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Currys Rekordshow zu viel für Magic

Von Martin Gödderz
Stephen Curry war mit 51 Punkten einmal mehr der überragende Mann des Spiels
© getty

Stephen Curry dreht mal wieder durch. Erst schnappt sich der MVP den alleinigen Dreierrekord, dann zerlegt er die stark aufspielenden Orlando Magic (25-31) beinahe im Alleingang, weil seine müden Mitspieler sich zurückhalten. So gewinnen die Golden State Warriors (52-5) ein hart umkämpftes Auswärtsspiel mit 130:114 (BOXSCORE).

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Es mutet mittlerweile wie ein normaler Arbeitstag im Leben von Stephen Curry an. 10 Dreier verwandelt, darunter einen Halfcourt-Shot mit dem Buzzer, somit den alleinigen Rekord durch 128 aufeinanderfolgende Spiele mit mindestens einem erfolgreichen Distanzwurf von Kyle Korver geholt und einen weiteren Gegner mit unfassbaren 51 Punkten (20/27 FG) zermürbt.

Einen Tag nach dem mühevollen Sieg in Miami tat sich der müde wirkende Champion auch im zweiten Spiel in Folge in Florida schwer. Spieler wie Klay Thompson (9 Punkte, 4/10 FG) und Draymond Green (12 Punkte, 8 Assists, 5 Turnover) spielten eher mäßig, Marreese Speights war mit 14 Punkten (6/8 FG) hinter Curry schon bester Scorer.

So mussten sich die Magic also einer One-Man-Show beugen. Zuvor hatte Orlando dem Champion drei Viertel lang alles abverlangt. Aaron Gordon machte mit 19 Punkten (9/14 FG) und 8 Rebounds eines der besten Offensivspieler seiner noch jungen Karriere.

Der Franzose Evan Fournier war mit 20 Punkten (6/12 FG) Topscorer seines Teams, während Nikola Vucevic mit 17 Punkten und 9 Rebounds knapp am Double-Double vorbeischrammte.

Die Reaktionen:

Scott Skiles (Trainer Magic): "Es war Stephens Abend. Er hat uns so oft ausgetrickst. Er läuft, er stoppt ab und relaxt kurz, dann entspannst du auch für einen kurzen Moment in der Defensive und schon ist er weg. Das ist ein Dutzend Mal passiert."

Evan Fournier (Magic): "Seid ihr Medienvertreter wirklich überrascht von der Leistung? Ich nicht. Es ist halt das, was er immer tut."

Stephen Curry (Warriors): "Bei dem Buzzer Beater im dritten Viertel musste ich lachen. Ich hatte schon vorher in dem Viertel so viele Dreier gemacht und dann fiel auch noch der. Es war für mich einfach nur spaßig, weil der Wurf auch noch mit Brett reinging.

Steve Kerr (Trainer Warriors): "Ich weiß gar nicht, ob der Rekord so signifikant ist, weil es für Stephen so einfach ist. Sein Dreier ist wie ein Zwei-Punkte-Wurf. Das geht so weit, dass er auch den Halfcourt-Shot aus dem Rhythmus heraus nimmt und reinmacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Coaches haben keine großen Verletzungen zu beklagen, daher stellen sie auch ihre vermeintlich besten Startformationen auf. Bei den Warriors beginnen also wieder Curry, Thompson, Barnes, Green und Bogut, während Scott Skiles bei Orlando auf Payton, Oladipo, Fournier, Gordon und Vucevic setzt.

6.: Beide Teams drücken von Beginn an ordentlich auf die Tube und suchen ihr Heil im Tempo. Die Warriors schon mit vier Ballverlusten, was zu einigen Magic-Fastbreaks führt, die vor allem Gordon und Vucevic für Punkte nutzen. Kerr nimmt beim Stand von 15:12 für Orlando die erste Auszeit.

11.: Curry trifft zwei schnelle Dreier in Folge, sein 128. Spiel in Folge, in dem er mindestens einen Dreier trifft. Das ist nun alleiniger NBA-Rekord. Er lässt einen Jumper aus der Mitteldistanz und einen Layup folgen. Doch die Magic halten gut mit. Payton per Layup und Vucevic von der Freiwurflinie bringen Orlando mit 30:28 in Front.

18.: Die Warriors leisten sich bereits den zehnten Turnover des Spiels, weil Livingston den Spalding ins Aus schmeißt. Auf der Gegenseite will Vucevic den Ballverlust ausnutzen. Er verlegt zwar aus dem Low Post, doch Gordon ist da, holt sich den Abpraller und gleicht per Putback Layup umgehend zum 41:41 aus.

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24.: Es bleibt ein offener Schlagabtausch. Gordon verwandelt den nächsten Tip-In, doch Curry antwortet mit einem herrlichen Korbleger. Schließlich ist es Green, der mit einem dynamischen Layup den Warriors-Rückstand verkürzt. Orlando führt zur Pause 63:59.

29.: Immer wenn Orlando mal dabei ist sich etwas abzusetzen, schlagen die Warriors zurück. Payton und Vucevic bringen die Magic mit fünf Punkten Vorsprung in Front, doch der starke Curry aus der Mitteldistanz und Barnes per Dreier sorgen für das 73:73.

32.: Der Dunk-Champ der Herzen schlägt zu! Gordon nimmt im Fastbreak ganz viel Tempo auf und schmettert den Spalding mit Ur-Gewalt über Green hinweg durch die Reuse. 80:80. Was ein Ding!

36.: Curry, immer wieder Curry. Mit ablaufender Uhr setzt der MVP zum Buzzer Beater aus dem Halfcourt an. Natürlich geht auch das Ding rein. Wahnsinn! Sein neunter Dreier des Spiels. Schon jetzt steht Curry bei 46 Punkten. 99:91 Warriors.

42.: Curry bleibt zu Beginn des Schlussviertels draußen, doch nun hat Golden State in die Spur gefunden und dominiert das Spiel. Barnes glänzt mit einem wundervollen Reverse Layup und einem butterweichen Mitteldistanzwurf. 115:100 Warriors.

45.: Curry ist zurück und haut gleich den nächsten Stepback Dreier über Oladipo zum 123:110 rein. Damit ist das Spiel entschieden. Orlando lässt langsam die Köpfe hängen.

Orlando Magic vs. Golden State Warriors: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Stephen Curry. Weil sich beinahe alle Warriors unter Wert verkauften, war der Champion mehr denn je auf den MVP angewiesen. Es gab schon viele Spiele, in denen Curry dominant war, aber nur wenige, in denen er seine ansonsten so starken Teamkollegen derart tragen musste. Curry nahm die Aufgabe an, traf irrwitzig gute 20 seiner 27 Wurfversuche, verteilte 8 Assists, griff sich 7 Rebounds und brachte Orlando komplett zum Verzweifeln. In dieser Form ist es ein Genuss dem amtierenden MVP zuzusehen.

Der Flop des Spiels: Eigentlich verdient es von den tapfer kämpfenden Magic kaum ein Spieler als Flop genannt zu werden. Vielleicht lässt sich an dieser Stelle aber am ehesten Victor Oladipo nennen, der in der Offensive etwas zu viel versucht und zu wenig traf (14 Punkte, 5/16 FG) und in der Verteidigung gegen Curry irgendwann hilflos war.

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Das fiel auf:

  • Die Warriors mussten auf ihrem Horror-Roadtrip ausnahmsweise mal nicht weit reisen und durften für das Back-to-Back-Game noch einmal in Florida ran. Das änderte aber nichts daran, dass der Champion müde wirkte. Den Dubs unterliefen schon zu Beginn zahlreiche leichtsinnige Fehler, die sich wie ein roter Faden durch das Spiel zogen (am Ende 20 Turnover). Gerade Kämpferherz Draymond Green schien ausgelaugt, fing sich gegen Ende des Spiels aber wieder etwas.
  • Orlando dagegen machte Spaß und hielt das Spiel lange offen. Das junge Skiles-Team verlangte dem Champion alles ab und machte seine Sache an beiden Enden des Feldes sehr gut. Die gesamte Starting Five stand schon nach drei Vierteln bei zweistelligen Punktzahlen und so führten die Magic lange Zeit. Bei aller Ausgeglichenheit fehlte aber am Ende ein Go-to-Guy.
  • Daneben machte Orlando auch in der Defensive entscheidende Fehler. Gerade in der zweiten Hälfte gelangen kaum noch defensive Stops. So hatte Golden State am Ende natürlich auch dank des wahnwitzigen Curry eine Wurfquote von 60,2 Prozent aus dem Feld. Wenn der Champ derart hochprozentig trifft, hat der Gegner kaum eine Chance.
  • Wie zu erwarten war, übernahm Oladipo die Deckungsarbeit gegen Curry. Besonders auffällig war dabei, wie geschickt er zu Beginn im Verbund mit dem mobilen Aaron Gordon das Pick and Roll beziehungsweise das Pick and Pop zwischen Curry und Green verteidigte. Das verursachte relativ schnell zwei Ballverluste der Dubs. Dass der MVP bekanntlich auch andere Lösungen im Repertoire hat, zeigte er im Anschluss. Curry probierte es häufiger alleine, fand eine perfekte Mischung zwischen Drives und Versuchen aus der Distanz. Oladipo zeigte sich zwar sehr bemüht in der Defense, blieb aber mit der Zeit häufiger an Screens hängen und konnte Curry nicht immer effektiv folgen. Später war er dann einfach nur das Opfer von dessen Show.
  • Einige weitere Zahlen zur Curry-Show. Er ist der erste Warrior seit Rick Barry 1973/1974, der in drei Saisonspielen mindestens 50 Punkte auflegt. Er ist der erste Spieler der NBA-Geschichte, der 50 Punkte aufgelegt hat und dabei nur einen einzigen Freiwurf getroffen hat. Das vierte Mal in der Karriere hat er zehn Dreier in einem Spiel verwandelt.

Der Spielplan im Überblick

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