NBA

"... wollte, dass ich kurz vor 12 FIFA auftreibe"

Jakob Pöltl wurde von den Raptors mit dem No.9-Pick ausgewählt
© getty
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SPOX: Und was war bisher für Sie das größte persönliche Highlight?

Pöltl: Schwer. Aber ich würde auf jeden Fall das besagte Spiel gegen Cleveland dazuzählen. Mir wurde vorher gesagt, dass ich wahrscheinlich nicht so viel spielen würde, weil wir eher klein agieren wollten. Tatsächlich waren es dann aber elf Minuten und ich habe für meine Begriffe sehr gut gespielt, mit 7 Punkten und 7 Rebounds. Wir haben das Spiel am Ende knapp verloren, aber für mich war das so eine Partie, in der ich mich auf dem Court einfach richtig wohl gefühlt habe und gemerkt habe, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann.

SPOX: Die auffälligste Szene war vermutlich der Dunk gegen Atlanta...

Pöltl: Ja, das war ziemlich lustig. Ich habe mir das Video im Nachhinein oft genug angesehen, keine Sorge. (lacht) Ich habe dabei natürlich auch auf die Bankreaktionen geachtet. Ich finde das immer überragend, wie die Mitspieler bei einem Dunk oder einer anderen spektakulären Aktion abgehen. Im Locker Room war der Dunk danach sogar auch noch ein Thema, also ja, das war definitiv auch ein schönes Highlight für mich.

SPOX: Ist das dann auch so ein Moment, in dem man sich richtig angekommen fühlt?

Pöltl: Grundsätzlich ja, wobei ich dazu sagen muss, dass so ein Moment dafür eigentlich nicht notwendig war. Mein Team hat es mir eigentlich von Anfang sehr einfach gemacht und dafür gesorgt, dass ich mich sehr willkommen fühle. Gerade so Jungs wie Valanciunas oder Sullinger haben mich von Beginn an sehr gut integriert und helfen mir auch immer mal mit Tipps und Ratschlägen, sowohl auf als auch neben dem Court. Aber natürlich hat so ein Dunk dann schon nochmal eine gewisse Signalwirkung.

SPOX: Beim Live-Call des Dunks wurde Ihr Name - wie so oft in den USA und Kanada - völlig falsch ausgesprochen. Was war bislang die merkwürdigste Aussprache, die Sie gehört haben?

Pöltl: Puh, da gab es schon einige. Ich habe die verschiedensten Varianten gehört, gerade ganz am Anfang in Utah. Plöltl, Potel, Podel... das gab es alles schon. Aber das ist wohl auch normal mit so einem Namen, mich stört es jedenfalls nicht.

SPOX: Wie werden Sie im Team gerufen? Versuchen Ihre Mitspieler es überhaupt?

Pöltl: Die meisten nennen mich einfach Jakob oder Jake, das ist für sie eben einfacher. Kyle Lowry nennt mich meistens einfach nur Rook. Manchmal auch Jakob... und von Zeit zu Zeit auch aus Versehen Pascal. (lacht) Das passiert noch, dass er uns Beide verwechselt. Wobei ihm das dann auch immer leidtut. (lacht)

SPOX: Die Raptors sind sehr gut in die Saison gestartet, was im Umkehrschluss aber auch etwas weniger Chancen für Sie ermöglicht. Sind Sie manchmal neidisch auf andere Rookies, die bei schwächeren Teams direkt eine tragende Rolle einnehmen?

Pöltl: Es hat seine Vor- und Nachteile, keine Frage. Ich glaube aber, dass die Vorteile in meinem Fall überwiegen. Es ist ja auch nicht so, dass ich ständig draußen sitzen müsste, ich bekomme ja schon meine Minuten, und das eben bei einem richtig guten Team. Ich kann hier von Top-Leuten lernen, allein schon im Training, und von daher kann ich mich über meine Situation wirklich nicht beschweren. Nicht jedes Team in der Liga hat so eine Gewinner-Mentalität, die sich durch das ganze Team zieht, da kann ich mich wirklich glücklich schätzen. Von daher: Auch wenn andere Rookies mehr spielen, finde ich meine Situation alles in allem sehr gut.

SPOX: Welche Rolle spielt Valanciunas, der ja bereits ein etablierter europäischer Big Man ist, für Sie? Versucht er sich schon als Mentor?

Pöltl: Er hilft mir auf jeden Fall und zeigt den jüngeren Spielern wie mir einiges, er ist aber mehr der Typ "leading by example". Er ist ein eher ruhigerer Vertreter und zeigt mir eher konkret etwas, als dass er mir groß Dinge erzählt. Allein schon das Training gegen ihn hilft mir sehr, da er zu den physischsten Big Men überhaupt gehört. Wenn man gegen ihn einigermaßen dagegenhalten kann, hilft das schon im Hinblick auf Duelle mit anderen Spielern. Wir haben oft nach dem Training noch eine Gruppe von drei oder vier Spielern, die im Wechsel Eins-gegen-Eins bis 5 spielen, oft mit Jonas, Pascal, Nogueira und mir, da nimmt man schon sehr viel mit.

SPOX: In Toronto ist es jetzt bereits 2 Uhr, daher nur noch eine Frage: Mit welchen Zielen gehen Sie die nächsten Monate beziehungsweise den Rest der Saison an? Haben Sie konkrete Vorstellungen, was Sie erreichen möchten?

Pöltl: Ganz klar: Ich will mich mehr an den NBA-Basketball gewöhnen, ein Prozess, den ich natürlich noch nicht abgeschlossen habe. Ich will aus jeder Situation das Beste machen, egal ob ich gerade viel spiele oder nur trainieren kann oder von mir aus in der D-League aktiv bin. Ich habe noch diverse Bereiche, in denen ich mich verbessern kann, allen voran die Physis und defensive Rotationen. Daher werde ich, gerade wenn ich nicht so viel spiele, die überbleibende Energie viel in der Kraftkammer abarbeiten. Die Situation diktiert mir natürlich immer ein bisschen, was gerade der Schwerpunkt ist. Aber insgesamt will ich mich vor allem einfach bereithalten und besser werden, für den Fall, dass mein Team mich braucht. Und dann will ich das machen können, was meine Rolle ist: Offensiv solide sein, defensiv ein Anker sein, der dem Team hilft. Ich muss jetzt nicht anfangen, einen Dreier nach dem anderen zu schießen. (lacht)

Jakob Pöltl im Steckbrief

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