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"Cuban war immer sehr aggressiv"

Von Marc-Oliver Robbers, Max Marbeiter und Stefan Petri
In der aktuellen Ausgabe der Triangle Offense diskutiert Bryce Taylor mit den SPOX-Redakteuren
© getty
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Die Spurs sind wieder in Meisterform

Taylor: Es klingt ein wenig platt, aber die Spurs darfst du einfach nie abschreiben. Sie besitzen Erfahrung, Talent, werfen gut und wissen einfach, wie man den Job erledigt. Klar ist der Westen hart, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in den Playoffs irgendjemand gegen die Spurs spielen möchte. Zumal ich aus eigener Erfahrung mittlerweile sagen kann, dass es definitiv ein Vorteil ist, wenn du bereits einen Titel gewonnen hast. Wir bei Bayern sind noch nicht so weit, aber du weißt einfach, wie du in gewissen Situationen reagieren musst, dass du dich auch nicht ausruhen darfst, wenn du in einer Serie 2:0 führst. Dann versucht der Gegner erst recht, seine letzte Chance zu nutzen. Das Mentale hilft am meisten. San Antonio hat zudem immer noch eine gute Balance. Sie haben Danny Green, Kawhi Leonard und Patty Mills, die das Team ausbalancieren und Energie bringen. Am Ende des Spiels können sie sich dann auf Pick-and-Rolls zwischen Tony Parker und Tim Duncan verlassen oder Duncan im Post anspielen. Sie wissen einfach, wie es läuft. Was sie vergangene Saison in den Finals gespielt haben, war einfach herausragend. Miami hatte nicht den Hauch einer Chance. Das hat einem auch wieder den Wert von wirklich gut ausgespieltem Teambasketball gegenüber Isolationbasketball gezeigt. Da musst du dich ständig auf Eins-gegen-Eins-Situationen von ein, zwei, drei Jungs verlassen. Und im Gegensatz dazu San Antonios großartiger Transitionbasketball, das Ballmovement, Backscreens, Backcuts. Das war Wahnsinn.

Marbeiter: Es sieht tatsächlich mal wieder ganz danach aus. Eigentlich ist es kaum zu glauben, aber die Spurs haben einen herausragenden März hingelegt. 114 Punkte schenkten sie ihren Gegnern pro 100 Possessions ein und liegen damit 8,5 Zähler über ihrem Saisonschnitt. Das schreit förmlich nach Meisterform. Für mich spielen da zwei Faktoren eine ganz entscheidende Rolle. Da wäre zum einen Tony Parker, der seinen Drive rechtzeitig vor den Playoffs wiedergefunden zu haben scheint und im März durchschnittlich wieder starke 18,4 Punkte auflegte. Und wie Bryce schon sagt, ist Parker ungemein wichtig für San Antonios Offense. Der ganz große Schlüssel ist meiner Meinung nach aber Kawhi Leonard. Dessen komplizierte Handverletzung hat den Spurs im Saisonverlauf ebenso geschadet wie dem Finals MVP selbst. Leonards Defense, seine Athletik, sein Einsatz - all das fehlte San Antonio. Nun scheint er aber wieder ganz der Alte zu sein. Und die Spurs profitieren. Ungemein sogar. Das Net Rating ohne Leonard liegt lediglich bei 0,5 Punkten, mit ihm bei 10,8. Das ist kein geringfügiger Unterschied, das ist einer der Unterschiede zwischen Meisterform und solidem Playoffteam.

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Robbers: Ich weiß, ich sollte es nicht tun und habe mir eigentlich geschworen, es nie wieder zu tun, aber ich schreibe die Spurs trotzdem für dieses Jahr ab. Das liegt aber nicht an San Antonio selbst - zumindest nicht hauptsächlich. Ich glaube, dass die Konkurrenz in diesem Jahr einfach noch ein Stück besser ist als im Vorjahr. Die Warriors sind ein ganz anderes Kaliber und auch Houston und die Clippers machen in ihrer jetzigen Form einen besseren Eindruck. Memphis und Portland sollte man auch nicht vergessen. Die ersten sechs Teams können alle in die Finals kommen. Zudem ist die Situation einfach eine andere als noch im letzten Jahr. San Antonio war von den so unglücklich verlorenen Finals dermaßen angestachelt, sie wollten unbedingt Rache nehmen. Dieser Ansporn ist jetzt nicht mehr vorhanden. Natürlich ist der Repeat ein tolles Ziel, weil die Spurs es noch nie geschafft haben, aber vom Kopf her ist das eine ganz andere Nummer, als wenn du eigentlich schon den Titel sicher hast und dann so dramatisch verlierst wie San Antonio 2013.

Petri: Moment, Olli! 13-3 in den letzten 16 Spielen. Siege über die Hawks, Thunder, Mavs, Grizzlies zuletzt. Tony Parker ist wieder das wuselige Paint-Monster, Kawhi macht in der Defense die Gegner frisch, das Ball Movement flutscht... Sagen wir es mal so: Die Spurs sind auf dem Weg zur Topform, absolut. Meisterform? Sorry, soweit gehe ich nicht. Abgesehen davon, dass wir eine solche Demonstration wie in den Finals 2014 vielleicht nie wieder erleben werden. Die Warriors sind in Meisterform. Die Cavaliers auch. Gegen beide Teams hat man das letzte Duell verloren - und die Stars werden eben nicht jünger, auch wenn es aussieht, als hätten Gregg Popovich und sein Team manchmal aus der Quelle der ewigen Jugend genascht. Also: Wenn Meisterform mit dem Gewinn der Trophy gleichzusetzen ist, sehe ich sie nicht. Was aber nicht heißt, dass sich der Westen nicht gaaaaaanz warm anziehen sollte...

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