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Und so ändert sich die Wahrnehmung

Dennis Schröder durfte in Spiel 4 knapp 30 Minuten spielen
© getty

Die Atlanta Hawks haben sich mit einer überzeugenden Leistung zurück in die Serie gegen die Washington Wizards gekämpft. Coach Budenholzer nimmt Dennis Schröder in die Pflicht und wird nicht enttäuscht. Aber ein Wurf hätte alles zerstören können.

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Im Basketball entscheidet häufig der eine Wurf. Jubel oder Enttäuschung. Launige Pressekonferenzen oder nüchterne Statements. So auch in Spiel 4. 9,5 Sekunden waren noch auf der Uhr als Paul Pierce hochstieg und den Dreier zum Ausgleich nahm.

Bewacher DeMarre Carroll war am harten Block von Nene abgeprallt wie ein Kleinwagen beim ADAC Crashtest, Pierce' Wurf in der Folge völlig offen. Doch anders als in der Partie zuvor traf The Truth dieses Mal nicht, auch wenn sein Buzzerbeater ungleich schwerer war.

"Ich war an ihm dran"

Die Sprüche kamen anschließend aus dem Lager der Hawks, hatten sie doch die Serie wieder auf Null gestellt - wenn auch glücklich. "Ich war halt da", grinste Carroll, der am Samstag in der entscheidenden Phase nicht auf dem Feld stand.

Dabei musste der Flügelverteidiger Pierce' Wurf aus für ihn ungewohnter Perspektive betrachten. Carroll ging zu Boden und robbte verzweifelt Richtung des Veteranen - ohne auch nur eine Chance zu haben, den Wurf zu verteidigen. "Habt ihr den Screen gesehen? Der war hart. Er hat mich an der Hüfte getroffen", erklärte Carroll der Journalistentraube im Locker Room und fügte dann doch überraschend an: "Ich war dennoch an ihm dran. Ein ganz kleines Bisschen. Ihr könnt es sehen."

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Carroll lachte und auch die Journalisten taten es. Wie am Samstag. Als Pierce Dennis Schröder auf der Pressekonferenz einen Spruch mitgab. Dieses Mal waren die Lacher aber auf Seiten der Hawks. Und Pierce? Der gab sich kleinlaut. "Ich habe nicht getroffen. Ich dachte, ich hätte einen guten Wurf. So läuft es manchmal. Mal triffst du sie und mal nicht."

Ein Must-Win-Spiel

Es ist dieser eine Wurf, der die Wahrnehmung bestimmt. 2-2 oder 1-3? Alles offen oder das anstehende Aus für den No.1-Seed. Ein himmelweiter Unterschied. "Es war ein Must-Win-Spiel für uns und wir haben unsere Aufgaben erledigt", diktierte Jeff Teague ins TNT-Mikro von David Aldridge.

Teague stand unter Druck. Seine Serie war bislang harmlos. Zu wenig Zug zum Korb, zu statisch das Spiel und zu wenige Abschlüsse. Der All-Star hatte die Kritik vernommen und reagierte wie einer. Der Point Guard spielte aggressiv und attackierte immer die Zone.

Und er hatte einen Sidekick. Dennis Schröder. Coach Mike Budenholzer vertraute erstmals in den Playoffs über eine längere Phase einem Lineup mit zwei Point Guards. Und diese drückten aufs Tempo. "Es ist schwierig für die Teams, weil wir beide in die Zone kommen können. Wir sind beide sehr schnell mit dem Ball. Er kann für andere kreieren und ich kann für andere kreieren", beschrieb Teague die Vorteile der Aufstellung.

"Ich habe ihm die ganze Zeit gesagt: 'Geh zum Korb, geh zum Korb. Sie können dich nicht stoppen.' Er hat es getan", freute sich Schröder, der auch vom Trainer gelobt wurde.

Budenholzer lobt Schröder

"Ich glaube er und auch Jeff waren beide sehr gut. Es war egal, wem wir den Ball in die Hände gaben, wer in den Attack-Mode ging. Auf der anderen Seite war dann immer noch ein Zweiter, der Pick-and-Roll spielen konnte und so in die Zone kam. Beide zusammen spielen zu lassen, hat uns einige gute Momente eingebracht", analysierte Budenholzer.

Schröder setzte zwar in der Crunchtime zwei Freiwürfe daneben und traf am Ende der Partie auch sonst nicht immer die beste Entscheidung, aber insgesamt rechtfertigte der Deutsche das Vertrauen seines Trainers und bewarb sich für weitere Minuten.

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Die Kombi brachte es zusammen auf 40 Punkte und 16 Assists bei nur 3 Ballverlusten und erinnerten so stark an die Hawks, die in der Regular Season so gefürchtet waren. Atlanta traf 47 Prozent aus dem Feld und verteilte dabei herausragende 30 Assists. "So wollen wir spielen. Wir wollen Inside-Out spielen, wir wollen attackieren, an die Freiwurflinie kommen. Und wenn der Dreier offen ist, nehmen wir ihn", beschrieb Forward Paul Millsap das Spiel.

"Wir schießen immer viele Dreier, das ist unser Spiel, aber wenn wir zuerst in die Zone kommen, hilft das einfach, die Wurfquote nach oben zu schrauben", ergänzte Kyle Korver. Tatsächlich suchte Atlanta vermehrt den Abschluss am Brett (48 Punkte in der Zone) und nahm "nur" 19 Dreier (31,3 Dreier im Durchschnitt zuvor in der Serie).

Wizards bleiben gefährlich

Auch Korver selbst blieb wieder einmal äußerst zurückhaltend. Die Wizards gewährten ihm nur 4 Würfe. "Das könnte mich nicht weniger interessieren. Unser Team hat 106 Punkte gemacht, wenn die Gegner mich also dichtstellen und es so Räume für die anderen Jungs gibt, habe ich damit überhaupt kein Problem", erklärte Korver.

Es funktionierte. "So haben wir das ganze Jahr gespielt", freute sich Millsap und meinte damit die Regular Season. "Es war unser bestes Spiel in den Serien bislang." Es wird ihm niemand widersprechen. Und doch braucht es diese Leistung wieder dauerhaft, will man das Ticket für die Conference Finals buchen.

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Die Wizards sind auf Augenhöhe - auch ohne den weiterhin verletzten John Wall. Aber mit einem Bradley Beal, der Verantwortung übernimmt und in der Lage zu sein scheint, das Team auch ohne den Superstar zu tragen. Einem Will Bynum, der die Minuten, die er nun erhält, effektiv nutzt und eben einem Paul Pierce, der trotz seiner 37 Jahre noch immer und zu jederzeit dem Gegner richtig wehtun kann.

Nicht in Spiel 4, aber vielleicht wieder in Spiel 5. Im Basketball entscheidet häufig der eine Wurf.

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