NBA

Und wieder alle Lügen gestraft

Dirk Nowitzki und Raymond Felton waren mit 17 Punkten die Topscorer für die Dallas Mavericks
© getty

Die Dallas Mavericks sind beim Sieg gegen die Oklahoma City Thunder wieder einmal von den Toten auferstanden und haben nun sogar den Heimvorteil auf ihrer Seite, auch wenn Dirk Nowitzki für Spiel 3 fraglich ist. Mit einer Energieleistung und kleinen Psychotricks hielten sie die OKC-Stars in Schach - und doch hing alles an einem seidenen Faden.

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"Sie sind weiter haushoher Favorit, aber wir werden ihnen zeigen, dass dies kein Spaziergang wird", diktierte Dirk Nowitzki nach dem Thriller-Sieg in die Notizblöcke der Journalisten. Das sind keine bahnbrechenden Neuigkeiten, aber dennoch überrascht es immer wieder, wie diese Mavs den Kopf aus der Schlinge ziehen und zum wiederholten Male in dieser Saison die Experten Lügen strafen, die dieses Team eben zum wiederholten Male in dieser Saison abschrieben.

So geschehen vor Saisonbeginn, kurz vor Ende der Regular Season und nun erneut nach der verheerenden Niederlage in Spiel 1 der Serie. Es hat das Team nie beeinflusst, vielmehr zogen sie ihre Motivation eben auch aus diesen Einschätzungen.

Rückschläge gewohnt

Die Mavs sind Rückschläge gewohnt. Sie kennen sie aus der Free Agency, aber eben auch auf dem Feld. Dieses Veteranenteam lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Die Jungs haben etliche Schlachten geschlagen und Schlachten gehen in der Regel nicht ohne Verluste vonstatten.

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Damit hat Dallas sich abgefunden. Einzelschicksale spielen in dieser Phase der Saison keine Rolle mehr. Die Ausfälle von Chandler Parsons und J.J. Barea lassen sich nun mal nicht ändern. Auch die Tatsache, dass Deron Williams (Leistenbeschwerden) sich in diesen Tagen mehr über den Hardwood schleppt, spielt keine Rolle. Vielmehr opferte sich D-Will für sein Team, indem er gleich zu Beginn aufdrehte, und somit keinen Zweifel an seiner Einsatzfähigkeit aufkommen ließ.

Williams zerreißt sich

"Das gab die Richtung vor. Es zeigte, dass wir hier sind und diese ganzen Sachen hinter uns lassen. Es sind die Playoffs. Niemand lässt hier Ausreden zu, niemand hat Mitleid mit dir", erklärte Nowitzki. Williams haute alles raus, bis die Schmerzen nichts mehr zuließen. Mitte des dritten Viertels schleppte er sich zur Bank. Er kam nicht mehr wieder.

Mit 13 Punkten und 5 Assists hatte er seine Aufgabe erfüllt. Wie jeder an diesem Abend. Selbst die Reservisten trugen ihren Teil zum Erfolg bei. Charlie Villanueva fällt in diesen Tagen eigentlich nur dadurch auf, dass hinter seinem Namen auf dem Boxscore konstant ein DNP-CD steht. Das war auch gegen die Thunder so, aber Charlie Vs Spiel begann bereits vor dem Tip-Off. Zusammen mit Justin Anderson crashte er die Dance Routine von Russell Westbrook und Cameron Payne. Den Tanz, den beide vor jedem Spiel aufführen, um sich für das Spiel einzugrooven.

Psychospiele mit Westbrook

"Hit them folks" nennen sie das, aber die Mavs sorgten dafür, dass es zu einem "Hit the brain" wurde. Als Villanueva sich scheinbar zufällig und unabsichtlich zwischen die beiden stellte und auch Anderson der Tanzperformance zu nahe kam, schubste der Westwolf beide zur Seite. "Ich wollte auch auf der Party eingeladen sein, aber ich habe keine Einladung bekommen", grinste Villanueva: "Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich habe nur auf meine Teamkollegen gewarten."

Natürlich hatte er das nicht. Das sahen auch Kevin Durant ("That's fake shit!") und Westbrook ("Yeah, that's fake!") so, aber dass diese Sache Thema auf der Pressekonferenz war, bewies, dass die - zugegeben nicht ganz sportliche Aktion - ihre Wirkung nicht verfehlt hatte.

Die Mavs waren in den Köpfen ihrer Gegner. Es ist ein altbewährtes Mittel unterlegender Teams, den übermächtigen Gegner auf das eigene Niveau herunterzuziehen. Die Texaner bedienten sich dieser Psychotricks. Gepaart mit einem unerbittlichen Willen, ungewohnt guter Defense und Spielern, die alle ihre kleinen ihnen zugedachten Rollen erfüllten, war dies der Schlüssel, den Blowout aus Spiel 1 vergessen zu machen.

"Schande für die Stadt Dallas"

Wer hätte schon gedacht, dass Raymond Felton Westbrook auf Augenhöhe begegnen würde und mit den letzten sechs Mavs-Punkten der Sieggarant werden würde (die vergebenen Freiwürfe am Ende kehren wir an dieser Stelle unter Cubans Perserteppich)?

Wer hätte schon gedacht, dass zwei Rookies wichtige Rollen in einem Playoffs-Spiel der Mavs spielen würden? Aber Anderson, der Durant drei Sekunden vor dem Ende spielentscheidend blockte, und Salah Mejri enttäuschten nicht.

"Wir wussten alle, dass dies inakzeptabel war. Das ist kein Dallas Mavericks Basketball. Das war eine Schande für die Stadt Dallas, die Fans, unsere Familien und für uns. Es war peinlich, landesweit so im Fernsehen vorgeführt zu werden. Wir sind hierhergekommen, um ihnen einen echten Kampf zu liefern", sagte Felton. Es war ihnen gelungen. Spiel 1 war vergessen.

Defensivmonster Matthews

Zu diesen Kämpfern gehörte auch Wes Matthews. Der Shooting Guard zerriss sich förmlich, um Durants Offensivpower einzudämmen. Eigentlich ein unmögliches Unterfangen. Eigentlich. Denn Matthews hielt den Superstar bei 7/33 aus dem Feld und sorgte dafür, dass KD Michael Jordans Rekord für die meisten Fehlwürfe in einem Playoff-Spiel (26) einstellte.

Den Ruhm teilte er anschließend brav mit den Teamkollegen. "Einer alleine kann jemanden wie ihn nicht kontrollieren. Er ist vielleicht der beste Scorer in der Liga. Mein Team stand hinter mir und er hat wahrscheinlich auch ein paar offene Würfe danebengesetzt", berichtete Matthews und ärgerte sich gleichzeitig über seine eigene Wurfleistung: "Meine Offense war nicht da, aber ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass dies dazu führt, dass wir verlieren."

"Er hat seine Offense für die Defense geopfert, aber zeigte dann noch mit zwei offensiven Aktionen seine Clutchness. Das kann man nicht lernen. Er hat einfach mit Herz gespielt", lobte D-Will den Kollegen.

Nur eine Momentaufnahme

Bei allen Erfolgsstories, die die Partie aus Mavs-Sicht schrieb, zeigte die Partie aber auch, dass sich im Basketball die Entscheidung über Sieg oder Niederlage am Ende auf eine einzige Szene herunterbrechen lässt. Hätte Thunder-Center Steven Adams den Ball nur eine Zehntelsekunde früher Richtung Korb befördert, wären alle diese kleinen Geschichten allerhöchstens eine Randnotiz gewesen, eine Rehabilitation mit bestenfalls moralischem Wert.

Dieses Wissen hilft dabei den Fokus aufrechtzuerhalten, diese neue Mentalität zu verinnerlichen. Für Spiel 3. Für ein komplett neues Spiel. Ein Spiel, in dem die Thunder auf eine Antwort brennen werden. Ein Spiel, in dem Dallas die Leistung in eigener Halle bestätigen will. Playoffs eben.

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