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Better Call LeBron

LeBron James legte eines der besten Spiele in seiner Playoff-Karriere hin
© getty

Hinausstellung von Al Horford, Overtime-Krimi und eine historische Vorstellung von LeBron James. Spiel 3 (Hier geht's zur Analyse und zum Re-Live) zwischen den Cleveland Cavaliers und den Atlanta Hawks hatte einiges zu bieten. Trotz einer kämpferisch starken Leistung stehen die Hawks nun vor dem Aus. Dennis Schröder wird dabei zum Taktikopfer.

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Es war die Szene des Spiels. Beim Kampf um den Rebound gehen Matthew Dellavedova und Al Horford zu Boden. Der kleine Australier fällt in die Beine von Horford, der im Fallen mit dem Ellbogen nach Dellavedova schlägt. Die Referees unterbrechen die Partie und entscheiden den Hawks-Center 34 Sekunden vor der Halbzeit mit einem Flagrant 2 Foul des Feldes zu verweisen.

"Es war vielleicht keine Absicht, aber mit den Sachen, die er auf dem Kerbholz hat, hatte ich einfach das Gefühl, dass es so war", erklärte Horford seinen Schlag. "Ich hätte das anders regeln müssen. Ich hätte mich darin nicht verwickeln lassen dürfen. Es ist etwas, aus dem ich definitiv lernen werde."

Diskussionen um Dellavedova

Es ehrt Horford, dass er im Anschluss so reflektiert mit der Szene umging. Der Sprung in die Beine des Gegenspielers beim Hechten nach dem Ball ist in der Liga verpönt, die Gefahr von Knie- und Knöchelverletzung einfach zu groß. Dellavedova kassierte folgerichtig auch ein technisches Foul dafür.

Und so waren es die Teamkollegen, die auch nach dem Spiel noch ein paar Worte in Richtung des Cavs-Guard richteten. "Ihr wisst, dass er das schon bei Kyle getan hat, er hat es auch bei Al getan. Es reicht einfach. Und er macht es nun mal. Es ist in Ordnung nach dem Ball zu hechten, aber wenn du in die Füße der Leute springst, kann nur etwas Schlimmes passieren", schimpfte DeMarre Carroll.

In Spiel 2 war Dellavedova beim Kampf um den Ball in Korver reingerutscht und versuchte so unabsichtlich die schwere Knöchelverletzung des Scharfschützen. Auch in der Serie gegen die Chicago Bulls stand er im Mittelpunkt der Hinausstellung für Taj Gibson. "Er ist erst seit ein paar Jahren in der Liga. Er muss noch lernen, dass wir am Ende des Tages alle eine große Gemeinschaft bilden", gab Horford dem Australier mit auf den Weg. "Ich glaube nicht, dass es bösartig war, aber er muss das lernen."

"Wollen niemanden verletzen"

Dellavedova rechtfertigte sich anschließend auf der Pressekonferenz. "Ich boxe aus und er zieht meinen linken Arm runter. Ich versuche auf den Beinen zu bleiben, aber er zieht mich einfach runter. Das Video zeigt es." Und auch LeBron James, der gleich neben ihm auf dem Podium saß, verpasste die Gelegenheit nicht, seinen Teamkollegen energisch zu verteidigen. Immer wieder tippte er mit seinen Fingerkuppen auf den Tisch.

"Wenn sie sich über Delly ärgern, ärgern sie sich über die falsche Sache. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem, was Delly mit Kyle Korver machte und den 18 Jungs, die heute im Spiel über den Platz hechteten", erklärte LeBron. "Wir spielen nie mit der Integrität des Spiels. Wir wollen niemanden verletzen. An diesem Punkt, versuchst du einfach, alles zu geben, um zu gewinnen. Du willst dabei aber niemanden verletzen. Ich denke, niemand in der Liga läuft herum und versucht, andere Spieler zu verletzen. Aber du darfst die aggressive Komponente nicht aus dem Spiel nehmen."

Letztlich war die Szene die Initialzündung für einen Basketball-Krimi. Die Hawks rafften sich zusammen und fighteten bis aufs Letzte, um endlich den ersten Sieg in der Serie einzutüten. "Ich bin unglaublich stolz auf die Leistung meiner Mannschaft", begann Coach Mike Budenholzer dann auch die Pressekonferenz.

Schröder wird Taktik-Opfer

Atlanta steckte den Ausfall Korvers gut weg. Kent Bazemores Hereinnahme brachte jede Menge Energie und dazu versuchte Coach Bud mit einem Kniff das Shooting der Hawks zu stärken - zum Leidwesen von Dennis Schröder.

Schröder kam nur gut 3 Minuten zum Einsatz, weil das Trainerteam auf Shelvin Mack setzte. Der Combo Guard ist der bessere Shooter und sollte so Korvers Rolle in Teilzeit übernehmen. Mack rechtfertigte das Vertrauen mit einer guten Leistung (13 Punkte, 5/10 aus dem Feld).

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Da auch Jeff Teague (30 Punkte, 7 Assists, 0 Turnover) eine starke Partie bot, musste sich Schröder mit der Rolle des Handtuchwedlers begnügen. Ungewohnt, aber dem taktischen Korsett geschuldet.

Hätte Teague am Ende der regulären Spielzeit noch den Game-Winner getroffen, hätte es der Momentum-Changer für die Serie sein können. Ein Auswärtssieg ohne zwei Starter mit der Ejection im Hinterkopf hätte neue Kräfte freisetzen können. So muss Atlanta die nächste Enttäuschung verkraften und hat nun das entmutigstende Zwischenergebnis vor Augen, das es geben kann. 0-3.

LeBron schreibt Geschichte

Es ist ein alter Hut, aber aus Chronistenpflicht sei an dieser Stelle noch mal erwähnt, dass es noch nie (0-116) ein NBA-Team geschafft hat, nach so einem Rückstand, eine Serie noch zu drehen. Die Hoffnungen werden nicht größer, wenn auf der anderen Seite ein LeBron James in Übermenschenform steht.

Seinem Coach David Blatt gingen bereits nach Spiel 2 die Superlative aus und in der Tat ist es wahrlich schwierig, die Leistungen des Superstars in passende Worte zu formen. 37 Punkte, 18 Rebounds und 13 Assists standen am Ende auf dem Statsheed. "Unglaublich, einfach unglaublich. Ich habe so eine Statline noch nie in einem Playoff-Spiel oder, um ehrlich zu sein, in irgendeinem anderen Spiel gesehen", entfuhr es Blatt.

Er hatte Recht, so ein Triple-Double gelang nie zuvor in den Playoffs. Niemandem. Mit seinem zwölften Triple-Double in den Playoffs zog er an Jason Kidd vorbei und rangiert jetzt an Platz zwei hinter Magic Johnson (30). Insgesamt war es sein 75. Playoff-Spiel mit mindestens 30 Punkten. Damit schloss er zu Kareem Abdul-Jabbar auf. Nur Michael Jordan (109) und Kobe Bryant (88) haben mehr. Mit 4.782 Punkten überholte er zudem Karl Malone in der Playoff-All-Time-Scoring-List und liegt nun auf Platz 6.

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Kurz gesagt: Er allein machte den Unterschied - trotz aller Unwägbarkeiten. LeBron setzte alle neun Würfe im ersten Viertel daneben, nur um danach das Spiel in unfassbarer Weise an sich zu reißen. Insgesamt war er an 68 der 114 Punkte direkt beteiligt. Im dritten Viertel gab es nur 4 Zähler ohne LeBrons unmittelbaren Einfluss.

Auch Krämpfe halten LeBron nicht auf

Dabei war James zwischenzeitlich so platt, dass er vor Schmerzen auf dem Court kniete. Sein Knie machte ihm zu schaffen und auch Krämpfe plagten ihn. Aber anders als in Spiel 1 der Vorjahres-Finals ließ er sich dieses Mal davon nicht beeindrucken. "Er spielte trotz Krämpfen und wollte uns einfach nicht verlieren lassen", sagte Blatt.

"Ich habe heute alles gegeben, was in mir steckte", erklärte James. "Ich habe trotz einiger Probleme gespielt, aber das spielt keine Rolle. Ich will dafür kein Mitgefühl. Es ist keine Zeit, erschöpft zu sein. Wenn ich das Trikot überstreife und aufs Feld gehe, muss ich dem Team etwas liefern. So einfach ist das."

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"Ich bin nicht der einzige Spieler, der humpelt. Ich bin nicht der einzige Spieler, der Krämpfe hat. Ich bin nicht der einzige Spieler, der Schmerzen hat", erklärte er. Recht hat er. Kevin Love fehlt schließlich die restlichen Playoffs und der Status von Kyrie Irving für Spiel 4 ist noch immer unklar.

Irvings Status unklar

Zwar trainierte der Point Guard abseits des Teams, aber das letzte Wort haben die Ärzte. "Ich weiß es einfach 48 Stunden vorher noch nicht. Das wird wieder eine Game-Time-Entscheidung werden", sagte Blatt.

Aber brauchen die Cavs ihn aktuell überhaupt? Bei einem Sweep bliebe eine weitere Woche Zeit, sich zu regenerieren. Auch wenn die NBA aktuell wohl überlegt, im Falle eines Doppel-Sweeps, den Start der Finals vorzuziehen. Nicht das unwahrscheinlichste Szenario.

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