NBA

Auf den Spuren der Größten

Karl-Anthony Towns spielt eine historische Rookie-Saison
© spox
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Gut möglich, dass sich die Rollen der beiden bereits in der nächsten Saison vertauschen werden, denn Towns hat alle Voraussetzungen, ein wahrer Go-to-Scorer zu sein. Obwohl er in den USA noch nicht als Erwachsener gilt, legt er im Reich der Giganten beim Post-Up beispielsweise mit 0,93 Punkten pro Ballbesitz kaum weniger Punkte auf als Cousins (0,95). Er wird nicht häufig isoliert, legte bei den bisher 86 Versuchen aber im Schnitt 1,19 Punkte auf - das ist ein absurder Wert.

Auch als Cutter versteht er sein Handwerk, seine 1,42 Punkte pro Cut sind nah an Jimmy Butlers Liga-Bestwert (1,53) für Spieler mit mindestens 100 Cuts. Die 0,94 Punkte als "Abroller" im Pick'n'Roll sind noch ausbaufähig, aber wohl kein Grund zur Sorge: Platzieren die Wolves etwas mehr Shooting um Towns herum, wird die Effizienz auch in diesem Bereich deutlich steigen, da der Gegner KATs Weg zum Korb nicht so leicht zustellen kann. Ein positives Zeichen: Zach LaVine hat seinen Wurf gefunden und trifft seit dem All-Star Break starke 45,7 Prozent von Downtown.

Kein Spacing um Towns

Denn das ist häufig die Crux in Minnesota: KAT ist nicht nur der effektivste Isolation- und Post-Player der Wolves, er gehört auch zu den besten Shootern. Bisher vor allem aus der Mitteldistanz aktiv, legt er als Spot-Up-Shooter eine gute Effective Field Goal Percentage von 56,2 Prozent auf. Diese berechnet den Dreier mit ein - wenn er in Zukunft also häufiger von draußen draufhält, wird dieser Wert noch weiter steigen.

Der Wurf gehört dabei zweifelsohne zu den spannendsten Talenten von Towns. Schon jetzt ist seine Wurfquote aus Catch-and-Shoot-Situationen beinahe auf Stephen-Curry-Niveau (kein Witz! 47,8 zu 47,1 Prozent), er hat zudem bereits gezeigt, dass er auch den Stepback-Dreier im erweiterten Repertoire hat. Und dabei entspricht er mitnichten dem Klischee eines überdimensionierten Shooters.

Er hat nicht nur die Post-Moves oder das Rebounding, die ihn als echten Big Man kennzeichnen - er hat auch die Defense und das Potenzial, über die Jahre zu einem der besten Ringbeschützer der Liga zu werden. Umso mehr deshalb, weil ihm mit Kevin Garnett einer der besten Verteidiger der Geschichte regelmäßig Ratschläge und die eine oder andere Obszönität ins Ohr schreit.

Auch die Defense passt

Towns hat jetzt schon ein tolles Gespür dafür, wann er wohin rotieren muss, und füllt viele Lücken, die vom Wolves-Bataillon an überforderten Flügelverteidigern kreiert wird (Ricky Rubio ausgenommen). Er besitzt die laterale Geschwindigkeit, um beim Pick'n'Roll auch Point Guards zu übernehmen und ihnen den Weg zu versperren.

Kommt ihm dann doch mal jemand am Korb entgegen, trifft derjenige immerhin 4,7 Prozent schlechter als seinen Durchschnittswert. Damit ist er noch lange kein Rudy Gobert, aber schon ein positiver Faktor in der Defense - keine Selbstverständlichkeit bei Rookies, die offensiv bereits so eine große Rolle tragen.

Freilich weisen die Wolves trotzdem das viertschlechteste Defensiv-Rating der gesamten Liga auf (107,1), aber: Towns kann wenig dafür, dass der Kader in Minnesota noch nicht wirklich zusammenpasst und dass Spieler wie LaVine oder Shabazz Muhammad bisher fast ausschließlich offensiv zu gebrauchen sind.

Wer übernimmt das Jugendprojekt?

Das ist die Aufgabe des Front Office im ersten Sommer nach Flip Saunders. Auch die Trainerfrage ist ungeklärt. Öffentlich schließt man es zwar nicht aus, aber Mitchell wird wohl kaum auch im nächsten Jahr noch die Anweisungen von der Seitenlinie geben. Dafür dürften sich einige Hochkaräter um die Position reißen - unter anderem geisterte der Name von Tom Thibodeau schon öfter durch die Gerüchteküche.

Denn bei allen ungeklärten Fragen hat Minnesota die wichtigste bereits beantwortet und mit Towns einen Spieler, der ein wahrlich revolutionäres Talentpaket mitbringt. Wer als Coach gerne ein aufstrebendes Team aufbauen und formen möchte, wird sich nach dem Wolves-Job die Finger lecken - den kalten Winter hin oder her.

Entwickelt sich Towns so rasant weiter wie zuletzt, wird man ihn in nicht allzu ferner Zukunft dann auch im historischen Verhältnis adäquat beurteilen können. Für den Moment wissen wir immerhin, dass dieser 20-Jährige im aktuellen Kontext schon verdammt gut ist. Und dass er eigentlich nur noch besser werden kann.

Die Statistiken in diesem Artikel stammen von nba.com/stats, ESPN und basketball-reference.com und sind auf dem Stand vom 29. März.

Karl-Anthony Towns im Steckbrief

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