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Die Rückkehr des MVP?

Von Max Marbeiter
Wenn James Harden zum Korb zieht, staunen die Gegner - auch Chris Paul (l.)
© getty

James Harden hatte zuletzt einige Probleme. Gelingt dem MVP-Kandidaten gegen die Los Angeles Clippers (20.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) die Rückkehr zu alter Stärke? Die Clippers hoffen ihrerseits ebenfalls auf einen Superstar.

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Ausgangslage

1,5 Spiele. So viel, respektive so wenig, trennt die Rockets (43-22) derzeit von den Clippers (42-24). Und es sind 1,5 entscheidende Spiele. Denn wäre die Regular Season in diesem Moment vorüber, träfen Houston und L.A. in der ersten Playoff-Runde aufeinander - mit einem nicht zu unterschätzenden Vorteil für die Rockets. Die haben auf Rang vier der Western Conference in der ersten Runde derzeit nämlich Heimrecht.

Und nachdem über die Leistungsdichte im Westen bereits genug gesagt sein dürfte, sollte auch klar sein, wie entscheidend Kleinigkeiten im direkten Playoff-Duell werden könnten. Zumal beide Teams sowohl offensiv - die Clippers erzielen pro Spiel 106,1 Punkte die Rockets 103 - als auch defensiv - L.A. lässt pro Spiel 100,6 Punkte zu, Houston 100 - relativ nahe beieinander liegen.

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Entsprechend brisant ist das direkte Duell. Und ausgerechnet jetzt scheinen die Rockets ein wenig zu schwächeln. Nur zwei Siege holte Houston aus den vergangenen sechs Spielen, verlor zuletzt gegen Portland und Utah. Vielleicht macht sich Dwight Howards Fehlen langsam tatsächlich bemerkbar.

Der Center fehlt den Rockets seit mittlerweile 21 Spielen und seine Rückkehr steht auch nicht gerade unmittelbar bevor. Doch D12 macht Fortschritte. Zuletzt gab er an, sich endlich wieder explosiv zu fühlen, und auch Coach Kevin McHale bekräftigte einmal mehr, dass er seinen Center noch vor Ende der Regular Season zurück erwarte.

Blake Griffin ist bis dahin längst zurück. BG fehlt den Clippers ebenfalls seit geraumer Zeit, könnte aber schon rechtzeitig zum Showdown am Sonntag zurückkehren. Nimmt man das Spiel gegen die Mavs zum Maßstab, ist eine Rückkehr mittlerweile auch mehr als nötig. Grundsätzlich präsentierten sich die Clippers ohne ihren zweiten Superstar jedoch besser als erwartet, gewannen während Griffins Abstinenz bislang 9 von 15 Spielen.

Die Stars der Teams

"Er kontrolliert den Ball. Das ist es, was wir wollen", sagt Patrick Beverley, "den Ball in seinen Händen. Er sorgt ein ums andere Mal für Plays". Es ist sicherlich kein Master in Advanced Studies an der University of Morey notwendig, um zu erahnen, von wem Beverley spricht. Natürlich geht es um James Edward Harden Jr., Houstons besten. Am Ende vielleicht sogar um den MVP der gesamten Association.

Zuletzt machte sich die ungemeine Belastung, der Harden gerade ohne Dwight Howard Spiel für Spiel ausgesetzt ist, allerdings doch ein wenig bemerkbar. Während der vergangenen drei Partien traf der Guard lediglich 35,2 Prozent seiner Würfe, vergab seine letzten 10 Dreier allesamt. Sogar der offene Wurf will derzeit nicht fallen. So traf Harden lediglich einen seiner letzten 11 nicht verteidigten Jumper.

DeAndre Jordan: Lobbyismus nicht nötig

Unruhig wird der 25-Jährige deshalb allerdings nicht. "Ich mache mir keine Sorgen um mich", erklärte der MVP-Kandidat zuletzt. "Es geht einfach um die kleinen Dinge." Die kleinen Dinge. Vielleicht genügen am Ende tatsächlich ein paar Kleinigkeiten, und MVP-Harden kehrt zurück.

Bestenfalls natürlich direkt gegen die Clippers. Bei denen hat Chris Paul während der vergangenen 10 Spiele nämlich noch einmal ordentlich nachgelegt. Allein im März trifft CP3 52,5 Prozent seiner Würfe, macht so 21,4 Punkte und verteilt zudem herausragende 11,4 Assists. Kurz: Chris Paul spielt mal wieder eine brillante Saison.

Auch deshalb ist der Playmaker für die Clippers noch ein Stück wichtiger als der zuletzt ebenfalls unglaublich effiziente DeAndre Jordan. Am Ende ist Paul vielleicht sogar der beste Spieler der Liga, der nicht ständig in irgendeiner MVP-Diskussion auftaucht.

Das Schlüsselduell

Chris Paul vs. Patrick Beverley. Und schon wäre man beim Schlüsselduell angelangt. Irgendwie muss es den Rockets gelingen, Paul so gut es geht aus dem Spiel zu nehmen. Keine einfache Aufgabe. Unmöglich ist sie jedoch nicht. Zumal die Rockets einen der vielleicht unangenehmsten Verteidiger auf der Eins im Roster haben.

Patrick Beverley gilt als Klette, als einer, der seinen Gegenspieler gern mal entnervt, dem jedes Mittel Recht ist, um irgendwie in den Kopf seines Pendants zu gelangen. Gerade in Duellen mit Top-Playmakern legt Beverley auf der Plagenskala noch das eine oder andere Pünktchen drauf. Gelingt es ihm, auch Pauls Kreise einzuengen, ist den Rockets extrem geholfen.

Geschichte

Als klassische Erfolgsgeschichte galten die Clippers Anfang der 90er nicht. Meist fanden die Playoffs ohne L.A.'s "anderes" Team statt - und doch gelang mit einem Kern um Ron Harper und Danny Manning 1992 die erste Playoff-Teilnahme seit dem Umzug von San Diego nach Tinseltown. Und weil's gar so schön war, wiederholten die Clippers dieses Kunststück in der darauffolgenden Saison direkt.

Diesmal warteten in Runde eins die Houston Rockets, die Nummer zwei des Westens. Klare Sache also? Bei weitem nicht. Der Favorit musste über die volle Distanz, damals fünf Spiele, und hatte auch dort das eine oder andere Problemchen zu bewältigen.

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Knapp eine Minute vor dem Ende lagen die Rockets sogar mit einem zurück. Dann fand Kenny Smith Vernon Maxwell, der einen Großteil der Serie mit gebrochener Hand ausgefallen war, aber dennoch den Dreier verwandelte. Als die Clippers nach Mark Jacksons vergebenem Runner wenig später alle auf den Rebound blickten, aber nicht Richtung Smith, schnappte sich Hakeem Olajuwon den Abpraller und bediente seinen Point Guard für den Breakaway Dunk.

Zwei überhastete Manning-Dreier später standen die Clippers mal wieder als Verlierer da. Houston zog dagegen in die zweite Runde ein und legte in dieser Saison den Grundstein für die beiden Meisterschaften 1994 und 1995.

Die Rookies

C.J. Wilcox bleibt eine Randnotiz der Clippers-Saison. Im März steht der Rookie durchschnittlich 1,8 Minuten auf dem Court und füllt den Boxscore dabei einzig mit 0,2 Assists pro Spiel. Wie gesagt: Randnotiz.

Ähnlich verhält es sich bei den Herren Clint Capela und Nick Jonson. Die beiden Rockets-Rookies kommen bislang auf 6 beziehungsweise 19 Einsätze. Johnson stand dabei durchschnittlich jedoch immerhin 10 Minuten auf dem Court und kommt dabei auf 2,9 Punkte und 1,4 Rebounds. Auch Neuzugang K.J. McDaniels sucht noch nach seinem Platz in Houstons Rotation. In 5 Spielen bringt es der ehemalige Sixer bislang lediglich auf 2,8 Minuten.

So spielt bislang einzig Kostas Papanikolaou eine größere Rolle im System von Coach Kevin McHale. In 41 Spielen bringt es der Grieche immerhin auf 19 Minuten und 4,4 Punkte. Zuletzt sanken Papanikolaous Spielanteile jedoch, zudem fällt er derzeit mit einer Knöchelverletzung aus.

Stimmen

DeAndre Jordan (Los Angeles Clippers) über Blake Griffin: "Wir vermissen ihn auf dem Court. Ich bin ziemlich sicher, dass er es kaum noch erwarten kann - mal sehen, was am Sonntag passiert."

Trevor Ariza (Houston Rockets) über den möglichen Playoff-Gegner: "Wir müssen uns zuallererst um uns selbst kümmern. Wir müssen wieder in Schwung kommen und den richtigen Weg finden."

James Harden (Houston Rockets) über die Playoff-Teams: "Alle sind gerade so nah beieinander. Ich bin sicher, dass das in einem Monat schon wieder ganz anders aussieht."

Prognose

Heimvorteil. Harden in Schwierigkeiten. Dazu Blake Griffins Rückkehr und die Schmach vom Freitag. Den Clippers bieten sich genügend Gründe, das Spiel gegen Houston erfolgreich zu gestalten. Und das sollten sie auch. Clippers mit 8.

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