NBA

Dwightmare Reloaded

DeAndre Jordan (l.) kann sich in Zukunft wohl einige Tipps bei Dwight Howard abholen
© getty

Der Sinneswandel von DeAndre Jordan hat für großes Aufsehen gesorgt und rückt den Center in ein schlechtes Licht. Während das neutrale Publikum einen Heidenspaß erlebte, wird in Dallas niemand lachen. Den Clippers kann man aber kaum einen Vorwurf machen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Ole Frerks.

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Als der Rauch sich verzogen hatte, beendete dieser simple Tweet vom offiziellen Clippers-Account sämtliche Spekulationen. DeAndre Jordan hatte sich umentschieden, bei seinem alten Team unterschrieben und damit etliche bizarre Stunden der Spekulationen, Gerüchte und absurder Wendungen beendet.

Der Center brach ein ungeschriebenes NBA-Gesetz, wodurch er nicht nur auf der Oberfläche ein schlechtes Bild abgab. Sein Fall war nicht der erste, aber mit Sicherheit der am besten dokumentierte. Mit jedem Detail, das durchsickerte, wurde zunehmend klarer: Er war es, der sein altes Team angerufen hatte. Der sich mit seiner Entscheidung pro Dallas nicht mehr sicher war, beziehungsweise sich bereits vor ein paar Tagen anders entschieden hatte.

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So verkam das Treffen mit der Clippers-Fraktion in Houston zu einer Farce, deren Ausgang wohl schon Tage vorher vorbestimmt war. "Er hatte sich schon entschieden. Hier musste keine Überzeugungsarbeit geleistet werden", wird eine anonyme Quelle bei ESPN zitiert. Kurz wurde über Geschäftliches gesprochen, danach gab es Video- und Kartenspiele, Jordans Mutter hatte den zahlreichen Gästen Essen zubereitet.

Eine Party in familiärem Kreis, quasi. Mit Jordans "Brüdern" wie Chris Paul und Blake Griffin, von denen keiner zum ersten Meeting erschienen war. Mit dem Team seines Herzens, das er nie wirklich verlassen wollte. Wenngleich Jordan natürlich das gute Recht hat, sich seinen Arbeitsplatz selbst auszusuchen, so wie er umworben wurde, bleibt folgende Frage offen: Warum nicht gleich so?

Die Mavs als Geisel

Es sickerten unter anderem Berichte durch, dass Jordans Agent Dan Fegan seinen Klienten zum Wechsel nach Dallas hatte drängen wollen. Fegan verfügt über gute Beziehungen zu Mark Cuban, Chandler Parsons gehört zu seinen Klienten. Angeblich wollte er bei Cuban sogar wiedergutmachen, dass Dwight Howard sich damals nicht für die Mavs, sondern für Houston entschieden hatte.

Fegans Rolle erscheint dubios und gewährt interessante Einblicke in den Einfluss, den einige der mächtigsten Spieleragenten ausüben. Ihm den schwarzen Peter allein zuzuschieben, wäre jedoch Unsinn. Genau wie Howard, dessen im "Dwightmare" erlittener Sympathieverlust noch heute besteht, hat Jordan seine Entscheidungen immer noch selbst zu treffen.

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Jordan wollte sich eigentlich das komplette vergangene Wochenende für seine Entscheidung nehmen, stattdessen sagte er den Mavs bereits am Freitag zu. Wozu die Eile? Die Gründe kennt nur er - sein Timing war allerdings perfekt, um den Mavs den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Die Franchise wurde praktisch als Geisel genommen.

Die frühe Zusage führte dazu, dass die Mavs ihren Kader rund um den neuen Center aufzubauen versuchten, nachdem sie Tyson Chandler bereits vorher abgegeben hatten, um für ihn Platz zu schaffen. Die spätestmögliche Absage nahm den Mavs nun allen Handlungsspielraum. Die Impact Free Agents sind vom Markt - wenn kein Wunder passiert, ist das Verpassen der Playoffs wohl in Stein gemeißelt.

Selbst gewählte Funkstille

Die Art und Weise hinterlässt ebenfalls einen faden Beigeschmack. Jordan hätte Dallas ein Signal geben können, wenn er tatsächlich schon vor Tagen Zweifel bekommen hat. Stattdessen reagierte er am Mittwoch nicht einmal mehr auf die Nachrichten und Anrufe von Cuban und Parsons, als diese in einem verzweifelten Last-Minute-Versuch ebenfalls in Jordans Heimatstadt Houston eintrafen. Sie erfuhren von DJs Sinneswandel, als es längst zu spät war.

Man muss nicht zu den Mavs halten, um dieses Verhalten zu verurteilen. "Warum spielst Du mit der Zeit und dem Geld von Leuten? Dein Wort ist so viel Wert wie deine Freiwürfe", lautete einer der populärsten Tweets zum Thema bei Twitter Richtung Jordan. Während er nach der Entscheidung pro Dallas für einige als "kindisch" galt (Stichwort: Verweigerte High-Fives), wirkte er nun wie ein Feigling.

Den Clippers kann das freilich egal sein. Sie sind ihrem eigenen GAU denkbar knapp entgangen und sind - abgesehen von Twitter, Bananenbooten und Emojis - die großen Gewinner dieser ganzen Geschichte. Sie standen vor einem fast so großen Scherbenhaufen wie Dallas, ehe sich Jordan alles anders überlegte. Ihr Dank und ihre Zuneigung sind ihm vorerst sicher.

Vielleicht ist das ja wirklich alles, was für Jordan letztendlich zählt, selbst wenn er sich durch die Art und Weise das Image zerstört und beim Großteil der Fans lächerlich und/oder unsympathisch gemacht hat. In diesem Fall hat er die richtige Entscheidung getroffen. Vielleicht kann er bei Dwight Howard nachfragen, ob sich das Drama davor gelohnt hat.

DeAndre Jordan im Steckbrief

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