NBA

Eine Pleite, doppelter Rückschlag

Von Max Marbeiter
LeBron James (l.) führte seine Cavaliers zum Sieg in Spiel eins gegen Dennis Schröders Hawks
© getty

Die Atlanta Hawks verlieren Spiel 1 der Eastern Conference Finals gegen die Cleveland Cavaliers mit 89:97 (BOXSCORE) und geben damit den Heimvorteil ab. Dabei läuft zunächst vieles richtig für die Nummer eins des Ostens. LeBron James und J.R. Smith sind, gepaart mit zwei gravierenden Schwächen der Hawks, am Ende aber zu stark. Zu allem Überfluss verliert Atlanta auch noch einen Schlüsselspieler.

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Die Nummer eins der Eastern Conference gegen die Nummer zwei. Es durfte mit Recht ein ausgeglichenes Duell erwartet werden. Und genau das lieferten Hawks und Cavaliers auch - jedenfalls bis weit ins dritte Viertel hinein. Dort zog Cleveland erstmals ein wenig davon und baute seine Führung dank eines überragenden J.R. Smith bisweilen bis auf 19 Punkte aus.

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Zwar starteten die Hawks noch mal den Versuch eines Comebacks, LeBron James machte im Schlussviertel jedoch dort weiter, wo er zuvor aufgehört hatte. Der vierfache MVP spielte effektiv (31 Punkte, 12/26 FG, 8 Rebounds, 6 Assists) und führte seine Cavs gemeinsam mit Smith zum Auftaktsieg. Es war zudem LeBrons 52. Playoffspiel mit mindestens 30 Punkten, 5 Rebounds und 5 Assists. Damit führt James nun vor Michael Jordan (51) die ewige Liste an.

Topscorer der Hawks war Jeff Teague (27 Punkte, 4 Assists), Dennis Schröder kam in 19 Minuten auf 6 Zähler, 4 Assists und einen Ballverlust. Durch die Niederlage verliert Atlanta den Heimvorteil und muss in Spiel zwei in der Nacht auf Samstag nun zurückschlagen. Das dürfte allerdings nicht der Hawks größte Sorge sein. DeMarre Carroll landete im Schlussabschnitt unglücklich und verletzte sich dabei wohl schwerer am Knie. Nach der Partie sprach Coach Mike Budenholzer von einer Kniestauchung, allerdings steht am Donnerstag noch eine MRT-Untersuchung an.

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Die Reaktionen

Mike Budenholzer (Hawks) über Carroll: "DeMarre ist ein kompletter Spieler. Er hat an beiden Enden des Courts einen großen Einfluss. Er ist so ein großartiger Teamkollege. Jeder macht sich jetzt Sorgen um ihn und ich hoffe, dass er uns so bald wie möglich wieder helfen kann."

Kyle Korver (Hawks) über Carrolls Verletzung: " Das war schwer, mitanzusehen. Wir lieben DeMarre wie einen Bruder. Morgen sehen wir, wie er sich fühlt, aber es sah natürlich nicht gut aus."

LeBron James (Cavs) über seine Worte zu Carroll: "Die NBA ist eine Bruderschaft. Du willst einfach nicht, dass sich jemand verletzt."

David Blatt (Cavs) über Smith: "Wenn er heiß läuft, läuft er verdammt heiß."

J.R. Smith (Cavs): "Sobald ich anfange, zu werfen, sagt mir jeder, dass ich weiter werfen soll."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Hawks beginnen mit Jeff Teague, Kyle Korver, DeMarre Carroll, Paul Millsap und Al Horford. Bei den Cavs ist Kyrie Irving tatsächlich dabei. Neben dem Playmaker starten Iman Shumpert, LeBron James, Tristan Thompson und Timofey Mozgov.

5.: Gute Nachrichten für die Hawks. Korver trifft direkt seinen ersten Wurf - und das trotz Foul. Auch der Bonusfreiwurf sitzt. Zwar gelingt Irving wenig später das Kunststück, das Teague Sekunden zuvor misslungen war - Kyrie trifft den offenen Dreier -, dennoch führen die Hawks mit drei.

10.: LeBron hakt sich beim Positionskampf im Lowpost bei Bazemore ein und bekommt bereits sein zweites Foul gepfiffen. Schröder trifft auf der Gegenseite zwei Freiwürfe - 24:15 Hawks!

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15.: Mr. Smith fängt Feuer. J.R. verwandelt bereits seinen zweiten Dreier des zweiten Viertels. Die Hawks leisten sich im Gegenzug dagegen das zweite Offensivfoul in Serie - und führen plötzlich nur noch mit - richtig - zwei.

20.: Es wird laut in der Philips Arena - und mittendrin Dennis Schröder. Des Point Guards Alley-oop-Anspiel findet Al Horford für den Dunk. Thompson und Teague tauschen im Anschluss vier schnelle Punkte aus - 43:39 Hawks!

24.: LeBron interessieren seine beiden Fouls übrigens nur bedingt. James streut so eben seine Punkte 15 und 16 ein. Dellavedova bedient wenig später Thompson für den Alley-oop, das letzte Wort der ersten Hälfte haben jedoch die Hawks. Nach dem Drive findet Schröder den offenen Bazemore. Jumper. Drin - 51:51!

29.: James contestet Carrolls Dreier und landet unglücklich auf dem Fuß eines Zuschauers (!). LeBron humpelt in Richtung Bank und bleibt auch dort. Wenig später greift Thompson mal wieder am offensiven Brett zu und legt den Bal durch die Reuse. Korver antwortet jedoch mit seinem ersten Dreier des Spiels - 62:61 Cavs!

34.: J.R. hat weiter richtig Spaß. Der Dreier aus der Ecke über Bazemore fällt, also interessieren Smith auch Millsaps Hände im Gesicht reichlich wenig. Der nächste Dreier. Swish - 71:63 Cavs!

39.: LeBron flippt auf der Bank völlig aus. Der Grund: natürlich Kollege Smith. Der trifft weiter Dreier um Dreier und bedient dann auch noch Thompson für den Alley-oop. Millsaps Versuch einer Antwort klatscht auf den Ring - und schon trifft Smith den nächsten unmöglichen Dreier - 85:67 Cavs!

43.: Das sieht überhaupt nicht gut aus. Carroll überstreckt sich beim Drive das linke Knie, windet sich vor Schmerzen und muss vom Feld geführt werden. Eine Rückkehr ins Spiel wurde bereits ausgeschlossen.

46.: Geht doch noch mal was? Immerhin spielt Bazemore jetzt groß auf. Vorne vollendet der Swingman das Dreipunktspiel, hinten blockt er Smith, und schon führen die Cavs nur noch mit acht.

48.: Diesmal zieht James an Millsap vorbei und hat freie Bahn für den Powerdunk. Atlantas Dreier will mal wieder nicht fallen und das war's dann auch. Einige Freiwürfe sorgen für das Endergebnis - 97:89 Cavs.

Hawks vs. Cavs: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Playoff-Career-High. Franchise-Rekord. J.R. Smith verwandelte 8 Dreier - bei 12 Versuchen - und überstrahlte damit sogar LeBron James. Zumal der Swingman mit seinem Regen von Downtown Clevelands entscheidenden Run gegen des Endes dritten und zu Beginn des vierten Viertels maßgeblich prägte. Am Ende hatte Smith allein sogar fleißiger gescort (28 Punkte) als Atlantas gesamte Bank (19 Punkte).

Der Flop des Spiels: Dennis Schröder erhielt erneut das Vertrauen von Coach Mike Budenholzer, konnte es diesmal aber nicht rechtfertigen. Zwar zog der Playmaker zunächst wie gewohnt fröhlich in Richtung Zone, irgendwann forderten ihn die Cavs jedoch vermehrt zum Dreier heraus. Schröder biss an, traf aber nicht (0/3 3FG) und verlor in der Folge gänzlich seinen Rhythmus (2/10 FG). Das Schlussviertel verbrachte er deshalb größtenteils auf der Bank.

Das fiel auf:

  • Das Spiel begann ganz nach Atlantas Geschmack. Nicht nur, dass Kyle Korver seinen ersten Wurf traf, die Hawks diktierten die Pace. Heißt: Es wurde schnell gespielt. Zudem funktionierte das Ballmovement wie zu besten Regular-Season-Zeiten. Der Spalding wanderten geschickt von Seite zu Seite - bis der offene Wurf gefunden war. Dazu attackierten die Hawks effektiv die Zone und erspielten sich so immer wieder hochprozentige Abschlüsse (61 Prozent FG im ersten Viertel).
  • Allerdings gelang es den Cavs, das Tempo ab dem zweiten Durchgang ein wenig niedriger zu halten. Offensiv setzte Cleveland wie gewohnt auf das Pick-and-Roll und Pick-and-Pop. Interessanterweise switchten die Hawks dabei - und auch generell - unablässig, was gerade im Fall LeBron James einige Mismatches kreierte. Teilweise durfte der vierfache MVP Jeff Teague in Richtung Zone schieben, um dort per Hook abzuschließen. Grundsätzlich kümmerte sich jedoch DeMarre Carroll um James, was LeBron ebenfalls mit diversen Postups zu nutzen versuchte. Am Ende nahm sich Millsap James an und machte mitunter eine überraschend gute Figur.
  • Überhaupt genossen die Cavs das Spiel unter den Brettern. Dort dominierten sie. Dort wütete Tristan Thompson. Allein 4 Offensivrebounds hatte sich der Vierer während der ersten 24 Minuten gesichert, Cleveland als Team sogar 8. So kamen die Cavs immer wieder zu zweiten Wurfgelegenheiten und hatten am Ende 12 Rebounds mehr gesammelt als Atlanta (49:37).
  • Auch Cleveland verteidigte Korver sehr effizient. Die Cavs gewährten Atlantas Edelshooter keinen Raum, weshalb der wiederum gar nicht erst in Position kam, einen Wurf loszulassen. Doppelt bitter war das aus Hawks-Sicht, da Korver eigentlich seinen Rhythmus gefunden hatte. Wann immer der Zweier abdrückte - teils auch nach Pfiffen der Refs - fiel der Ball zu Beginn durch die Reuse. Dennoch hielt Atlanta seine Offense lange am Laufen (57,9 Prozent FG zur Halbzeit). Zumal Korver auch ohne Abschluss einige Aufmerksamkeit auf sich zog.
  • Ein Blick auf die Playmaker lohnte sich auch diesmal. Während die Hawks zunächst erneut nur allzu gern auf das Duo Teague/Schröder und dessen Explosivität beim Zug zum Korb zurückgriffen, hatte Cavs-Coach David Blatt für Kyrie Irving einen besonderen Auftrag. Nach seinen Verletzungen an Knie und Knöchel übernahm der Point Guard nur selten das Playmaking, noch seltener sollte er aus dem Dribbling kreieren. Dafür verdingte sich Irving mitunter als Spot-up-Shooter an der Dreierlinie.
  • Im dritten Viertel verlor Atlanta seinen offensiven Rhythmus mitunter völlig. Der Dreier bereitete bereits gesamte Spiel über Probleme (17,4 Prozent 3FG), nach der Halbzeit wollte plötzlich jedoch überhaupt nichts mehr fallen. Nur 24 Prozent ihrer Würfe trafen die Hawks im dritten Viertel und ließen Cleveland so erstmals ein wenig davonziehen.

Der Spielplan im Überblick

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