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Auf Donner folgt gern Regen

LeBron James konnte in dieser Postseason schon recht viele Triples feiern
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Interessant ist dabei, dass das Rezept "Vier Schützen plus LeBron" vor allem mit Bankspielern bestens funktioniert. Die Kombination aus dem King mit Dellavedova, Frye, Jefferson und Iman Shumpert ist tatsächlich sogar das potenteste Playoff-Lineup überhaupt mit mehr als 50 Minuten Einsatzzeit.

Pro 100 Ballbesitze macht diese Truppe unfassbare 46,6 Punkte mehr als der Gegner und legt dabei 26,5 Assists auf - auch das ist mit Abstand Playoff-Rekord. Hände hoch, wer beim Label "Death Lineup" als allererstes die Gesichter von Jefferson und Delly im Kopf hatte!

Auch die Starting Five aus LeBron, Kyrie, Smith, Love und Tristan Thompson hat sich in größerer Stichprobe allerdings mehr als solide verkauft und die Gegner pro 100 Ballbesitze noch um 21,4 Punkte geschlagen, was nur minimal schwächer war als das Starting Lineup der Warriors mit Harrison Barnes (22,7).

Dennoch könnte es gut sein, dass die "James Gang" mit den Bankspielern in den Finals eine noch größere Rolle einnehmen wird. Denn bei allem Respekt für Detroit, Atlanta und auch Toronto: Die Warriors-Offense ist ein anderes Biest. Und in Clevelands Starting Five stehen nominell immer noch zwei unterdurchschnittliche Verteidiger.

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An den Aufgaben wachsen

Lue hat als Coach in Cleveland bisher viel Gutes bewegt, von der Einnordung James' bis hin zur Entdeckung dieses Killer-Lineups in den Playoffs. Die Defense jedoch war bis hierhin keineswegs beeindruckend, ein Defensiv-Rating von 102,9 zugelassenen Punkten pro 100 Ballbesitzen bewegt sich im Mittelmaß der Playoffs.

Und wie gesagt: Golden State stellt offensiv ein anderes Kaliber dar als die bisherigen Gegner, das Offensiv-Rating der Dubs (109,8) ist nach dem der Cavs (116,2) das beste der Postseason. Gegen Toronto oder Atlanta konnte Cleveland die mittelmäßige Defense problemlos kompensieren, indem man vorne selbst die Lampen ausschoss - aber funktioniert das auch, wenn der Gegner ebenso potent ist?

Die größte Herausforderung Lues bisheriger Coaching-Karriere wird es sein, Love und Kyrie irgendwie so zu verstecken, dass Golden State sie nicht pausenlos attackieren kann. In den Treffen beider Teams in der Regular Season klappte das kaum, aber damals traf eben auch noch ein anderer Head Coach die Entscheidungen.

"Ein komplett anderes Team"

Gerade im Fall von Love, der aufgrund seiner Position einen größeren Schaden für die Team-Defense darstellen kann, gibt es in einigen Fällen vielleicht auch nicht die Möglichkeit ihn zu verstecken - dann darf Lue, ähnlich wie in den Conference Finals, nicht zögern, ihn in den heißesten Phasen vielleicht auch mal draußen zu lassen. Auch Irving muss nicht zwangsläufig immer den Vorzug vor Delly bekommen.

Der große Vorteil, den Lue gegenüber seinem Vorgänger hat, ist die Tatsache, dass er nun tatsächlich Optionen zur Hand hat und je nach Spielverlauf Änderungen vornehmen kann. "Wir sind ein komplett anderes Team als in der Vorsaison, weil wir diesmal Kyrie und Kevin zur Verfügung haben und Frye neu bei uns ist", bestätigte der Coach dementsprechend auch.

Auch James freut sich deutlich mehr auf diese Finals, weil er nicht die Ein-Mann-Abrissbirne geben muss wie im letzten Jahr, als seine absurden 35,8 Punkte, 13,3 Rebounds und 8,8 Assists bei weitem nicht reichten. Er hat diesmal Hilfe und musste vor allem auch noch lange nicht so viel Energie investieren wie noch im letzten Jahr.

Offense schlägt Defense?

Vielleicht setzt sich das ja auch in den Finals fort. Wenn Love und Irving im Rhythmus sind und offensiv mehr Schaden anrichten können als defensiv, hat Cleveland gute Aussichten auf seinen ersten Titel überhaupt. "Bessere Offense hat großartige Defense schon immer bezwungen", sagte James.

Das ist zwar richtig, gilt aber andersrum natürlich auch - und auch das bestätigte LeBron: "Steph und Klay sind womöglich die beiden besten Shooter, die wir jemals gesehen haben. Man kann noch so viel versuchen, aber man wird sie nicht komplett aus dem Spiel nehmen können."

Auch damit hat er vollkommen Recht. Von den Warriors wissen wir, dass sie in den entscheidenden Situationen defensiv tatsächlich drei Gänge hochschalten können. In den letzten drei Spielen der Conference Finals hielten sie OKC bei einem Offensiv-Rating von 100,6, nachdem die Thunder in den Playoffs zuvor bei über 110 gelegen hatten.

Shootout gegen die Über-Shooter

Von Cleveland hat man eine derartige Defense noch nicht gesehen und mit diesem Personal ist es auch unwahrscheinlich, dass die Cavs dazu in der Lage sind. Insofern liegt ihre beste Chance vermutlich wirklich darin, ihr Heil in der Flucht nach vorne zu suchen.

Es gibt leichtere Aufgaben, als einen Shootout gegen die beiden besten Shooter der Welt zu gewinnen. Allerdings gibt es eben auch Gründe, dass die Warriors bei allen Buchmachern favorisiert sind - und wenn LeBron an die Finals 2015 zurückdenkt, nimmt er diese Aussicht sicherlich trotzdem gerne.

Die Statistiken in diesem Artikel stammen von nba.com/stats, ESPN und basketball-reference.com und sind auf dem Stand vom 1. Juni.

Die Finals in der Übersicht

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