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Zipser glänzt bei Sieg gegen Champ

Paul Zipser konnte mit 18 Punkten für die Bulls überzeugen
© getty

Paul Zipser scheint endgültig bei den Chicago Bulls angekommen zu sein. Erstmals erhielt er viel Spielzeit und wusste diese zu nutzen. Am Ende führte der starke Deutsche sein Team zu einem 118:108-Sieg gegen die Cleveland Cavaliers, bei denen alle vermeintlichen Rotationsspieler geschont wurden.

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Das erste Aufeinandertreffen zwischen LeBron James und Dwyane Wade im Trikot der Chicago Bulls muss warten. Cavaliers-Coach Tyronn Lue hatte sich im Preseason-Spiel gegen die Bulls dazu entschlossen gleich neun etablierte Spieler zu schonen, weswegen Cleveland mit einem Team voller Namenloser gegen die Bulls antrat, die lediglich freiwillig auf Jimmy Butler verzichteten.

Chicago tat sich dennoch lange schwer mit Clevelands Reservisten-Truppe, ging aber am Ende als Sieger vom Feld. Paul Zipser erhielt dabei mit 26 Minuten viel Spielzeit und nutzte seine Chance eindrucksvoll. Er drehte vor allem im letzten Viertel auf und gehörte mit 18 Punkten (7/9 FG, 2/4 Dreier) sowie 5 Rebounds zu den besten Spielern auf dem Feld.

Topscorer der Bulls war Rajon Rondo mit 20 Punkten (9/14 FG), Taj Gibson kam mit 18 Zählern und 11 Rebounds auf ein Double-Double. Bei Cleveland war John Holland mit 23 Punkten (8/12 FG) bester Scorer.

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Die Reaktionen:

Fred Hoiberg (Chicago Bulls): "Ein wirklich hässliches Spiel. Wir haben versucht, wie die Harlem Globetrotters aufzutreten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Schon weit vor dem Spiel kommunizierten die Bulls deutlich, dass Jimmy Butler am kompletten Wochenende geschont wird. Er wurde durch Doug McDermott ersetzt, der an der Seite von Rondo, Wade, Gibson und Lopez ins Spiel ging. Bei den Cavs war aufgrund des Back-to-Back-Games ein sehr radikales Schonprogramm angesagt: Mit Felder, McRae, Liggins, Jefferson und Holmes bekamen die Spieler, die üblicherweise wenn überhaupt am Ende der Rotation stehen, ihre Chance beim Champ.

1. Viertel: Die unbekannte Truppe aus Cavs-Reservisten spielte unerwartet stark zusammen und dominierte die Bulls erst einmal vom Start weg. Nach fünf Minuten stand es schon 18:6. Paul Zipser kam bereits nach sechs Minuten, als die Bulls bereits 16:30 hintenlagen, und leistete sich gleich ein Foul, das zu einem And One führte. Direkt im Anschluss konnte er aber einen offenen Dreier verwandeln. Mit dem Deutschen kämpften sich die Bulls bis zur ersten Pause immerhin auf 35:26 heran.

2. Viertel: Angeführt vom erneut starken Wade kam Chicago gut ins zweite Viertel und holte schnell auf. Als Wade gemeinsam mit Zipser das Feld wieder verließ, ging es dann aber auch wieder abwärts für Chicago. Die Bulls leisteten sich defensiv etliche Aussetzer und ließen den Gast wegmarschieren. So gingen die Cavs nach einem offenen Schlagabtausch mit einer Führung von 63:54 in die Umkleide.

3. Viertel: Die Bulls kamen auch nach der Pause mit eher geringer Motivation aus der Kabine. So schoss sich Cleveland früh warm und hielt den Vorsprung lange bei etwa zehn Punkten. Mitte des Viertels starteten die Hausherren aber angefangen bei einem Dreier von McDermott einen kleinen Lauf. Plötzlich stimmte auch die Intensität in der Defensive. Schließlich verkürzte Rondo nach Zipser-Pass per Dreier (!) vier Minuten vor dem Buzzer auf zwei Punkte Rückstand. Chicago übernahm gerade dank des in dieser Phase bärenstarken Rondo zunehmend die Kontrolle und führte zur letzten Pause mit 90:84.

4. Viertel: Chicago kam mit Schwung und einem krachenden Slam Dunk von Felicio ins Viertel. Hoiberg entschied sich schnell, seine Starter zu schonen, sodass die zweite Garde den Sieg nach Hause bringen durfte. Hier erhielt auch Zipser wieder mehr Chancen. Mit einem Dreier und einem Korbleger baute er die Bulls-Führung sieben Minuten vor dem Ende auf 104:89 aus. Die Cavs ließen sich nicht abschütteln, doch Zipser übernahm am Ende für Chicago, traf dann auch schwierige Jumper aus dem Dribbling und führte sein Team zum 118:108-Sieg.

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Der Star des Spiels: Taj Gibson. Der Power Forward schickte die nächste eindrucksvolle Bewerbung auf den Starter-Posten in Richtung Coach Hoiberg. Wie schon in den vorherigen Preseason-Spielen wurde offensichtlich, dass der Big Man an seinem Skillset gearbeitet hat. So dominierte er im Low Post, war auch aus der Mitteldistanz gefährlich und zeigte anders als einige seiner Teamkollege viel Hustle.

Der Flop des Spiels: Jordan McRae. Von allen heutigen Cavs-Spielern ist McRae wohl am nächsten dran an der Rotation. Das sah im Spiel aber selten so aus. Der 25-Jährige versuchte Verantwortung zu übernehmen, war als Spielmacher aber überfordert und traf lediglich 7 seiner 18 Wurfversuche. Dabei polierte er die Statistiken am Ende noch etwas auf.

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Das fiel auf:

  • Die Abwesenheit von Butler und die frühen Foulprobleme von McDermott ermöglichten Paul Zipser viel Zeit auf dem Parkett. Der Deutsche stand oft an der Seite von Rondo und Wade auf dem Feld. So erhielt er weniger eigene Möglichkeiten zu punkten und besetzte stattdessen die Ecken, um für den Drive seiner Guards Platz zu machen. Dabei machte der Forward einen grundsoliden Job, spielte aber vor allem defensiv eine gute Rolle, indem er jeden gegnerischen Wurf erschwerte. Am Ende erhielt er dann auch offensiv mehr Chancen und nutzte diese mit sinnvollen Würfen und effektiven Drives. Zudem mit dem besten Plus-Minus-Wert (+16) aller Spieler.
  • Es war unschwer zu erkennen, welches Team an diesem Abend motivierter und leidenschaftlicher auftrat. Den Spielern der Cavs war anzumerken, dass sie um einen Kaderplatz kämpfen. Sie arbeiteten für die Hustle-Punkte, klatschten sich ab, bejubelten Punkte lautstark und waren sich für die Drecksarbeit nicht zu schade. Die Bulls, bei denen lediglich Butler geschont wurde, zeigten deutlich, dass es sich für sie nur um ein Preseason-Spiel handelte.
  • Ein wenig bedenklich stimmen sollte Hoiberg die Defensivarbeit seines Teams. Natürlich sollte man Preseason-Spiel nicht überbewerten, aber Chicago stand etliche Male in der Verteidigung neben sich. Zuteilung? Kaum vorhanden. Help-Defense? In den seltensten Fällen. Cleveland erhielt beinahe ausschließlich gute und freie Würfe. So tat sich Chicago auch in vermeintlicher Bestbesetzung mit Rondo, Wade und Co gegen das No-Name-Team der Cavs schwer.
  • Letztendlich setzte sich die individuelle Klasse der Bulls durch, die offensiv überhaupt keine Spacing-Probleme hatten, was auch daran lag, dass Rondo in diesem Spiel ungewöhnlich viel Gefahr aus der Distanz ausstrahlte. Zudem fielen die unerfahrenen Cavs reihenweise auf Pass-Fakes des Spielmachers herein.

Der Spielplan im Überblick

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