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"Wusste nicht, dass Dirk so groß ist"

Rick Carlisle ist seit 2008 Coach von Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks
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SPOX: Das Ziel der Mavs ist, in den letzten Jahren von Dirks Karriere noch mindestens einen ernsthaften Anlauf auf die Championship zu unternehmen. Haben Sie das Gefühl, dass es in dieser Saison ein spezieller Playoff-Run werden könnte? Nach den letzten Eindrücken sieht es ja nicht gerade so aus.

Carlisle: Ich weiß, dass es langweilig ist, aber wir schauen wirklich nur von Tag zu Tag. Der Westen ist in dieser Saison komplett offen. Einige Teams haben zwar eine bessere Bilanz, aber es gibt im Westen kein perfektes Basketball-Team. Zuletzt lief es nicht so optimal, aber wir werden in den letzten Wochen der Regular Season weiter hart an uns arbeiten, um besser zu werden. Wir wollen uns in die bestmögliche Position bringen, um in den Playoffs weit zu kommen und uns eine Chance auf den nächsten Titel zu erarbeiten.

SPOX: Jeder Basketball-Fan in Deutschland würde Dirk einen zweiten Ring von Herzen gönnen, aber wenn Dallas weit kommt, schmälert es die Chancen auf eine Nowitzki-Teilnahme bei der EM im September...

Carlisle: Was möglicherweise im Sommer passieren könnte, ist aktuell noch weit weg. Wir müssen uns erstmal auf die NBA-Saison konzentrieren. Aber ich weiß, wie viel Dirk die Nationalmannschaft bedeutet. Als ich 2008 in Dallas meinen Job antrat, war Dirk gerade dabei, sich mit Deutschland durch das Olympia-Quali-Turnier zu kämpfen. Wenn Sie ihn nach seinen größten Highlights der Karriere fragen, wird er Ihnen sagen: Die NBA-Championship und die Olympia-Teilnahme. Das deutsche Nationaltrikot anzuziehen, war für Dirk immer ein großer Teil seines Lebens.

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SPOX: Nicht nur Dirk erreicht Meilensteine, Sie haben in dieser Saison Ihren 600. Sieg als Head Coach gefeiert. Herzlichen Glückwunsch!

Carlisle: Danke. Aber ganz ehrlich: Diese Marke bedeutet mir nicht viel, ich führe nicht Buch über meine Siege. Ich hatte einfach das Glück, dass ich in einigen tollen Klubs mit tollen Besitzern arbeiten durfte. Erst in Detroit und in Indiana, dann in Dallas mit Mark Cuban. Ich hatte vor allem das Glück und das Privileg, fantastische Spieler in meinen Teams zu haben. Ob das Chauncey Billups oder Ben Wallace bei den Pistons waren, Reggie Miller oder Jermaine O'Neal bei den Pacers, oder Dirk, Jason Kidd, Jason Terry, Shawn Marion oder Tyson Chandler bei den Mavs - es war ein Segen für mich, mit solchen Spielern zusammenarbeiten zu dürfen.

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SPOX: Coaching ist aber nicht immer nur ein Segen und Traumjob, da muss man nur an den Super Bowl denken und Pete Carroll fragen.

Carlisle: Pete Carroll ist ein unglaublicher Coach, der mit den Seahawks den Super Bowl gewonnen und zweimal in Folge den Super Bowl erreicht hat. Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass er nächste Saison wieder sehr weit kommen wird mit Seattle. Aber es ist nun mal so im Coaching-Business: Wenn du dich entscheidest, Coach zu werden, dann musst du wissen, was auf dich zukommt. Nämlich extreme emotionale Ausschläge. Unglaubliche Höhen, aber auch unglaubliche Tiefen. Manche Abende laufen hervorragend, manch andere sind eine einzige Enttäuschung, solche hatten wir in letzter Zeit wieder einige. Aber hey, wenn du keine Tiefpunkte erleben willst, dann gibt es normalerweise in der Nähe immer auch ein Schild, auf dem steht: Ausgang. Du kannst immer abhauen.

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SPOX: Sie sind als Coach unter anderem bekannt dafür, sehr viel aus Ihren Timeouts zu machen. Manchmal erinnern Sie Ihre Spieler nur an ein besseres Ballmovement, aber häufig sagen Sie natürlich situativ bestimmte Plays an, um zum Beispiel nach einer Auszeit Dirk in Fahrt zu bekommen. Sehr häufig klappt das auch. Worauf achten Sie?

Carlisle: Das Timeout-Management ist in erster Linie auch eine Erfahrungssache. Man lernt aus Fehlern und man sieht mit der Zeit, in welchen Situationen was wie gut funktioniert hat. Nichts ist im Basketball perfekt. Ich will eigentlich gar nicht unbedingt immer Plays ansagen. Ich will, dass wir unseren Spieler beibringen, wie sie ein Play laufen müssen und dass sie den Spielzug dann oft intuitiv von selbst ausführen. Und eines kann ich Ihnen auch sagen: Gerade in der Crunchtime und wenn es um letzte Würfe geht, siehst du als Coach immer besser aus und wirst immer mehr Erfolg haben, wenn du Spieler wir Dirk Nowitzki in deinen Reihen hast, denen du den Ball geben kannst. (lacht)

Seite 1: Carlisle über die erste Begegnung mit Dirk und seine aktuelle Rolle

Seite 2: Carlisle über die Titelchancen der Mavs und die Probleme eines Coaches

Der Kader der Mavs im Überblick

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