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Temporär entschärfte Missile

Monta Ellis (r.) und Rajon Rondo passen noch nicht wie gewünscht zusammen
© getty

Monta Ellis hat bei den Dallas Mavericks einen ganz starken Saisonstart hingelegt - und die Offense auch offiziell von Dirk Nowitzki übernommen. Seit der Ankunft von Rajon Rondo baute "The Mississippi Missile" jedoch ab; die Statistiken offenbaren einen erschreckenden Trend. Der Sieg über die Los Angeles Lakers gibt aber Anlass zur Hoffnung.

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"Ich bin wieder da", ließ Monta Ellis am Sonntag verlauten. Kein Widerspruch. 31 Punkte hatte er im Staples Center aufgelegt - 26 davon in der zweiten Hälfte. 18 waren es allein im dritten Viertel gewesen, als er die Mavs fast im Alleingang wieder zurückholte in ein Spiel, das sie nicht verlieren durften, wie Tyson Chandler vorher verkündet hatte.

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Dallas war auf die Punkte von Ellis angewiesen, um den wichtigen Auswärtssieg einzutüten. Es war sein Motor, seine Aggressivität und natürlich sein Dreier (5/7 3FG), der die sonst teilweise statisch daherkommende Offense am Leben hielt. Ellis lieferte ab, wie die erste Option eines Top-Teams abliefern sollte.

"Das ist für uns nichts Neues", sagte Chandler Parsons, der sein Comeback nach einer Knöchelverletzung gab, "das haben wir diese Saison schon oft von ihm gesehen."

Auch hier: kein Widerspruch. Der Großteil dieser Ausbrüche ist allerdings schon eine Weile her. Genauer gesagt lief es bei Ellis den ganzen Januar über extrem bescheiden.

Viele Probleme in Dallas

Es ist kein Zufall, dass die Offense der Mavs in den letzten Monaten sukzessive schwächer geworden ist. Zum einen war das natürlich durch die Ankunft von Rajon Rondo bedingt, der mitten in der Saison in eine völlig neue Offensive integriert werden sollte - ein Prozess, der noch immer andauert.

Zum anderen sind die Mavs seit einer Weile von kleineren Verletzungen geplagt. Parsons verpasste einige Spiele, ebenso wie Chandler, Rondo und auch Dirk Nowitzki, der zudem nicht immer den fittesten Eindruck machte. Ellis hat zwar kein einziges Spiel verpasst, in der Organisation hält sich jedoch seit einer Weile das Gerücht, dass der Shooting Guard trotz Verletzungen spielte.

Ob es an seinem Körper liegt oder an der bis dato komplizierten Koexistenz mit Rondo, Fakt ist, dass Ellis zuletzt schwächelte. Nach drei beeindruckend konstanten Monaten befand sich seine Effizienz über Wochen im freien Fall.

Fast wie LeBron und der Bart

Von den beiden Spielen im Oktober bis Ende Januar lieferte Ellis unheimlich beständig ab. Stets machte er zwischen 19,6 und 21,9 Punkten pro Spiel und traf zwischen 45,7 und 50 Prozent aus dem Feld. Sein Offensivrating bewegte sich zwischen 106 und herausragenden 112,2.

Die Mavs ließen zudem fast alles über Ellis laufen, solange er auf dem Court stand. Beinahe 30 Prozent Usage Rate verzeichnete Ellis - das bewegt sich knapp unter dem Niveau von LeBron James und James Harden.

Nun ist Ellis weder Harden noch James, dennoch funktionierte die Mavs-Offense mit ihm als Initiator zeitweise auf historisch gutem Niveau. In den ersten Saisonwochen schickte sich Dallas an, die effizienteste Scoring-Saison aller Zeiten hinzulegen: Bis zum 25. November machten die Mavericks aus 100 Ballbesitzen sensationelle 115,2 Punkte!

Der Einbruch der Offense

Mittlerweile stehen sie bei 107,4 Punkten und stellen damit die vierteffizienteste Offensive der Liga. Das ist immer noch ein starker Wert, aber eben weit entfernt von der Brillanz des Saisonstarts - zumal die Tendenz bereits seit Dezember beständig fällt. Im Februar betrug das Offensiv-Rating nur noch 100,2, im März sind es bisher lediglich 95,5.

Die Probleme gehen dabei weit über Ellis hinaus, seine Schwächephase zuletzt war aber alles andere als hilfreich. Im Februar gelangen ihm nur 14,8 Punkte im Schnitt, bei sehr überschaubaren Quoten von 38,9 Prozent aus dem Feld und 27,1 Prozent vom Perimeter. Auch sein True Shooting purzelte von 54 Prozent im Vormonat auf nur noch 45,8 hinunter.

Enttäuschende Resultate mit Rondo

Teilweise hängt das mit der Ankunft von Rondo zusammen - auch wenn Ellis im Januar auch mit dem neuen Playmaker richtig stark spielte. Insgesamt ist die Kooperation der beiden Guards bisher jedoch nicht die erhoffte Erfolgsgeschichte.

Im Gegenteil. Wenn Rondo und Ellis gemeinsam auf dem Court stehen, weisen die Mavs zwar ein leicht positives Net-Rating auf (+0,8). Die Kombination aus Ellis und Rondo-Backup Devin Harris ist jedoch wesentlich erfolgreicher (+6). Die Gründe dafür liegen auf der Hand - und sind in den unterschiedlichen Spielweisen der beiden Einser begründet.

Mehr Erfolg mit Harris

Rondo ist ein balldominanter Spieler (21,8 Prozent Usage Rate), der zudem bekanntlich kein guter Schütze ist. Sein Verteidiger sinkt meist soweit ab, dass der Platz für seine Mitspieler enorm eingeengt wird. Das erschwert Pick-and-Pops mit Nowitzki und Pick-and-Rolls mit Chandler, nimmt aber auch Ellis den Platz für seine Cuts.

Dass ein aggressiver Spieler wie Ellis im Februar nur noch 2,8 Freiwürfe pro Spiel zog, ist eine erschreckende Tendenz und verdeutlicht, wie sich sein Spiel verändert, wenn er neben Rondo aufläuft. Harris ist mit seiner Fähigkeit, Verteidiger fürs Absinken per Jumper zu bestrafen, einfach ein passenderer Konterpart für Ellis.

Rondo ist es zudem gewohnt, Catch-and-Shoot-Spieler zu füttern, nachdem er zuvor die Defense seziert, wie er kürzlich zugab. Zu seinen erfolgreichsten Zeiten in Boston hatte er mit unter anderem Ray Allen und Kevin Garnett schließlich das perfekte Personal dafür zur Verfügung. Ellis' Stärke sind diese Würfe jedoch nicht.

Nur 15,1 Prozent seiner Abschlüsse erfolgen aus dem Catch-and-Shoot, er trifft nur ein Drittel von ihnen. Ellis liebt Pull-Ups und Abschlüsse in Ringnähe, bei denen er seine Schnelligkeit einsetzen kann - beinahe 90 Prozent seiner Würfe nimmt er in solchen Situationen, nur rund 30 Prozent seiner Treffer geht ein Assist voraus.

Ein neuer Schlüssel?

Dass es zwischen beiden trotzdem funktionieren kann, bewies das Spiel am Sonntag - selbst wenn es "nur" gegen die Lakers ging. Ellis' Usage Rate von 34,3 reflektierte, wie sehr er das Spiel in der zweiten Hälfte an sich riss, während Rondo sich aufs Verteilen konzentrierte: 68 Pässe spielte der Point Guard, inklusive 9 Assists und 3 weiteren Hockey-Assists.

Nun muss man nicht davon ausgehen, dass Ellis ab jetzt in jedem Spiel so treffsicher von der Dreierlinie agiert, darauf sind die Mavs aber auch nicht angewiesen. Viel wichtiger sind die acht Abschlüsse in unmittelbarer Ringnähe sowie sechs Freiwürfe, selbst wenn er davon nur zwei traf.

Wenn der Zweier einen Weg findet, die Zone zu attackieren, macht das die Mavs so viel schwieriger auszurechnen. Gegen die Lakers waren es vor allem etliche Screens der Big Men, die ihm Platz verschafften, wofür sich Ellis auch artig bedankte.

Vielleicht ist das der neue Schlüssel von Rick Carlisle, um die erlahmte Offensiv-Maschine wieder auf Trab zu bringen. Die Leistungs-Explosion von Ellis kam in jedem Fall keine Sekunde zu spät - ohne Ellis in Topform werden die Playoffs für Dallas schnell vorbei sein.

"Nur eine Frage der Zeit"

Wenn es nach Chandler geht, muss man sich um den Shooting Guard allerdings ohnehin keine Sorgen machen. "Es ist gut, ihn mit so einer Dynamik spielen zu sehen. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war. Er musste einfach nur diesen Knoten platzen sehen. Ich habe Vertrauen in all unsere Jungs."

Vielleicht ist die Erklärung ja wirklich so einfach, wenngleich der stets von sich überzeugte Ellis das anders sah: "Ach was, der Sieg war viel wichtiger. Ich habe immer das nötige Selbstbewusstsein."

Die nächsten Aufgaben dürften in jedem Fall Aufschluss darüber geben. In der nächsten Woche sind mit Cleveland, den Clippers und OKC andere Kaliber als die Lakers zu Gast.

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