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"Dirk hatte die 99 verdient"

Mike Stauffer diskutierte mit SPOX über die Wertungen von Dirk Nowitzki und Stephen Curry
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SPOX: Wie messen Sie den Einfluss von Verletzungen auf die Ratings?

Stauffer: Das ist auch ein schwieriger Fall, da es zu einem gewissen Teil subjektiv ist. Wir müssen entscheiden bzw. prognostizieren, wie eine bestimmte Verletzung einen Spieler und seine Fähigkeiten beeinträchtigen wird, wenn er zurückkommt. Die Annäherung wird hauptsächlich mit Hilfe von Iterationen, also mit einer großen Anzahl von Wiederholungen, gemacht. Bei langwierigen Verletzungen verändern sich daher oftmals die Ratings von der vorherigen 2K-Version bis zur neuen Auflage. Jedes Rating ist im Prinzip eine Hochrechnung, die sich aufgrund der Updates ständig verändert. Wenn sich nach einer Verletzung herausstellt, dass sich ein Spieler auf einem konstant niedrigeren Level als vorher befindet, dann wird das Rating dementsprechend sinken.

SPOX: Nowitzki spielt eine fantastische Saison, die ihm kaum jemand zugetraut hat. Gibt es eine Chance, dass sein Rating dieses Jahr noch einmal steigt?

Stauffer: Das ist es bereits, mehrfach sogar. Sein Ausgangswert im Oktober war 84 und er hat sich die gesamte Saison im Bereich um 85 aufgehalten. Das ist All-Star-Level. Als er zwischenzeitlich eine Serie von starken Spielen hingelegt hat, stieg sein Rating auf 86, anschließend stuften wir ihn allerdings wieder zurück. Aktuell hat er sich wieder verbessert und es ist gut möglich, dass sein Rating diese Saison noch einmal steigt.

SPOX: Kommen wir zu einem anderen Deutschen: Zu Beginn der Saison fehlte Tibor Pleiß im Kader der Utah Jazz - zumindest in der Pre-Order-Version. Warum wurden er und andere Rookies nicht direkt in das Spiel integriert?

Stauffer: Ich habe mir die alten Roster noch einmal angeschaut und zumindest beim offiziellen Release war er dann dabei. Wenn ein Spieler zu Beginn einer Saison noch im Kader fehlt, liegt das meist daran, dass sein Vertrag vom Team noch nicht garantiert wurde. Wenn die Saison beginnt und ein Spieler offiziell im Kader geführt wird, dann ist er auch im Spiel verfügbar.

SPOX: Wie beobachten Sie einen Spieler wie Pleiß, der schon seit Längerem in der D-League spielt? Er misst sich ja nicht mit NBA-Spielern, macht aber nichtsdestotrotz Fortschritte.

Stauffer: Normalerweise werden die Ratings nur daran gemessen, wie die Spieler auf dem NBA-Court performen. Gelegentlich kann es aber vorkommen, dass das sehr schwer ist. Zum Beispiel, wenn die Stichprobe zu klein ist und ein Spieler nur sehr wenige Minuten auf dem Feld gestanden hat. Dann ziehen wir manchmal die Stats aus der D-League oder bei internationalen Spielern auch aus der Euroleague hinzu, um sie besser einschätzen zu können. Diese Werte haben aber natürlich einen geringeren Einfluss als die Statistiken aus der NBA.

SPOX: Apropos Stats: Indem Sie Hassan Whiteside einen - eigentlich nicht möglichen - Wert von 100 für seine Block-Fähigkeit gegeben haben, machten Sie ihn im Spiel zum besten Shot-Blocker aller Zeiten. Worauf basierte diese Entscheidung?

Stauffer: Schaut man sich an, wie Hassan zu der Zeit performt hat, war er das in dem Moment auch. Die Advanced Stats haben gezeigt, dass er Würfe mit der besten Rate aller aktuellen und ehemaligen NBA-Spieler blockt. Und er hatte gerade ein Spiel mit elf Blocks hingelegt. Seine nächsten Partien waren nicht ganz so stark, daher fiel sein Rating mit dem nächsten Update wieder. Das ist auch ganz normal, denn es ist kaum möglich, das höchste Rating aller Zeiten in einer bestimmten Kategorie über einen längeren Zeitraum zu halten. Und auch hier ist Steph Curry wieder eine Ausnahme: Er ist der einzige aktuelle Spieler, der eine 99 über mehrere Roster-Updates halten konnte. Und zwar in "Dreier aus dem Stand" und in "Dreier aus der Bewegung".

SPOX: Nach einem Triple-Double im Januar 2015 sagte Whiteside in einem berühmten Post-Game-Interview, dass er lediglich versuchen würde, sein 2K-Rating zu verbessern. Im Internet ist zu lesen, dass es damals mit dem nächsten Update von 59 auf 77 stieg. Ist das korrekt?

Stauffer: Nein, das stimmt so nicht ganz. Hassans Rating ist über die letzten Jahre konstant gestiegen - gemäß seiner Entwicklung. Auch wenn die breite Öffentlichkeit erst nach dem spektakulären Triple-Double und dem Interview so richtig darauf aufmerksam wurde. Bei 2K14 startete er mit einer 59, aber zum Release von 2K15 stand er schon bei 69. Und wie sich sein Spiel im Laufe der Saison verbessert hat, so stieg auch sein Rating. Dennoch hat es nach dem Triple-Double noch einmal einen Sprung gemacht - allerdings nur von 75 auf 77. Inzwischen ist er durch seine Leistungen bei einem Wert von 86 angekommen.

SPOX: Erhalten Sie öfter Feedback zu den Ratings von Spielern oder deren Agenten? Und kam schon einmal jemand mit dem konkreten Wunsch zu Ihnen, einen besseren Wert zu bekommen?

Stauffner: Ja, Spieler schreiben mich wegen der Ratings an. Das kommt ab und zu vor, meist per Twitter. Es macht immer Spaß und ist interessant, das Ganze aus der Sicht der Spieler zu hören. Manche Eindrücke bekommt man eben nicht, indem man auf die Stats schaut oder sich ein Spiel anguckt. Die Spieler haben besondere Informationen, nicht zwangsläufig über ihr eigenes Spiel, sondern oft auch über die Fähigkeiten anderer Spieler. Und so viel kann ich sagen: Immer, wenn sich ein Spieler bei mir meldet, werfe ich nochmal einen besonders langen Blick auf seine individuellen Fähigkeiten.

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