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Die Suche nach dem Kompromiss

Rick Carlisle und Rajon Rondo gewöhnen sich immer noch aneinander
© getty

Zum ungünstigsten Zeitpunkt ist bei den Dallas Mavericks Sand im Getriebe. Der Streit zwischen Rajon Rondo und Rick Carlisle war das am meisten medienwirksame, aber nicht das einzige Problem des Teams. Noch besteht aber die Chance auf Besserung - der Sieg gegen die New Orleans Pelicans war ein Schritt in die richtige Richtung.

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Rick Carlisle wirkte etwas entspannter als zuletzt, als er die Medien nach dem 103:92 über die Pelicans adressierte. Sein Team hatte keine überragende Leistung hingelegt, aber zumindest in der zweiten Halbzeit den Basketball gespielt, den der Coach sehen will.

"Wir haben in letzter Zeit nicht gut gespielt", sagte Carlisle. "Von daher ist es wichtig, einfach dran zu bleiben. In der zweiten Hälfte haben die Jungs richtig gut zusammengehalten und sich behauptet."

Der Sieg kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. 20 Spiele hat Dallas noch vor sich, bevor die Playoffs beginnen - und das Programm ist knüppelhart. 14 der letzten 20 Gegner haben positive Bilanzen, elfmal müssen die Mavs noch in fremder Halle ran.

.500-Bilanz aus 18 Spielen

Das Back-to-Back, das ihnen Donnerstag und Freitag bevorsteht, verdeutlicht ganz gut, wie kompliziert der restliche Spielplan sein wird: Erst gibt es ein Gastspiel in Portland, nur um in der kommenden Nacht in Oakland gegen die Warriors antreten zu müssen. Auch deshalb hatte Dirk Nowitzki vor dem Pelicans-Spiel betont, es sei ein "Must-Win".

Sein Trainer hatte zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, der harte Schedule könne seinem Team dabei helfen, mehr zur Einheit zu werden. Das mag in der Theorie stimmen, in der Praxis gaben die Mavs zuletzt aber zu häufig ein anderes Bild ab.

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Von den letzten 18 Spielen vor der Partie gegen New Orleans gewannen sie nur die Hälfte. Kein Beinbruch, sollte man meinen. Wären da nicht die Hintergründe.

Streit zwischen Rondo und Carlisle

Zuallererst kommt einem da natürlich der Streit zwischen Carlisle und Rajon Rondo in den Sinn, weil er in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde und eine Suspendierung für den Point Guard mit sich brachte. Dabei war das nur die Spitze des Eisbergs - und der vorzeitige Höhepunkt eines Konflikts, der unter der Oberfläche bereits seit Wochen schwelte.

Bisher - das muss man nach 27 Spielen zugeben - passen Rondo und die Mavs einfach nicht optimal zusammen. Dass es Anpassungsschwierigkeiten geben würde, war zu erwarten gewesen. Bis dato hat aber kaum eine Anpassung stattgefunden. Im Gegenteil.

Die Offense, die vor dem Trade noch auf historisch gutem Kurs war, ist seit Rondos Ankunft im Dezember beständig schlechter geworden. Das Offensiv-Rating brach seitdem sukzessive von 110,4 im Dezember über 105,9 im Januar auf nur noch 100,2 im Februar ein. Defensiv und bei den Rebounds hilft Rondo Dallas, als Spielertyp ist er offensiv aber nur bedingt systemkompatibel.

"Komplett anders als in Boston"

Bevor Rondo kam, lebte die Offense von Ball-Movement, ständiger Bewegung und Spacing. Die einzigen Spieler, die aus der Distanz keine Gefahr darstellten, waren Tyson Chandler und Brandan Wright, die dafür als abrollende Big Men die vielen Freiräume effektiv nutzten. Rondo ist diesen Stil schlicht und einfach nicht gewohnt.

"Es ist hier komplett anders als in Boston", bekundete Rondo kürzlich, "wir haben hier viele Jungs, die mit dem Ball in der Hand operieren und ziehen können. In Boston hatte ich neben mir hauptsächlich Catch-and-Shoot-Spieler."

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Zeit seiner Karriere war Rondo ein Point Guard, der den Ball kontrollierte. Und zwar lange. Der nach Lücken suchte und diese auch fand, aber eben auf seine eigene, methodische Art. Und der nur im Notfall selbst den Wurf nahm. Häufig war der Ball über 18 Sekunden am Stück in seinem Besitz. Die Philosophie der Mavs ist da völlig anders.

"Ich lerne immer noch. Aber ich werde einen Weg finden", gab sich Rondo nach der peinlichen Heimniederlage gegen die Brooklyn Nets zuversichtlich. Die Uhr tickt jedoch - und seine enorme Wurfschwäche macht die Eingliederung keineswegs leichter.

Desolate Quoten

Geht er beispielsweise mit Nowitzki ins Pick'n'Roll, konzentrieren sich einfach beide Verteidiger auf den großen Blonden - Rondos Midrange-Jumper (33,3 Prozent) und Dreier (31,8 Prozent) machen eben niemandem Angst. Er nutzt die Freiräume auch nicht mehr wie früher für die eigene Penetration, offenbar weil er nicht gefoult werden will.

Kein Wunder: Rondos Freiwurf-Statistiken sind in dieser Saison atemberaubend schlecht. Zum einen, weil er als Ball-dominanter Guard bloß 1,3 Freiwürfe pro Spiel nimmt. Zum anderen, weil er sie mit einer "Sicherheit" trifft, die sogar DeAndre Jordan nur ein mitleidiges Lächeln abringt (31,1 Prozent). Seit er bei den Mavs spielt, hat der Playmaker gerade mal 25 Freiwürfe genommen!

Die Zögerlichkeit von Rondo, der abgesehen von wenigen Ausbrüchen noch nicht als "Playoff-Rondo" für die Mavs aufgetreten ist, lässt das Spiel seiner Truppe oft statisch wirken. Das Spiel bekommt ein ganz anderes Tempo, wenn er auf die Bank geht und Backup Devin Harris oder Monta Ellis den Ballvortrag übernimmt.

Auch das Zusammenspiel mit Ellis ist nicht da, wo Carlisle es gerne hätte. Der Off-Guard erzielte im Februar nur noch 14,8 Punkte bei 38,9 Prozent aus dem Feld und 27,1 vom Perimeter - im Dezember waren es beispielsweise noch 21,9, 45,7 und 30. Das liegt natürlich nicht allein an Rondo, ist aber doch eine alarmierende Tendenz für den Closer des Teams.

Aufwind seit der Rückkehr

Das Spiel gegen die Pelicans, die auch ohne Anthony Davis zuvor sechs Spiele in Folge gewonnen hatten, gab in der Hinsicht zumindest Anlass zur Hoffnung. Rondo präsentierte sich aggressiver und zog gleich zu Beginn mehrfach in die Zone, um selbst abzuschließen. 15 Abschlüsse nahm er selbst, neun davon direkt am Ring, was ganz nach Carlisles Geschmack sein dürfte.

Wenn er selbst keine Lücke sah, gab er den Ball recht schnell ab - häufig an Ellis. Der Off-Guard wiederum war es dann auch, der den Sieg am Ende nach Hause brachte, wie schon so oft in dieser Saison. Beide Guards wurden nach dem Spiel von ihrem Trainer hervorgehoben.

"Ich liebe es wirklich, wie Rondo in den letzten beiden Spielen agiert hat. Er spielt mit viel Energie und Dampf und sorgt für viele Plays in der Zone. Monta hatte mal wieder ein überragendes viertes Viertel", lobte Carlisle.

Stärkere Defense mit James

Abgesehen vom Guard-Play gefiel dem Coach vermutlich auch die Defense nach dem Break, da diese ohne den verletzten Chandler zuletzt teilweise haarsträubend daherkam. Vor allem beim Spiel gegen die Nets, in dem Nowitzki auf die Fünf musste und die Nets 56,3 Prozent bei 32 Abschlüssen in Ringnähe trafen.

Gegen New Orleans reagierte Carlisle durch die Hereinnahme von Bernard James in die Starting Five, die sich auszahlte - wenn auch nicht im Boxscore. "Er hatte ein Rating von +23, obwohl er keinen Punkt erzielt hat. Er hat auf beiden Seiten des Feldes einen guten Job gemacht, das war auffällig. Wir brauchen Jungs wie ihn, die in Tysons Abwesenheit einspringen können."

Gegen Portland soll wohl auch Chandler zurückkehren, der für die Mavs bekanntlich unverzichtbar ist - der solide Auftritt von James ist trotzdem ein gutes Zeichen, da ein adäquater Backup für den Starting Center seit dem Abgang von Wright vergeblich gesucht wurde. Der 30-Jährige Neuzugang wurde mittlerweile mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestattet.

Schwächstes West-Team?

Natürlich werden die Mavs trotzdem wenig ausrichten können, wenn Chandler nicht dabei ist. Ebenso wie der am Knöchel verletzte Chandler Parsons kann man ihn einfach nicht eins zu eins ersetzen. "Das ist das erste, was bei uns jetzt wichtig ist", stellte Nowitzki kürzlich klar, "wir müssen gesund werden."

In Dallas sind sie optimistisch, dass das Team in den nächsten Tagen wieder komplett sein wird, um den Saison-Endspurt gemeinsam bestreiten zu können. Das wird helfen, ist aber nur ein Aspekt. Es ist weiterhin elementar, dass sich Carlisle und Rondo zusammenraufen, ähnlich wie es der Coach im Meisterjahr 2011 mit Jason Kidd schaffte.

Auch damals trafen zwei sture Köpfe aufeinander, die sich erst aneinander gewöhnen mussten. Nach einigem Hin und Her gab Carlisle die Aufgabe, Spielzüge auf dem Court anzusagen, komplett an Kidd ab - die Resultate sind bekannt. Bis es allerdings so weit ist, jagen die Mavericks im Westen keinem Playoff-Team Angst ein. Sie werden vielmehr als wahrscheinlichster Kandidat auf ein Erstrundenaus gehandelt.

20 Spiele bleiben noch

20 Spiele haben die Mavs noch Zeit, sich richtig einzugrooven. Ihren Playoff-Platz werden sie nicht abgeben, falls kein Wunder mehr passiert, es geht in erster Linie ums Ranking - den Warriors und Grizzlies würde man in der ersten Runde sicherlich gerne aus dem Weg gehen, auch wenn es natürlich keine einzige "einfache" Aufgabe gibt.

Dann hängt vieles daran, ob Rondo bis dahin besser integriert ist. "Wenn er so spielt wie heute, sind wir ein anderes Team", lobte Harris nach dem Sieg über New Orleans. "Die Leute reden immer über seine Übersicht, aber wenn er in die Zone zieht und punktet, sind wir ein besseres Team."

Als Rondo mit Harris' Aussage konfrontiert wurde, kommentierte er sie in typischer Rondo-Manier. "Naja, ich werde meinen Teammates nicht widersprechen. Also hat er wohl Recht." Das ist ja immerhin ein Anfang.

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