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Der pflegeleichte Rodman

Draymond Green hat sich den Erfolg bei den Warriors mühsam erarbeitet
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Die Schlüsselfigur

Die Warriors haben zusätzlich zu ihrer grandiosen Offense um die Splash Brothers Stephen Curry und Klay Thompson die beste Verteidigung der Liga. Laut Coach Kerr ist das zum großen Teil Greens Verdienst: "Ein wichtiger Faktor in unserer Defense ist die Fähigkeit, am Perimeter switchen zu können. Wir haben einige ähnlich große Spieler und Draymond ist dabei für mich die Schlüsselfigur."

Das spiegelt sich auch in der Punktedifferenz wider. Mit Green auf dem Court erzielen die Warriors durchschnittlich sechs Punkte mehr und lassen sieben Zähler weniger zu als ohne ihren Allrounder auf dem Feld.

Die Erklärung liefert der Coach gleich nach: "Als Power Forward ist Draymond oft in Pick&Rolls integriert und da er schnell genug ist, um an Point Guards dran zu bleiben, nehmen wir dem Gegner dadurch oft ihre erste Option weg. Wenn dann die Uhr runtertickt, schaffen wir es vor unseren Männern zu bleiben und einen schweren Wurf zu erzwingen."

"Einiges von Dennis Rodman"

Selbst einen Vergleich mit seinem alten Championship-Team aus Chicago scheut Kerr nicht, um seinen unermüdlichen Arbeiter zu loben: "In Draymond steckt einiges von Dennis Rodman. Er trotz den herkömmlichen Positionszuordnungen, er kann jeden verteidigen, ist stark genug am Ring und er reboundet wie ein Verrückter."

Aber nicht nur das spricht für Green. Sein Einsatz: vorbildlich. Seine Screens: hart. Seine Energie: ansteckend. Seit seinem ersten Spiel im Warriors-Jersey spricht er das Gebet im Pre-Game Huddle - er ist Vocal Leader, Glue Guy und Spaßvogel in einem.

Auch nach der Genesung von Lee vertraute Coach Kerr auf Green und der etatmäßige Power Forward musste sich mit einer Bankrolle anfreunden. Nach 276 Starts in 279 NBA-Spielen und zwei All-Star-Nominierungen verdrängt von einem Zweitrundenpick - nicht gerade das Best-Case-Szenario für einen 15-Millionen-Mann. Doch Lee war nicht sauer. Er nahm sich ein Beispiel an Andre Iguodala und akzeptierte das Reservistendasein zum Wohle des Teams.

Am Scheideweg

Dennoch könnten sich die Wege von den Warriors und Top-Verdiener Lee im Sommer trennen. Der Grund: Draymond Green. Der künftige Restricted Free Agent hat zwar schon mehrfach betont, in seine Heimat Michigan zurückkehren zu wollen und den Plan geäußert, im Sommer ein Offer Sheet der Detroit Pistons zu unterschreiben.

Es versteht sich aber von selbst, dass Golden State mit dem einzig möglichen Schachzug reagierte und verlauten ließ, man werde jedes Angebot für Green matchen. Und obwohl Drays Gehalt (aktuell läppische 915.000 Dollar) zur kommenden Saison mindestens um den Faktor 10 steigen wird, sollte die Priorität für die Warriors klar sein.

Green ist der einzige Rotationsspieler der Warriors, dessen Vertrag dieses Jahr ausläuft und es ist Zeit, den Mann angemessen zu bezahlen. Hier und dort wird sogar über einen Max-Deal gemunkelt - in diesem Fall würde Green im ersten Vertragsjahr rund 15 Mio. Dollar erhalten.

Die Antwort heißt Draymond

Die Aussagen aus Detroit lassen zumindest vermuten, dass die Pistons große Geschütze auffahren werden, um Dray aus Oakland loszueisen. "Es gibt nicht viele Spieler, die so hart spielen, wie er", sagte Detroits Coach und GM Stan van Gundy jüngst: "Was ihn von dem 10. oder 11. Mann in der Rotation unterscheidet, ist sein guter Wurf. Und weil du beides von ihm bekommst, stehst du nicht vor der Entscheidung: 'Brauche ich jetzt defensive Energie oder Offense?' Er ist mit der Zeit immer besser geworden und er kann zu jeder Zeit auf dem Court stehen, nicht nur als Energizer."

Oftmals verstärkt das letzte Vertragsjahr den Leistungsdruck, doch Green ist inzwischen ein fester Bestandteil des funktionierenden Warriors-Systems und längst nicht mehr so zurückhaltend wie noch vor drei Jahren. Und Druck? Fehlanzeige. "Warum sollte ich unter Druck stehen?", so der 25-Jährige: "Ich bin bis hierher gekommen, indem ich das getan habe, was ich am besten kann. Also muss ich einfach nur weitermachen."

Auch die Aussichten auf schwere Matchups in den Playoffs können Dray nicht verunsichern. "Je größer die Bühne, desto bessere Leistungen liefere ich ab", sagte Green: "So war ich schon immer."

Der letzte Beweis

Doch trotz seiner konstant guten Auftritte hat Dray noch immer nicht alle Kritiker überzeugt. TNT-Experte Charles Barkley gesellte sich vor wenigen Tagen zu den Zweiflern und sagte, Golden State sei mit Green im Frontcourt zu klein, um die Meisterschaft zu gewinnen.

Dray gab zunächst verbal Kontra: "Jemand, der nie einen Titel geholt hat, sollte nicht so viel über Championships sprechen", so Green: "Ich denke, er ist sogar kleiner als ich, daher sollte man meinen, er würde mich unterstützen. Aber vielleicht denkt er, ich könnte keinen Ring holen, weil er es nicht geschafft hat. Wir werden ja sehen. Im Gegensatz zu ihm habe ich noch ein paar Jahre vor mir."

Und als wollte Steve Kerr seinem Schützling helfen, die Aussagen mit einer starken Performance auf dem Parkett zu untermauern, ließ er in den Partien unter der Woche viel Small Ball spielen - mit Green als Center.

Golden State drehte in dieser Formation das Spiel gegen Milwaukee und Dray zeigte dabei seine Vielseitigkeit: 23 Punkte, 11 Rebounds, 5 Assists, 3 Steals und 3 Blocks. Und am Ende heißt es: q.e.d. - quod erat draymonstrandum.

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