NBA

Die Unvollendeten

Alle wollten sie ihn, doch keiner von ihnen bekam am Ende einen Ring
© getty
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Platz 6: Patrick Ewing

Finals: 0-1, 11x All-Star, 7x All-NBA, 3x All-Defense, Hall of Fame

Beste Saison: 28,6 Pts, 10,9 Reb, 2,2 Ast, 55 FG%, 25 3P%, 78 FT%, 1,0 Stl, 4,0 Blk, PER 25,8

Schon bevor David Stern beim Draft 1985 in New York auf die Bühne trat, kreischte und tobte das Publikum. Es war schon lange klar, dass die Knickerbockers Patrick Ewing ziehen würden. Und das lag nicht an seinem Abschluss in Kunstgeschichte. Wie kaum ein Zweiter hatte er am College dominiert.

Es gab nichts, was dieser Kerl nicht konnte. Ewing hatte ein unfassbares Arsenal an Post-Moves, reboundete, blockte Würfe und hatte den Willen, den es brauchte. Wenn sein Jumper fiel, gab es gegen ihn kein Mittel. Und doch konnte Ewing die Rolle des Heilsbringers im Big Apple nicht erfüllen.

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Wie vielen Größen seiner Zeit, stand ihm eine andere Lichtgestalt im Weg, die alles überstrahlte: Michael Jordan. Allein fünf Mal kickten die Bulls Ewings Knicks aus den Playoffs. Während MJs Baseball-Zeit gelang der einzige Trip in die Finals, doch selbst eine 3-2 Führung gegen Olajuwons Rockets reichte nicht.

Wenn man im Folgejahr dann auch noch den entscheidenden Layup zum Ausgleich in Spiel 7 gegen die Pacers auf den Ring setzt, dann landet man auf dieser Liste. Auch, wenn man über 18 Saisons (!) im Schnitt 20/10 aufgelegt hat. Manchmal ist das Leben unfair.

Platz 5: Allen Iverson

Finals: 0-1, 8 All-Star, 7x All-NBA, 1x MVP, 4x Scoring-Champion, Hall of Fame

Beste Saison: 33,0 Pts, 3,2 Reb, 7,4 Ast, 45 FG%, 32 3P%, 81 FT%, 1,9 Stl, 0,1 Blk, PER 25,6

Im Gegensatz zu Gervin schaffte es Iverson mit einem mittelprächtigen Supporting Cast in die Finals, wenn auch nur ein einziges Mal. Dennoch hebt ihn das von vielen anderen geborenen Scorern der Geschichte ab.

Aber allein die Tatsache, dass er sich 2001 quasi allein gegen die übermächtigen Lakers stellte und ihnen mit einer der besten Playoff-Performances der Geschichte eine Niederlage beibrachte, hätte gereicht, um A.I. auf diese Liste zu setzen.

Gut, The Answer hat noch ein bisschen mehr erreicht. Für die einen war er die Inkarnation der kulturellen Revolution in der NBA, die anderen (vor allem die Medien) verstanden ihn nie. Auch die Beobachter sind bis heute gespalten.

Da war das ballsaugende, schwarze Loch, das trotz schwacher Dreier-Quote viel zu oft von Downtown draufhielt und zu häufig den Ball verlor. Mit zweifelhafter Geschichte und Attitüde. Aber dann war da dieses Feuer. Diese Intensität des kleinsten Mannes auf jedem Basketball-Court, die selbst Referees und Big Men einschüchterte.

Egal ob Iverson zuvor im Spiel 13 von 17 oder 0 von 21 getroffen hatte - in der Crunchtime machte A.I. die schwersten Dinger rein. Aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln gegen zwei oder drei Verteidiger verwandelte er Layups und Floater. Dabei wurde er stets von den größten Kolossen der Liga umgehauen - und stand immer wieder auf. Angetrieben von unstillbarem Blutdurst. Wer ihn nicht live gesehen hat, darf sich jetzt einmal mehr Schwarz ärgern. Ich tue es die letzten 20 Minuten.

Platz 4: Steve Nash

Finals: 0-0, 8 All-Star, 7x All-NBA, 2x MVP, 4x 50-40-90

Beste Saison: 18,6 Pts, 3,5 Reb, 11,6 Ast, 53 FG%, 46 3P%, 90 FT%, 0,8 Stl, 0,1 Blk, PER 23,8

Ein bisschen böse bin ich Steve Nash ja immer noch, dass er damals Dirk Nowitzki und die Mavericks verlassen hat. Sein Glück, dass Dirk 2011 noch den Ring geholt hat und damit niemals auf dieser Liste landen kann. Aber Schwamm drüber, die Mavs bzw. Mark Cuban trugen schließlich die Hauptschuld daran.

Die Suns waren zugleich ab- und einzigartig. Mike D'Antoni stimmte in Phoenix alles perfekt aufeinander ab und 7 Seconds or less führte zur wohl besten Offensive der NBA-Geschichte. Und warum? Wegen Nash.

Seine Ankunft flößte dem Team eine Pass-First-Mentalität ein, ähnlich wie Michaels "Secret Stuff" den Looney Tunes das Sieger-Gen. Niemand außer Steve-O hätte D'Antonis Offense so führen können, wie Nash es tat. Vermutlich hätte sie jeder andere sogar gegen die Wand gefahren.

Defensiv konnte Phoenix Nash nicht so verstecken, wie es die Lakers mit Magic in den 80ern taten. Wenn auch heute noch Bill Simmons seinen Kopf über Nashs zwei back-to-back MVP-Trophäen schüttelt, so ist das kanadische Anti-Haar-Model neben Bird, Magic, Kareem, MJ, Bill Russell, Chamberlain, Moses Malone und Timmy einer von nur neun ehemaligen Spielern, denen das gelang.

Lange fehlte Nash der ultimative Wille, erst mit der Saison 2006/07, nach den herben Enttäuschungen gegen Dallas und San Antonio, wurde er richtig hart. Er prügelte aus seinem Körper drei weitere 50-40-90 Saisons heraus, doch die Geschichte wiederholte sich: Die Finals blieben für Nash ein feuchter Traum - und das trotz insgesamt 120 Playoff-Partien.

Hätte, hätte, Fahrradkette: Hätte Jason Richardson Metta World Piece (damals: Ron Artest) in den Conference Finals 2010 anständig ausgeboxt oder sich Joe Johnson in der Postseason 2004 nicht verletzt, sähe die Sache vielleicht anders aus.

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