NBA

Leonard schlägt den King im MVP-Duell

Von Martin Gödderz
Kawhi Leonard (l.) behielt gegen LeBron James die Oberhand
© getty

Die MVP-Kandidaten LeBron James und Kawhi Leonard liefern sich ein packendes Duell. Während die Cleveland Cavaliers (27-19) zu Beginn dominieren, steigern sich die San Antonio Spurs (35-6) kontinuierlich und siegen dank einer bärenstarken zweiten Halbzeit mit 99:95. Damit bleiben die Texaner in der eigenen Halle weiter unbesiegt.

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Es bleibt dabei: Die Spurs sind zuhause unschlagbar. Die Cavs hatten lange Zeit alle Karten in der Hand, verloren in der zweiten Halbzeit aber den Faden. So stehen die Texaner im heimischen AT&T-Center bei einer Bilanz von 23:0 in dieser Saison. Das letzte Team, das in der Regular Season in San Antonio gewann sind die Cavaliers, denen dieses Kunststück im März 2015 gelang.

Im Jahr 2016 blieb den Cavs ein Erfolg verwehrt. LeBron James stemmte sich als Topscorer seines Teams mit 22 Punkten (9/17 FG), 7 Rebounds und 5 Assists zwar gegen die Niederlage, fand aber im zweiten Durchgang kaum Mittel gegen die beeindruckende Verteidigung von Kawhi Leonard, der nebenbei mit 20 Punkten und 10 Rebounds ein Double-Double auflegte.

Tony Parker war mit 24 Zählern der beste Punktesammler im Spiel. Während Leonard und Parker bei den Spurs durch die Bankspieler David West (13 Punkte, 5/7 FG) und Manu Ginobili (10 Punkte, 4/12 FG) unterstützt wurden, kamen die Reservisten der Cavs gerade einmal zusammen auf 12 Punkte.

Dafür erzielten bei Cleveland Tristan Thompson (18 Punkte, 14 Rebounds) und Kevin Love (10 Punkte, 12 Rebounds) ein Double-Double. Kyrie Irving blieb dagegen mit 16 Punkten (6/17 FG) relativ blass.

Die Reaktionen:

LeBron James (Cavaliers): "Sie machen gerade in ihrer eigenen Halle fast keine Fehler. Coach Popovich bringt seine Spieler wirklich bei jedem Spielzug in die richtige Position. Sie haben einen wirklich guten Job gemacht und uns unsere Spielzüge nicht laufen lassen. Wir haben allerdings auch einige offene Würfe vergeben."

Manu Ginobili (Spurs): "Das war einer der besten Gegner überhaupt. Wir hatten so viele Mismatches und wenn jemand wie LeBron im anderen Team steht, spielst du auch gleich anders. Aber Kawhi hat einen tollen Job gemacht und nach dem ersten Viertel waren wir auch als Team klasse."

Tony Parker (Spurs): "Wir kamen in der ersten Halbzeit nicht in Schwung. Bei mir lief es, also ging der Ball zu mir. Im dritten Viertel wollten wir über Kawhi und LaMarcus spielen. Also ging der Ball fast jedes Mal im dritten Viertel zu ihnen. Das funktionierte sehr gut, wir bekamen ein paar weit offene Dreier."

Gregg Popovic (Spurs): "Tony hat uns mit seinem Spiel an beiden Enden schon oft getragen in diesem Jahr. Er hat sich den Hintern abgearbeitet gegen Kyrie Irving, einen großartigen Spieler. Das ist nicht einfach, aber er war trotzdem aggressiv in der Defense."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Keine erheblichen Verletzungen und ein Spiel, das zu bedeutend ist, um Spieler zu schonen. Daher treten beide Teams mit der vermeintlichen Bestbesetzung an. Beim Gast starten Irving, Smith James, Love und Thompson. Popovich schickt Parker, Green, Leonard, Aldridge und Duncan von Beginn an aufs Feld.

4.: Die Cavaliers legen stark los. Erst bedient James Kollege Smith, der aus der Distanz abdrückt und den Dreier reinknallt. Dann macht es James selbst, nutzt ein Mismatch gegen Duncan, verschafft sich mit einer Körpertäuschung Platz und verwandelt aus der Mitteldistanz zum 12:2 für Cleveland.

10.: Leonard kann zwar mit einem grandiosen Block gegen James für einen Leckerbissen sorgen, ansonsten sind aber weiter die Cavs am Drücker. Dellavedova bedient Thompson per Lob Pass. Der knallt den Alley-Oop-Dunk rein und wird auch noch von Aldridge gefoult. Auch der Freiwurf sitzt zum 26:13 Cavs. Einen so großen Rückstand hatten die Spurs in dieser Saison zuhause noch nie.

17.: Die Spurs kämpfen sich mit einem 11:2-Lauf ins Spiel zurück, weil Cleveland den Faden verliert und sich plötzlich haufenweise Ballverluste leistete. David West schnappt sich nach einem verfehlten Leonard-Dreier den Offensivrebound und verkürzt unter dem Korb auf 37:31 Cavs.

23.: Abgesehen vom starken Parker läuft bei den Spurs offensiv weiter herzlich wenig zusammen. Auf der Gegenseite nimmt James den Dreier über Leonard, der den Weg zum Korb abschirmt und daher einen Schritt zu weit entfernt ist. Das Ergebnis: Nichts als Nylon. 50:38 Cavs.

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29.: Die Cavs haben ihren Touch in der Offensive verloren und so langsam läuft auch der bis dato komplett unsichtbare Spurs-Frontcourt warm. Erst trifft Duncan den Layup, dann versenkt Aldridge freistehend aus der Mitteldistanz, ehe Leonard die Spurs per Dreier mit 57:55 in Führung bringt.

35.: Mittlerweile wechselt die Führung sekündlich. Erst verwertet Shumpert einen Fadeaway aus der Mitteldistanz, ehe Leonard begleitet von MVP-Rufen zwei Freiwürfe zum 68:68 versenkt.

39.: Die Spurs starten das letzte Viertel mit einem 8:0-Lauf. Green wird beim Dreierversuch gefoult und darf an die Linie, wo er zwei seiner drei Versuche verwandelt. San Antonio ist mit 80:75 in Führung.

43.: Die Cavs sind komplett von der Rolle und haben seit über fünf Minuten keinen Punkt mehr erzielt. Also muss James übernehmen. Der Forward zieht mit Gewalt in die Mitte, findet dann aber mit einem traumhaften Behind-the-Back-Pass Tristan Thompson. Der hat leichtes Spiel und verkürzt per Layup zum 87:79.

48.: Duncan hält den Spurs-Vorsprung mit einem tollen Turnaround-Bankshot 55 Sekunden vor Schluss bei sieben Punkten, ehe Thompson per Slam Dunk nach James-Zuspiel verkürzt. Doch Ginobili sorgt mit einem tollen Layup für die Vorentscheidung. Zwar trifft Irving noch einen wilden Dreier, aber San Antonio macht an der Linie alles klar. 99:95 Spurs.

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Der Star des Spiels: Tony Parker. Der Franzose agierte in der zweiten Halbzeit zwar relativ unauffällig, doch ihm alleine war es überhaupt zu verdanken, dass die Spurs bis zur Pause nicht wesentlich deutlicher zurücklagen. Als seine Mitspieler reihenweise versagten, behielt der Spielmacher einen kühlen Kopf. Mit zahlreichen effektiven Einzelaktionen und 18 Punkten zur Halbzeit hielt er San Antonio im Alleingang im Spiel und legte so den Grundstein für ein erfolgreiches Comeback.

Der Flop des Spiels: Kyrie Irving. Der Cavaliers-Guard war im Spielmacherduell deutlich unterlegen. Defensiv schaffte er es nie die Kreise von Parker einzuschränken und offensiv erwischte Uncle Drew einen gebrauchten Abend. Er leistete sich beinahe genauso viele Ballverluste (3) wie Vorlagen (4) und traf lediglich 6 seiner 17 Würfe aus dem Feld.

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Das fiel auf:

  • Die Cavaliers kamen grandios aus der Kabine und machten ein beeindruckendes erstes Viertel. Cleveland spielte die heimstarken Spurs schwindelig und war auch in der Defensive mehr als solide. So hatten die Cavs nach zwölf Minuten bereits 32 Punkte auf ihrem Konto. So viele Punkte hatte San Antonio in dieser Saison noch nie in einem ersten Viertel in der heimischen Arena zugelassen.
  • Parker hielt sein Team im Spiel und übergab dann in der zweiten Hälfte an seine Teamkollegen, die sich sukzessive steigerten. Der Spurs-Motor in der Offensive schien minütlich heißer zu laufen und eine Art Steigerung zu durchlaufen, die ihren Höhepunkt zur richtigen Zeit im letzten Viertel fand. Während die Texaner im ersten Viertel noch bei lediglich 40 Prozent aus dem Feld standen, waren es im letzten Viertel 11 von 19 verwandelte Feldwürfe.
  • Der angestammte Frontcourt der Spurs fand über das gesamte Spiel beinahe überhaupt nicht statt. Weder Aldridge noch Duncan kamen in den ersten 24 Minuten auf einen erfolgreichen Wurf aus dem Feld. Auch in der Defensive fiel die fehlende Rim Protection auf. Tristan Thompson flog gleich mehrere Male spielerisch leicht zu Alley-Oop-Dunks ein. Am Ende waren es aber gerade Duncan und Aldridge, die für ganz wichtige Punkte sorgten.
  • Das große Problem der Cavs: Die Turnover. Bereits in der ersten Hälfte hielten nur Parker und die Fehleranfälligkeit von Cleveland die Texaner im Spiel, in der zweiten Halbzeit wollte die Fehlerflut nicht abreißen. Am Ende standen die Cavaliers bei 18 Ballverlusten. Zu viel, um gegen ein Team wie die Spurs zu bestehen.
  • Das spannende Privatduell zwischen James und Leonard hatte keinen ganz klaren Gewinner. James gehörte die erste, Leonard die zweite Hälfte. Beide schränkten den jeweiligen Kontrahenten aber durch starke Defense so stark ein, dass der Gegenüber nicht die gewohnte Effektivität an den Tag legte. Während die Spurs häufig switchten und so auch Parker und Duncan Deckungsaufgaben gegen James übernahmen, kümmerte sich der selbsternannte King auf der Gegenseite durchgehend um Leonard und wich diesem nicht von der Seite. Am Ende entschied Leonard das Duell aber knapp für sich.

Der Spielplan im Überblick

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