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"Steph forderte mich als Kind heraus"

Muggsy Bogues spielte insgesamt 14 Jahre lang in der NBA
© getty
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SPOX: Momentan gibt es eigentlich nur einen "kleinen" Spieler, der sich etabliert hat und womöglich sogar All-Star wird: Isaiah Thomas. Wie ist denn Ihre Meinung zu ihm? Er ist ja auch eher ein Scorer...

Bogues: Isaiah ist wie ein kleiner Bruder für mich. Ich war eine Zeit lang ja sogar sein Mentor und wir stehen sehr viel in Kontakt. Es stimmt, dass für ihn meist Scoring die erste Option ist, aber wir sind eben auch in einer anderen Ära für Point Guards, er ist dabei effektiv und in Boston meist die erste Angriffsoption. Und es ist ja nicht so, dass er nicht auch gut und gerne passen würde. Als er von den Suns nach Boston getradet wurde, habe ich ihn angerufen und ihm direkt gesagt, dass dies seine große Chance sein wird und dass ihm kaum etwas Besseres hätte passieren können. Dort arbeitet mit Brad Stevens ein junger, sehr kluger Coach, der Isaiah seine Möglichkeiten verschaffen würde. Ich sagte ihm: Zieh' dein Ding durch, vergiss dabei aber nicht, deine Mitspieler besser zu machen. Dann wird sich die Celtics-Organisation sofort in dich verlieben. Und genau das ist ja passiert: Er hat die Celtics letztes Jahr in die Playoffs geführt, ist jetzt Starter und bald vielleicht All-Star - er hat mich vor kurzem noch angerufen und sich für meinen Rat bedankt, dafür, dass ich seinen Fokus zurechtgerückt und ihm gesagt habe, dass er den Trade aus Phoenix nicht als Problem, sondern als Chance ansehen sollte. Ich bin stolz auf ihn.

SPOX: Für ihn hat es beim dritten Team erst so richtig gefunkt, auch Sie wurden nach ihrer ersten Saison in Washington getradet. Ist es fair zu sagen, dass man als "kleiner" Spieler weniger Freiraum eingeräumt bekommt, um Fehler zu machen, dass etwas andere Regeln gelten?

Bogues: Ich bin mir nicht sicher, dass ich das unterschreiben würde. Für jeden Spieler ist es unheimlich wichtig, sich durch harte Arbeit immer wieder zu empfehlen und der beste Spieler zu werden, der man sein kann. Es gibt natürlich auch Spieler, die offenkundig so ein enormes Talent haben, dass für sie etwas andere Regeln gelten. Aber was den normalen Spieler angeht, sehe ich glaube ich keinen Unterschied zwischen kleinen und "regulär" großen Spielern.

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SPOX: Ein Spieler, der momentan seine eigenen Regeln aufstellt, ist Stephen Curry. Sie haben ja jahrelang mit seinem Vater Dell zusammengespielt - kannten Sie Steph also schon als kleines Kind?

Bogues: Ja, Steph war als kleiner Junge sehr häufig bei uns auf Flügen dabei oder auch in der Kabine. Ich habe ja elf Jahre lang mit Dell gespielt und konnte daher seine Entwicklung vom Kleinkind zum Heranwachsenden mitverfolgen. Es bereitet mir große Freude, ihn jetzt auf einem so unfassbaren Niveau spielen zu sehen. Es ist etwas ganz Besonderes, wie sehr er an sich selbst glaubt.

SPOX: Haben Sie ihn damals auch schon mal mitspielen lassen?

Bogues: Ja, klar. Er hat mich schon als kleiner Junge herausgefordert und wollte immer mitspielen, das haben wir ihm auch häufig erlaubt. Werfen konnte er schon damals sehr gut. Aber dass er sich so entwickeln würde, hat natürlich niemand kommen sehen... Das ist ein ganz neuer Level, den er jetzt erreicht hat.

SPOX: Eigentlich hatte dies ja niemand von ihm erwartet. Sehen Sie gewisse Parallelen zwischen Ihnen und ihm, da Sie beide einen ziemlich steinigen Weg zum Erfolg zurücklegen mussten?

Bogues: Ein bisschen vielleicht, gerade was den Arbeitseifer angeht und das Ballhandling. Wobei ich aber eins klarstellen muss: Steph ist jetzt schon einer der besten Spieler der Geschichte, das war ich natürlich nicht. Ich bewundere ihn eher, als dass ich mich in irgendeiner Form mit ihm vergleichen würde. Steph ist Old-School: Er hat seinen Glauben, seine Familie, seine Liebe zum Spiel. Er ist trotz der Erfolge, trotz des Hypes auf dem Boden geblieben und ein absoluter Gewinn für den Sport. Ein Superstar der alten Schule.

SPOX: Curry ist derzeit das Nonplusultra, allerdings ist die Point-Guard-Position insgesamt unheimlich tief und stark besetzt. Haben Sie abgesehen von Steph einen Favoriten?

Bogues: Zu viele, um alle aufzuzählen. Es gibt momentan wirklich eine tolle Ansammlung von Guards, die ich mir gerne anschaue und die völlig verschieden Styles mitbringen. Curry, CP3, Westbrook, Kyrie Irving, Kyle Lowry, natürlich Isaiah... Es ist eigentlich egal, an welchem Tag man einschaltet, fast immer ist mindestens ein überragender Point Guard im Einsatz. Das ist für die Entwicklung des Spiels eine sehr gute Sache.

SPOX: Da Sie ein echter Steal-Experte waren: Wer von ihnen hat Ihrer Meinung nach das beste Ballhandling? Bei wem wäre das "mugging" am schwersten?

Bogues: Schwer zu sagen. Aus dem Dribbling muss man natürlich Steph nennen, aber auch Kyrie ist ein absoluter Freak. Ich würde außerdem auch noch Jamal Crawford und James Harden in den Ring werfen. Und CP3 - er ist nicht "flashy" und wild wie beispielsweise Steph, aber sein Ballhandling bringt ihn immer genau dahin, wo er hinmöchte. Was die Kontrolle angeht, ist er vielleicht immer noch der Beste.

Seite 1: Bogues über "Space Jam" und seinen Spitznamen

Seite 2: Bogues über Thomas, Curry und die besten Point Guards

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