NBA

"Finde Robben ganz cool"

Von Interview: Dirk Sing
Justise Winslow (r.) wurde im Draft 2015 an 10. Stelle von den Miami Heat ausgewählt
© getty

Heat-Rookie Justise Winslow hat sich bereits als Edelverteidiger in der NBA einen Namen gemacht. Der Forward spricht im Interview über die Umstellung vom Go-to-Guy am College zum Rollenspieler an der Seite von Dwyane Wade. Außerdem erzählt er, wie er zum Bayern-München-Fan wurde und warum er lieber FIFA16 als NBA2K16 spielt.

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SPOX: Justice, in Ihrer Biografie heißt es, dass Sie ein Fußball-Fan und darüber hinaus sogar ein Anhänger des FC Bayern München seien. Können Sie uns das etwas näher erklären?

Justise Winslow: (lacht) Dass ich meine Vorliebe für Fußball entdeckt habe, ist eigentlich noch gar nicht lange her. Während meiner College-Zeit in der vergangenen Saison waren wir sehr oft bei meinem Kumpel daheim. Wir haben dann in unserer freien Zeit zwischen Schule und Training im Fernsehen zumeist Fußball geschaut. Aufgrund der Zeitverschiebung zu Europa ist da ja bekanntlich "Prime-Time". Ich fand das auf Anhieb ziemlich cool. Wir haben uns alle möglichen Partien aus den verschiedensten Ligen angesehen und darüber diskutiert.

SPOX: Und wie haben Sie Ihre Sympathien für den FC Bayern München entdeckt?

Justise Winslow: Naja, wir haben gleichzeitig auch immer FIFA auf der Playstation gezockt. Und da ich anfangs nicht sonderlich gut war, musste ich ein besseres Team nehmen, um gegen die anderen Jungs eine Chance zu haben. Letztlich habe ich mich dann für den FC Bayern entschieden und immer mit dieser Mannschaft gespielt. Natürlich war dann auch das Interesse da, Bayern München "in echt" zu verfolgen - sei es in der deutschen Bundesliga oder in der Champions-League. Und was die Jungs insgesamt abgeliefert haben, hat mir sehr gut gefallen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Wobei ich gleich betonen möchte, dass ich mich definitiv nicht als Fußball-Experte bezeichnen würde. So gut kenne ich mich dann doch noch nicht aus.

SPOX: Gibt es auch einen Akteur des FC Bayern, der Sie besonders fasziniert?

Winslow: Nun, Arjen Robben finde ich beispielsweise ganz cool. Ansonsten sind Edison Cavani, Zlatan Ibrahimovic (beide Paris St. Germain) und Neymar (FC Barcelona) meine Lieblingsspieler. Allerdings kann ich mit Barcelona grundsätzlich nicht so viel anfangen. Ebenso wenig mit Real Madrid. Nahezu jeder ist Fan von diesen beiden Klubs beziehungsweise wenn wir auf den Play-Station zocken, möchte immer jeder mit diesen Teams spielen. Von dem her bin ich auch immer besonders motiviert, meinen jeweiligen Gegner zu schlagen, wenn dieser als Real und Barca antritt (lacht).

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SPOX: Zocken Sie, nachdem Sie ja nun selbst NBA-Spieler sind, mittlerweile nicht lieber "NBA 2K16" als weiterhin Fußball?

Winslow: (lacht) Nein, nein, auf gar keinen Fall. Für mich ist FIFA nach wie vor die klare Nummer eins. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich mit "FIFA 16" doch ziemlich schwer tue. Das war mit der Vorgänger-Version noch anders. Zum Ende hin war ich derart stark, dass mich von meinen Kumpels keiner mehr besiegen konnte. Aber ich arbeite hart daran, dass das möglichst bald wieder der Fall ist (lacht).

SPOX: Die "Gefahr", dass Sie als kleiner Junge statt einer Basketball- eine Fußball-Laufbahn einschlagen, dürfte ja schon aus familiären Gründen ohnehin nicht wirklich bestanden haben. Ihr Vater Rickie war ebenfalls Basketball-Profi, wurde im Jahr 1987 an 28. Stelle von den Chicago Bulls gedraftet und absolvierte anschließend sieben NBA-Partien für die Milwaukee Bucks, ehe es ihn für zwölf Jahre nach Europa zog. Welchen Einfluss hatte Ihr Vater letztlich auf Ihre Basketball-Karriere?

Winslow: Speziell auf das Basketball bezogen, natürlich schon einen sehr großen. Bei uns in der Familie hat der Sport allgemein schon immer eine sehr große Rolle gespielt. Mein Bruder Josh spielt nach wie vor Football, meine Schwester Bianca an der Universität von unserer Heimatstadt Houston Basketball. Auch meine Mutter hat früher aktiv "Flag Football" betrieben. Erst vor einigen Monaten waren wir mit der Familie in New York und haben dort im Stanley Park spaßeshalber "Flag Football" gespielt. Dabei hat meine Mum einen meiner Cousins derart über den Haufen gerannt, dass er gleich zu weinen begonnen hat. Wahrschenlich habe ich diesen großen sportlichen Ehrgeiz, Biss und Siegeswillen sogar etwas mehr von meiner Mutter (schmunzelt).

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SPOX: Aber Ihr Vater hat Sie dann letztlich zum Basketball gebracht, oder?

Winslow: Ja, definitiv. Nachdem ich ja in Houston geboren bin und dort Football eine große Rolle spielt, war das natürlich auch meine erste große Liebe. Einige Jahre habe ich sowohl Football als auch Basketball betrieben, ehe ich mich dann doch für Letzteres entschieden habe. Daran hatte mein Dad sicherlich auch einen großen Anteil. Als ich dann in die High School gekommen bin, war er dort unser Assistant-Coach. Ehrlich gesagt ist es nicht gerade einfach, wenn dein Vater zugleich dein Trainer ist. Er war in etlichen Dingen sehr hart zu mir. Härter als zu meinen Teamkollegen. Aber im Nachhinein hat mir das definitiv geholfen. Er hat mir seine eigenen Erfahrungen weitergegeben und damit gelehrt, das Spiel zu verstehen beziehungsweise aufgezeigt, worauf es letztlich ankommt.

SPOX: Nach vier erfolgreichen Jahren auf der St. John's High School in Houston sind Sie schließlich im Jahr 2014 an die Duke University gewechselt, wo kein Geringerer als Trainer-Legende Mike Krzyzewski das Sagen hat. Wie wichtig war diese eine Spielzeit unter seinen Fittichen?

Winslow: Ich habe in diesem einen Jahr unglaublich viel gelernt. Der wichtigste Begriff bei ihm ist Disziplin. Mike ist ein Trainer, der extrem darauf achtet, dass die Details stimmen und auf dem Spielfeld so umgesetzt werden, wie er sich das vorstellt. Machst du das nicht, hast du ein größeres Problem. Er lässt dich das dann auch sofort wissen. Auf der anderen Seite bekommst du auf dem Feld aber gleichzeitig auch genügend Freiheiten, um selbst etwas zu kreieren und deine Stärken entsprechend einzuschätzen. Wenm man so will, dann ist es eine perfekte Mischung aus Disziplin und Freiheiten. Letztlich hat genau das unsere Mannschaft auch ausgezeichnet.

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SPOX: Sie haben auf Anhieb mit der Duke University die NCAA-Meisterschaft gewonnen. Einer Ihrer Teamkollegen war dabei Center Jahlil Okafor. Wie würden Sie das Zusammenspiel mit ihm beschreiben?

Winslow: Wir hatten ja in den Jahren zuvor in den Nachwuchs-Auswahlteams der USA schon zusammengespielt und kannten uns daher bereits recht gut. Das war natürlich ein sehr großer Vorteil. Von dem her hat es dann auch nicht lange gedauert, bis wir uns auf dem Court blind verstanden und vertraut haben. Ich wusste, was er in bestimmten Situationen macht beziehungsweise wann der Ball in seine Hände muss - und umgekehrt war es genauso. Ich denke, das hat es letztlich auch für die Gegner sehr schwer gemacht, unser Spiel zu durchschauen oder vorauszuahnen. Auf alle Fälle hatten wir in dieser Saison nicht nur aufgrund unseres Titelgewinns eine Menge Spaß.

SPOX: Während Okafor am Draftday von den Philadelphia 76ers an dritter Stelle gezogen wurde, waren Sie an Nummer zehn dran. Können Sie sich noch an Ihre ersten Gedanken erinnern, als es hieß: "The Miami Heat select.....Justice Winslow from Duke University"?

Winslow: Als mein Name aufgerufen wurde, war ich einfach nur glücklich. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich meinem großen Traum, in der NBA zu spielen, einen gewaltigen Schritt näher gekommen bin. Ansonsten hat sich in meinem Kopf in den ersten Sekunden und Minuten nicht wirklich viel abgespielt. Du fällst einfach jedem, der dir gerade in die Hände kommt, um den Hals. Einen klaren Gedanken in diesem Augenblick zu fassen, ist nahezu unmöglich.

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SPOX: Mal Hand auf's Herz: Waren die Miami Heat schon immer Ihr Lieblingsteam?

Winslow: Nein, nein. Wie ich ja schon gesagt habe, bin ich in Houston geboren und aufgewachsen. Von dem her habe ich natürlich den Rockets die Daumen gedrückt. Nichtsdestotrotz war es aber auch immer sehr beeindruckend, was die Heat um ihre Stars wie Dwyane Wade oder Shaquille O'Neal in den vergangenen Jahren geleistet haben. Ich denke, dass es schwer fällt, ein Team, indem ein unglaublicher Spieler wie D-Wade steht, nicht zu mögen. Von dem her war ich sehr glücklich und stolz, künftig an seiner Seite spielen und von ihm lernen zu können.

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