NBA

Spurs nutzen Thunder-Dilemma aus

Von Martin Gödderz
Kevin Durant (l.) lieferte sich wieder ein packendes Duell mit Kawhi Leonard
© getty

Der Fluch des Schlussviertels hält an. Wieder geben die Oklahoma City Thunder (44-22) in den letzten Minuten des Spiels den Sieg aus der Hand. Die San Antonio Spurs (56-10), die lange Zeit große Probleme mit dem eigenen Wurf haben, profitieren davon und feiern trotz einer durchwachsenen Leistung einen 93:85-Sieg (BOXSCORE).

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Die Thunder sollten über einen Antrag bei NBA Commissioner Adam Silver nachdenken, die Spielzeit auf 36 Minuten zu verkürzen. Zum zwölften Mal in dieser Saison und damit so häufig wie kein anderes NBA-Team schenkte OKC eine Führung im Schlussviertel wieder her.

Die Thunder leisteten sich letztlich zu viele Fehler. Kein Spieler verdeutlichte das so wie Russell Westbrook, der sich neben seinen 19 Punkten und 7 Assists auch 9 Turnover erlaubte.

Kevin Durant war mit 28 Punkten (11/25 FG) Topscorer des Spiels und glänzte mit 8 Assists als Passgeber, musste sich im elektrisierenden Small-Forward-Duell aber Kawhi Leonard geschlagen geben, der mit 26 Punkten (10/24 FG) wieder der auffälligste Mann bei den Spurs war.

Neben Leonard agierten bei San Antonio lediglich LaMarcus Aldridge (24 Punkte, 9 Rebounds) und Tim Duncan (11 Punkte, 5/7 FG) offensiv in Normalform. Dennoch reichte es zum 41. Heimsieg in Folge, die drittbeste Heimserie der NBA-Geschichte.

Die Reaktionen:

Kawhi Leonard (Spurs): "Wir wollen einfach besser werden im Laufe der Saison, da ist es völlig egal, gegen wen wir spielen. Es geht nur um uns, wie wir auftreten. Wir müssen rausgehen und mit Energie und Defense spielen. Heute haben wir uns durch das gesamte Spiel gekämpft."

Kevin Durant (Thunder): "Es war ein Schlachtfest. Beide Teams haben sich nichts geschenkt. Am Schluss haben sie einige große Würfe getroffen. Das hat den Ausschlag gegeben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die beiden Head Coaches haben keine großen Ausfälle zu beklagen und können auf ihre bestmöglichen Startformationen zurückgreifen. Also beginnen für den Gast Westbrook, Roberson, Durant, Ibaka und Adams. Bei den Spurs starten Parker, Green, Leonard, Aldridge und Duncan.

6.: Munterer Beginn beider Teams. Die Spurs sind vor allen Dingen durch Aldridge erfolgreich, der gleich die ersten sechs Punkte besorgt. Die Thunder antworten aber mit einem krachenden Slam Dunk von Durant. 12:10 Spurs.

11.: Beide Teams tun sich bislang noch sehr schwer aus der Distanz. Singler haut den nächsten Dreierversuch daneben, während Aldridge auf der Gegenseite von der Freiwurflinie seine Punkte 14 und 15 zum 25:22 für San Antonio macht. Der Power Forward legt ein ganz starkes erstes Viertel hin.

17.: So langsam setzen sich die Spurs etwas ab, weil Leonard aufdreht und an beiden Enden des Feldes für Highlights sorgt. Er zieht im direkten Duell am hilflose Singler vorbei und schweißt den Slam Dunk zum 36:27 für San Antonio durch die Reuse.

22.: Die Thunder kämpfen sich zurück und kommen offensiv immer mehr ins Rollen. Schließlich spielt Durant Center Kanter mit einem feinen Bodenpass frei. Der haut den Slam Dunk mit Foul rein und sorgt an der Freiwurflinie für die 42:39-Führung für OKC.

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29.: Es bleibt eine ganz enge Kiste. Die Spurs können kurzzeitig mal wieder ausgleichen, dann gehen die Thunder aber doch wieder in Front. Durant bedient Adams mit einem tollen Lob Pass. Der Neuseeländer schmettert den Alley-Oop-Dunk zum 57:53 für OKC rein.

35.: Mills nimmt einen verrückten Dreier über Westbrook und trifft tatsächlich mal aus der Distanz. Der zweite Spurs-Dreier beim 17. Versuch. Auf der Gegenseite glänzt Durant wieder als Passer. Er bedient Adams in der Mitte, der den Hookshot zum 66:62 vollendet.

39.: Es geht schon wieder los. Die Thunder starten das Schlussviertel mit zwei unnötigen Ballverlusten, die bestraft werden, weil sich David West vorbidlich zu mehreren Punkten hustlet. Das Spiel ist ausgeglichen. 72:72.

42.: Es kommt, was kommen musste. OKC leistet sich weiter Turnover um Turnover und die Spurs laufen langsam aus der Distanz heiß. Erst trifft Green seinen ersten Dreier des Spiels, dann lässt auch Leonard einen Distanzwurf zum 82:76 für San Antonio folgen.

48.: Die Thunder treffen so gut wie nichts mehr und leisten sich weiter fleißig Turnover, während auf der anderen Seite Leonard übernimmt und den Spurs-Sieg so relativ mühelos über die Runden bringt. OKC wehrt sich letztlich nicht einmal mehr und so siegen die Spurs 93:85.

San Antonio Spurs vs. Oklahoma City Thunder: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Kawhi Leonard. Lange Zeit wollte auch bei Leonard nicht viel fallen. Gerade aus der Distanz agierte er glücklos. Im Schlussviertel schwang er sich allerdings zum Retter für die Spurs auf. 9 Punkte erzielte er in den letzten zwölf Minuten. Die Leistung in der Defensive war sowieso wie immer über jeden Zweifel erhaben. Die 3 Steals sind dabei nur ein kleiner Ausdruck.

Der Flop des Spiels: Russell Westbrook. Ein gebrauchter Tag für den Point Guard. Er machte defensiv zwar einen guten Job gegen Parker, zeigte offensiv aber einen höchst ineffektiven Auftritt. Wieder einmal erzwang er zu viele Würfe und traf nur 5 seiner 16 Versuche. Zudem war sein Spiel ungemein fehlerbehaftet. Mit seinen 9 Ballverlusten half er den Spurs kräftig.

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Das fiel auf:

  • In der Defense begannen die Spurs interessanterweise mit Green im direkten Duell gegen Durant, während Leonard sich um Roberson kümmerte. Das war insofern verwunderlich, weil The Claw sonst zumeist den gefährlichsten Gegner übernimmt und Durant als Gegenspieler eigentlich prädestiniert war. Doch der Erfolg gab Popovich Recht, KD startete relativ unauffällig. Später übernahm natürlich immer häufiger der amtierende Defensive Player of the Year.
  • Die Thunder reagierten auf das Ball-Movement der Spurs in der Defensive sehr gut. Sie ließen die Texaner zwar zusammenspielen und versuchten gar nicht erst in die Passwege zu gehen, waren allerdings schnell auf den Beinen und verschoben sehr geschickt und aktiv. So kamen die Spurs kaum zu wirklich offenen Dreier, weswegen die ersten zehn Distanzwürfe auch allesamt daneben gingen und der Wurf generell kaum fiel.
  • Die Spurs agierten aus diesem Grund vom Start weg auffällig häufig aus dem Pick and Pop, wobei sich Parker dafür meistens Aldridge suchte, der das gesamte Spiel über äußerst sicher aus der Mitteldistanz agierte und die Spurs-Offense prägte. Doch Parker lief das Pick and Pop auch mit Leonard und Duncan erfolgreich. Die hier etwas passiven Adams und Ibaka hatten dabei einige Probleme beim Rausrücken.
  • Während der Spurs-Frontcourt auf gewohntem Niveau performte, machte vor allen Dingen der Backcourt Probleme. Die Spurs waren etwas verliebt in den Dreier, der einfach nicht fallen wollte. Nach 35 Minuten standen Parker, Green, Mills und Ginobili bei 0 von 18 verwandelten Feldwürfen. Auch am Ende stand San Antonio bei gerade einmal 16,7 Prozent aus der Distanz. Glück für die Texaner, dass auch den Thunder die Treffsicherheit von der Dreierlinie (2/18 Dreier) abhanden gekommen war.
  • Die Thunder gingen mit zwei Punkten Vorsprung ins Schlussviertel. Dort hatten sie in den letzten Spielen reihenweise den Sieg aus den Händen gegeben, zuletzt noch gestern gegen die Timberwolves. Und schon wieder stand im letzten Viertel ein scheinbar anderes Team auf dem Feld. OKC agierte plötzlich nervös, leistete sich etliche Fehler (6 Turnover), gab unfassbar viele Rebounds ab und schenkte einmal mehr einen Sieg leichtfertig her. In den letzten zwei Minuten wirkten die Thunder schon resigniert, dass sie gar nicht mehr versuchten den knappen Rückstand noch einmal aufzuholen.

Der Spielplan im Überblick