald wurde er unzufrieden und forderte einen Trade. Mit Dan Majerle und Kevin Johnson hatte er in Phoenix die besten Chancen auf einen Ring, aber erst stand ihm dieser vermaledeite Michael Jordan in den Finals im Weg, dann war es Hakeem The Dream, der Barkley mit seinen Rockets zwei Mal in 7 Spielen bezwang. Shit!

Apropos Shit: Schon zu aktiven Zeiten nahm der Chuckster kein Blatt vor den Mund und hätte gut und gerne einen Cuss-Button gebraucht. Den elitären Kreis der Spieler ohne Ring (siehe oben und unten) bezeichnete er einst als Shit-List.

Noch heute macht er als TV-Analyst keinen Hehl aus seiner Meinung. Selbst, wenn er diese oftmals exklusiv hat. Aber eines muss man ihm lassen: Barkley vertritt sie mit Überzeugung. So wie er auf dem Feld seinen Mann gestanden hat.

Platz 2: Karl Malone/John Stockton

Finals: 0-2, 24x All-Star (14/10), 25x All-NBA (14/11), 9x All-Defense (4/5), 2x MVP (2/0), 1x Vize-MVP (1/0) 2x Hall of Fame (1/1)

Beste Saison: 48,1 Pts (31,0/17,1) 13,7 Reb (11,1/2,6), 17,3 Ast (2,8/14,5), 56/51 FG%, 37/41 3P%, 76/82 FT%, 4,2 Stl (1,5/2,7), 0,8 Blk (0,6/0,2), PER 50,1 (27,2/23,9)

Ok, ich habe geschummelt. Um mir einen Platz mehr in den Top 10 zu erkaufen, stehen Karl Malone und John Stockton gemeinsam auf dem zweiten Rang. Aber warum auch nicht? Man könnte beinahe denken, die zwei wären zusammengewachsen, so oft wie das Traum-Duo der 90er miteinander in Utah Pick-and-Roll gespielt hat. Und genial waren sie beide.

19 Jahre lang dominierte Stockton die Liga in Assists (15.806) und Steals (3.265) und liegt uneinholbar an der Spitze der beiden All Time Listen. Malone spielte im Post seine mindestens vier Pferdestärken aus und punktete sich zu Platz zwei der All Time Scoring List (36.928). Was waren diese Teufelskerle bei den Jazz für Dauerbrenner! Stockton verpasste nur 22 von 1526 möglichen Spielen während seiner Zeit in Utah, Malone lediglich 10.

Das P&R-Ballett der beiden Ausnahmetalente führte Utah in jeder ihrer Saisons in die Playoffs. Das Unglaubliche war: Alle wussten, was passieren würde. Jeder kannte all ihre Moves und doch waren sie nicht zu verteidigen. Manche Beobachter mögen das in einer nach Aufmerksamkeit gierenden Liga als langweilig kritisieren. Doch das ist nicht der Punkt. Malone und Stockton hatten keine Prime - ihre gesamten Karrieren (Stockton ab Jahr vier) waren ein einziger Peak.

Auch im hohen Alter gab der Elite-Spielmacher bereitwillig jedem Gegner eine Lehrstunde, wie man ein Basketball-Team orchestriert. Malone kombinierte noch mit Ende 30 wie eh und je - und auf unerklärliche Art und Weise - Brutalität und Agilität.

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In der Postseason erging es den Jazz wie Barkleys Suns, unterlagen sie doch '94 und '95 den Rockets. Der Unterschied: Mit Unterstützung von Jeff Hornacek gelang in den beiden Folgejahren der Einzug in die Finals. Ich muss nicht weiterschreiben, oder?

Stock beendete 2003 seine Karriere mit 40 Jahren, Malone wollte es noch einmal wissen und endlich eine Championship holen. Er schloss sich - wie Gary Payton - in Hollywood Kobe und Shaq an, doch auch das funktionierte nicht. Es war wie verhext.

Die Pistons feierten '04 nicht nur einen der größten Upsets der Finals-Historie, sondern vermasselten dem Mailman auch den Erhalt des einen, ganz speziellen Pakets, das er lieber bekommen statt ausgeliefert hätte.

Platz 1: Elgin Baylor

Finals: 0-8, 11 All-Star, 10x All-NBA, 1x Vize-MVP, Hall of Fame

Beste Saison: 38,6 Pts, 18,6 Reb, 4,6 Ast, 43 FG%, 75 FT%, PER 26,5

Ohne Elgin Baylor wären die Lakers nicht das, was sie heute sind: eine Weltmarke. Kurz vor dem Umzug nach Tinseltown kam Mr. Inside Ende der 50er in eine Liga, in der es auf dem Feld eigentlich nur um Quantität ging. Wurf, Rebound, auf zum anderen Korb, Wurf, Rebound - aber nicht mit Baylor.

Außer Russell und Wilt spielte niemand über den Körben und sie waren auch der Grund, weshalb er keinen MVP-Award im Regal stehen hat. Doch Baylor veränderte das Spiel, er brachte es von der Waagerechten in die Senkrechte.

Hang-Time war weit vor Iverson das Markenzeichen von Elgin. Er schwebte förmlich zum Korb und stand noch in der Luft, wenn alle Gegenspieler bereits längst wieder am Boden waren. 19,8 Rebounds waren sein Bestwert (1960/61) - und der Kerl war ein Small Forward (1,96 m)!

Zwar stand Baylor (der mit Jerry West ein kongeniales Duo bildete) mit L.A. insgesamt acht Mal in den Finals, dennoch ziert kein einziger Ring seine Hand. Dabei kam Elgin dem ultimativen Erfolg näher als jeder andere der "Unvollendeten". In Spiel 7 vergab Teamkollege Frank Selvy einen offenen Baseline-Jumper zur Championship, in der Overtime holte sich Boston dann die Trophäe.

Wie gut Baylor war, lässt sich auch daran ablesen, dass er in Spiel 5 derselben Serie 61 Punkte auflegte. Halt. Moment. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Anschließend ging Celtics-Point-Guard Bob Cousy zu Satch Sanders und gratulierte ihm für die starke Defensivleistung gegen Baylor. Und Cousy meinte das ernst. Todernst.

Gegen die alles überstrahlenden Celtics der 60er hatte auch Los Angeles keine Antwort: Sieben der acht Finals in Baylors Karriere unterlag er Boston. In der Saison 1971/72 hatte er schließlich genug vom Verlieren. Nach nur wenigen Spielen und einer Knieverletzung hängte er seine Sneaker an den Nagel. War nicht unbedingt die beste Idee, die er je hatte. Er hätte ja zumindest im Team bleiben können.

Denn noch im gleichen Jahr durfte er mitansehen, wie die Lakers 33 Partien in Serie gewannen und sich am Ende die Championship holten. Geht es noch bitterer? Mehr als bei allen anderen Spielern in diesem Countdown lässt sich für Baylor resümieren: Es hat einfach nicht sollen sein.

Am Cut gescheitert: Bernard King, Walt Bellamy, Pete Maravich, Alex English, Nate Thurmond, Dikembe Mutombo, Chris Webber und David Thompson

In dieser Liste sind nur ehemalige Spieler vertreten. Doch auch von den Aktiven hätten vier Spieler Chancen, sich am Ende ihrer Karriere in oder im Dunstkreis der Top 10 wiederzufinden: Chris Paul, Russell Westbrook, Carmelo Anthony und Kevin Durant.

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