NBA

High Five für Dummies

Von Martin Gödderz
Yao Ming (2. v.l.) musste als Rookie viel lernen, ordentliche High Fives gehörten auch zum Programm
© getty
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Chinesische High Five: Der NBA-Draft 2002 ist reich an netten Anekdoten, außerordentlichen Reaktionen und verrückten Geschichten. Welcher Basketballnerd bringt beispielsweise noch den Namen Nikoloz Tskitishvili mit der besten Basketballliga der Welt in Verbindung? Der Georgier wurde an Position fünf gezogen und gilt als einer der schlechtesten ausländischen Picks überhaupt. Und wer muss nicht lachen, wenn er sieht wie ein junger Brasilianer namens Nene die Bühne hochtanzt?

Wie dem auch sei: Die dominierende Personalie des Drafts war der Riese, der an erster Stelle von den Rockets gezogen wurde: Yao Ming, der beste chinesische Basketballer aller Zeiten. Noch bevor er eine Minute auf dem Parkett stand, war der Mann bereits ein Mythos. Es schien, als entstamme er mit seinen unfassbaren 2,29 Metern einem Basketballlabor in der chinesischen Provinz. Zum Vergleich: Der durchschnittliche chinesische Mann ist in etwa 1,65 Meter klein.

Als der Center 2002, nachdem er in seiner letzten Saison für die Shanghai Sharks mal eben 38,9 Punkte und 20,2 Rebounds im Schnitt geholt hatte, beschloss, in die NBA zu wechseln, bildete sich ein eigenes "Team Yao", bestehend aus Beratern, Marketingexperten und einem Wirtschaftsprofessor. Selten wurde ein Draft-Pick derart professionell betreut. Und trotzdem: Noch am Vorabend des Drafts war nicht sicher, ob Yao überhaupt die Genehmigung erhalten würde, in den USA zu spielen.

Erst als "Team Yao" nach langen Verhandlungen einwilligte, dass der Center für Spiele der Nationalmannschaft stets nach China zurückkehren würde, gab der chinesische Verband den Hünen frei und ebnete den Weg für eine einzigartige Karriere. Als Yao Ming dann auch noch am Anfang gewählt wurde, kannte der Jubel keine Grenzen. Per Video konnte man live beobachten, wie sich Yaos Familie die wohl merkwürdigsten High Fives aller Zeiten gab.

Rollenwechsel auf der Bühne: Die Geschichte des NBA-Drafts ist auch eine Geschichte von verrückten Trades, die in der Nachbetrachtung plötzlich völlig missraten wirken. So gaben die Milwaukee Bucks beispielsweise noch am Draft-Tag 1998 einen gewissen Dirk Nowitzki im Tausch für Robert Traylor zu den Dallas Mavericks ab.

Kurz bevor Nowitzki im 98er-Draft aber an neunter Stelle gewählt wurde, kam es zu einem weiteren kuriosen Trade. So zogen die Toronto Raptors an Position vier Antawn Jamison von der University of North Carolina. Eine Position danach wurde auch sein College-Teamkollege Vince Carter von den Golden State Warriors gezogen.

Anscheinend hatten sich beide Teams aber mit den beiden UNC-Kollegen vertan. Denn noch bevor Jamison die Bühne verlassen hatte, schien er zu den Warriors transferiert worden zu sein. Im Tausch für Kumpel Vince Carter.

Die beiden nahmen es mit Humor. Noch auf der Bühne tauschten sie vor den Augen von David Stern die Caps ihrer neuen Arbeitgeber und sorgten so für eines der kuriosesten Bilder der jüngeren Draft-Historie.

Rashard allein zu Haus: Der Draft 1998 schrieb allerdings auch eine fast schon tragische Geschichte. Im Green Room, wo nur die besten Draft-Picks des Abends Platz nehmen, die auf jeden Fall sehr früh gezogen werden sollen, saß auch ein noch ganz junger Highschool-Star.

Der gerade einmal 18-Jährige Rashard Lewis galt als eines der größten Talente des Landes und als beinahe sicherer Lottery-Pick. Das Problem nur: Am Draft-Abend wollte niemand Lewis haben. So saß der Teenager irgendwann völlig alleine im Green Room und heulte wie ein Schlosshund.

Als er in der ersten Runde nicht über die Ladentheke ging und David Stern die Bühne bereits verlassen hatte, musste Lewis von seiner Familie getröstet werden. Später meinte er: "Meine ganze Highschool, alle Leute aus der Heimat hatten zugesehen, weil ich ihnen gesagt hatte, dass ich heute gezogen werde. Das war mir so peinlich."

An 32. Stelle hatten schließlich die Seattle SuperSonics ein Erbarmen. Lewis kam doch noch in der NBA unter, wurde All-Star und unterschrieb später einen der lukrativsten Verträge der Neuzeit. Das war wohl Entschädigung genug.

Alle Macht dem König: Tauschte man früher noch Superstars gegen Eislaufshows, funktioniert das heute im Draft alles ganz anders. Obwohl Scouts mittlerweile wohl jeden Draft-Pick bis ins kleinste Detail beleuchten, gilt trotzdem: Wenn der beste Spieler der Welt gerade Free Agent ist und einen Rookie haben will, dann wird dieser Spieler auch gefälligst geholt.

So geschehen im Draft 2014. Angetan von einem fantastischen Lauf bei der March Madness lobte LeBron James College-Star Shabazz Napier per Twitter gleich mehrere Male in höchsten Tönen. Ob der kleine Guard sein Spiel auch in die NBA übertragen könnte, war da schon mehr als fraglich.

Den Miami Heat war das aber egal. Um den King am South Beach behalten zu können, angelten sie sich im Draft, wie der Zufall es wollte, ausgerechnet Point Guard Napier. Gebracht hat das alles nichts. LeBron James entschied sich bekanntlich kurz darauf gegen Miami und brachte seine Talente zurück in die Heimat nach Cleveland, Ohio.

Die Heat dagegen hatten nun James' Favoriten im Kader. Der brachte es immerhin auf 5,1 Punkte und 2,5 Assists im Schnitt. Dennoch: Ein eher schwacher Trost.

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