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Booker: All Star? Book it!

Von Axel Schleutermann
Devin Booker gibt den Suns-Fans wieder Hoffnung
© getty

Die Phoenix Suns haben mit Devin Booker einen echten Steal gelandet. Der 20-Jährige gilt als zukünftiger All-Star. An seinem Erfolg hat ein ehemaliger NBA-Spieler besonderen Anteil. SPOX zeigt auf, was den 13. Pick des Draft 2015 so stark macht und woran er noch arbeiten muss, um sein Potenzial voll auszuschöpfen.

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"He´s got it! And we are going to Overtime." Das Smoothie King Center in New Orleans ist leise geworden. Soeben ballerte Devin Booker mit einem wunderschönen Step-Back-Jumper das Spiel zwischen den Phoenix Suns und den New Orleans Pelicans in die Verlängerung. Es sind seine zwei denkwürdigsten Punkte an diesem Abend. Letztendlich stehen für den Shooting Guard nach Spielende 38 Zähler im Stat-Sheet. Ein neues Career-High.

Doch damit nicht genug. Schon zwei Tage später trifft das Team aus Arizona auf die LA Lakers. Gegen DAngelo Russell und Co. netzt Booker 39 Punkte ein und überbietet seine vorige Bestmarke somit um einen Zähler.

In guter Gesellschaft

In diesen Spielen setzt das Babyface aus Grand Rapids, Michigan eine historische Bestmarke. Er ist, mit 20 Jahren und sieben Tagen, der jüngste Spieler in der Geschichte der Liga mit mindestens 38 Zählern in zwei aufeinanderfolgenden Spielen. LeBron James schaffte diesen Meilenstein "erst" mit 20 Jahren und 348 Tagen. Kobe Bryant war gar schon 22 Jahre und 95 Tage alt.

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Doch das sind nicht die einzigen nennenswerten Leistungen in der noch so jungen Karriere des Devin Booker. In seiner Rookie-Saison netzte die Nummer eins der Suns in sechs Partien mindestens 30 Zähler ein und wurde so nach LeBron James, Kevin Durant und Kobe Bryant zum jüngsten Spieler mit 1000 Karriere-Punkten. Darüber hinaus ist Booker der zweitjüngste Spieler mit elf Assists in einem Spiel. Nur King James gelang dies schneller.

Dad lebte es vor

Die Liebe zum Basketball packte Devin ausgerechnet in Italien. Aufgewachsen bei seiner Mutter in Michigan, verbrachte er mit 12 Jahren die Ferien bei seinem Vater. Melvin Booker verdiente damals seine Brötchen, indem er in Europa auf Korbjagd ging. Zuvor absolvierte er bereits 32 Spiele in der NBA.

"Zu wissen, dass dein Vater ein professioneller Basketballer ist, gibt dir das Gefühl dafür geboren zu sein. Es gibt nichts Vergleichbares. Ihn in dieser Situation zu sehen spornt dich an, noch härter zu arbeiten. Das waren die besten Ferien meines Lebens", so Booker gegenüber Fox Sports.

Melvin Booker erkannte das Talent seines Sohns schnell und traf die Entscheidung, seine aktive Karriere vorzeitig zu beenden, um sich in den Staaten voll und ganz seinem Sohn widmen zu können. "Ich sah schon damals etwas Besonderes in ihm und in der Art und Weise, wie er werfen konnte. Also fragte ich ihn: 'Wie gut willst du sein'? Und er sagte: 'Dad, ich will ein besonderer Spieler sein'", erinnert sich Melvin Booker gegenüber Fox Sports.

Ein Jahr später zog Devin zu seinem Dad, um sich dem Traum von der NBA zu widmen.

2014 glänzte Booker dann mit Kentucky, an der Seite von Karl-Anthony Towns, auf College-Ebene, bevor es, nach nur einem Jahr unter John Calipari, weiter in die NBA ging.

Der Traum wird wahr

Mit zarten 18 Jahren und als jüngster Spieler seines Jahrgangs, zogen die Phoenix Suns den Shooter an 13. Stelle. Wie für Rookies nicht ungewöhnlich, schwächelte Booker zu Beginn der Saison und bekam durch die Präsenz von Eric Bledsoe und Brandon Knight nur begrenzt Einsatzzeit. Im Januar hingegen profitierte er von den Verletzungen der beiden Leistungsträger.

Eine Chance, die sich der ehrgeizige Youngster nicht nehmen ließ: "Zu Beginn der Saison, als ich kaum spielte, war es schwierig für mich. Jeder will spielen. Wir waren alle die besten Spieler unserer Teams, als wir aufwuchsen. Aber als ich die Chance bekommen habe, wollte ich nie wieder zurückschauen. Ich ergriff die Möglichkeit beim Schopf und ließ sie nicht mehr los", äußerte sich der 20-Jährige gegenüber der Washington Post.

Schon vor dem All-Star Break stark aufspielend, kannte die Suns-Hoffnung für die restlichen zwei Monate der Saison kein Halten mehr. Legte Booker vor der Pause noch 10,6 Punkte, 2,2 Rebounds und 1,8 Assists in 23,3 Minuten Spielzeit auf, stiegen diese Werte für die restlichen acht Wochen auf 19,2 Punkte, 3,0 Rebounds, sowie 4,1 Assists in 35,3 Minuten Einsatzzeit. Im Rookie-of-the-Year-Voting landete der Shooter hinter Karl-Anthony Towns, Kristaps Porzingis und Nikola Jokic auf Rang Vier und wurde ins All-Rookie 1st Team gewählt.

Entsprechend viel Lob heimste der Guard für seine Leistungen ein. "Er hat in dieser Liga eine große Zukunft vor sich", so Dwyane Wade.

Selbst Altmeister Kobe Bryant ließ es sich nicht nehmen, ein Kommentar abzugeben: "Er hat die richtige mentale Einstellung, den Ehrgeiz. Die Fähigkeiten sind vorhanden."

Raum für Verbesserungen

Die Elite der Shooting-Guard-Position ist also bereits angetan. Allerdings wissen Kobe und Wade auch besser als alle anderen, wieviel Arbeit es Sommer für Sommer benötigt, um ein kompletter Spieler zu werden. Dass Booker bis dahin noch einen weiten Weg vor sich hat, zeigte seine Rookie-Saison ebenso eklatant wie das Talent in der Offense.

Da wäre zum einen seine körperliche Präsenz. In der ersten Saisonhälfte noch unbekannt und mit viel Einsatzzeit, bekam Booker viele freie Würfe und die Möglichkeit, als offensiver Go-to-Guy der Suns zu glänzen. Mittlerweile jedoch wird Booker deutlich physischer verteidigt und das geht zu Lasten seiner Effizienz. Er wird also nicht umhin kommen, an seiner Robustheit zu arbeiten. Ein Problem, das sich allerdings lösen lässt.

Die größte Baustelle im Spiel des Youngsters ist die Defense. Mit einer Spannweite von 2,07 Metern besitzt Booker weder die körperlichen Attribute, noch die nötige Athletik, um ein starker Verteidiger a la Kawhi Leonard und Klay Thompson zu werden. Ihm fehlt die laterale Geschwindigkeit, um gegen explosive Guards bestehen zu können. Er ist oftmals einen Schritt zu langsam und kann die Würfe seiner Gegner nicht immer wirkungsvoll stören.

Da seine athletischen Fähigkeiten limitiert sind, fällt es Booker noch schwer, innerhalb der Zone konstant abzuschließen. Oftmals begnügt er sich mit Pull-up Jumpshots und Floatern, die noch zu unregelmäßig ihr Ziel finden. Eine sinnvolle Alternative wäre das Post-Game. Dass Booker hierfür die nötigen Tools besitzt, betätigt Teamkollege Jared Dudley: "Die eine Sache, wo ich nicht wusste, dass er sie besitzt, ist seine Fähigkeit, aufzuposten und Fouls zu ziehen. Viele Jungs im Alter von 19, 20 Jahren schrecken davor zurück. Er adaptierte ein Post-Up-Game, mit dem er regelmäßig Fouls ziehen kann", so der Veteran gegenüber der Washington Post. In der Tat geht Booker in seiner zweiten Saison öfter pro Spiel an die Linie (3,4 Versuche als Rookie, 4,0 Versuche als Sophomore).

Ballern wie die Großen

Ein Bereich, in dem Booker schon jetzt zu glänzen weiß, ist das Shooting. Der flüssige Bewegungsablauf und schnelle Release machen seinen Jumpshot zu einer Augenweide. Trotz einer - bis dato - schwächelnden Dreierquote von 33 Prozent, ist das Potenzial durchaus erkennbar.

Das Pick-and-Roll ist derweil Bookers größte Waffe. Durch die Screens findet er immer wieder die Freiräume außerhalb der Zone, wo er ungestört zum Abschluss kommt.

Der Himmel ist (fast) die Grenze

Der Scharfschütze ist neben Towns, Porzingis und Russell schon jetzt das aufregendste Talent des 2015er Jahrgangs. Für sein Alter ist Booker extrem reif und kontrolliert auf dem Court, besitzt ein starkes Spielverständnis und scheint immer das richtige Play für sein Team zu machen. In Sachen Shooting machen ihm die Wenigsten etwas vor und er könnte einer der besten Shooter der NBA werden.

Die Defense wird voraussichtlich immer seine Schwachstelle bleiben, seinem Team sollte es jedoch gelingen, diesen Makel weitestgehend zu kompensieren.

Booker hat auf seinem Weg in die NBA bewiesen, dass er nicht nur Talent, sondern auch eine herausragende Arbeitseinstellung mitbringt. Er hat das Rüstzeug, um seit Steve Nash der erste All-Star in Phoenix zu werden. Ob es auch zu Doppel-MVP-Ehren reicht, darf bezweifelt werden - aber nicht, dass er die Fans begeistern wird.

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