NBA

Ein ungewöhnlicher Last-Second-Held

Von Max Marbeiter
E'Twaun Moore (l.) bescherte den Bulls per Dreier Sekunden vor dem Ende den Sieg gegen OKC
© getty

E'Twaun Moore bringt den Chicago Bulls(39-23) kurz vor Schluss den 108:105-Sieg gegen die Oklahoma City Thunder (34-28). Russel Westbrook gelingt diesmal zwar kein Triple-Double, dennoch liefert OKCs Point Guard das nächste herausragende Spiel und schreibt am Ende sogar Geschichte.

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17 Punkte hatte Russell Westbrook zur Halbzeit aufgelegt. Nicht übel. Für Russ jedoch bei weitem nicht genug. Diesmal hatte sich der Playmaker das dritte Viertel ausgesucht, um mal wieder offenen Münder zurückzulassen. Ein Dreier hier, ein Layup dort - und alles im Attack-Modus. Das Problem: Trotz Westbrooks 19 Punkten im dritten Viertel konnten sich die Thunder nie endgültig absetzen.

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Chicago blieb dran, bewegte den Ball offensiv mitunter durchaus ansehnlich und kontrollierte zudem die Bretter (48:41 Rebounds). Speziell Nikola Mirotic zeigte mit seinem dritten starken Spiel in Serie (26 Punkte, 8 Rebounds), dass er am Ende doch nicht der klassische Rookie ist.

Der große Moment war jedoch E'Twaun Moore vorbehalten, der nicht nur 9 seiner 10 Würfe, sondern auch den entscheidenden Dreier traf. Pau Gasol kam wie Mike Dunleavy auf 21 Punkte und machte sich damit zum erfolgreichsten hispanischen Scorer der Ligageschichte. Joakim Noah knackte mit 12 Rebounds die 5.000er Marke. Russell Westbrook verpasste zwar ein Triple-Double, erzielte dafür als erster Thunder der Geschichte zum dritten Mal in Serie Mindestens 40 Punkte (43, 14/32 FG).

Die Reaktionen:

Tom Thibodeau (Bulls): "Es war großartig, wie E'Twaun bei jedem Play den Wettkampf gesucht hat. Heute sind bei uns einige Jungs eingesprungen."

E'Twaun Moore (Bulls): "Ich hatte die Zeit im Blick. Ich wusste, dass wir nur vier Sekunden hatten und nicht viel Zeit übrig bleiben würde, wenn der Kickout-Pass kommt. Dann habe ich einfach mit Selbstbewusstsein geworfen."

Russell Westbrook (Thunder): "Wir müssen das Spiel besser zu Ende spielen. Und das ist mein Job".

Scott Brooks (Thunder): "Er ist nicht glücklich, dass er einige Punkte gemacht, einige Rebounds geholt und einige Assists verteilt hat und wir am Ende doch nicht gewonnen haben. Russell geht es ums Gewinnen. Nur ums Gewinnen."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Bulls starten mit Aaron Brooks, Tony Snell, Mike Dunleavy, Pau Gasol und Joakim Noah. Jimmy Butler, Derrick Rose und Taj Gibson fehlen weiterhin. Die Thunder müssen zwar auf Kevin Durant verzichten, dafür beginnt selbstverständlich Mr. Triple-Double. Russell Westbrook zur Seite stehen Andre Roberson, Kyle Singler, Serge Ibaka und Enes Kanter.

4.: So einfach, und doch so effektiv! Ein Pick von Gasol genügt, um die Thunder-Defense ein wenig den Überblick verlieren zu lassen. Brooks nutzt die Verwirrung nach dem Drive für den Kick und bedient den völlig offenen Gasol an der Linie - drin! Kurz darauf fliegt Roberson jedoch für den Alley-oop ein - 8:6 Bulls!

9.: Chicagos Offense hat in den letzten Minuten ein wenig den Faden verloren - findet offensichtlich auch Gasol. Also packt der Spanier links im Lowpost den blitzschnellen Spin um Roberson aus und vollendet per Dunk. Womit wir wieder beim verlorenen Faden wären. Dessen Abstinenz verhilft den Thunder derzeit nämlich zur Sieben-Punkte-Führung.

14.: Und wir bleiben einfach beim Faden - den hat Chicago angesichts der starken Defense der Thunder immer noch nicht gefunden. Also startet OKC nach dem Ballgewinn den Fastbreak. Am Ende bedient Augustin Waiters für den einfachen Layup - 37:21 OKC!

19.: Langsam kommen die Bulls. Mirotic steigt ganz offensichtlich zum Dreier hoch, entscheidet sich im letzten Moment aber doch für den Pass auf den unter dem Korb völlig freien Moore. Easy Two! Und die Bulls haben noch nicht genug. Steal. Layup Mirotic. Steal. Layup Moore. Ein 16:4-Run. Ein glücklicher Noah - nur noch vier Punkte Rückstand für Chicago.

23.: Für einen kurzen Moment hatte Dunleavy vergessen, dass er bereits das eine oder andere Jährchen NBA hinter sich hat. Anstatt den Ball beim Fastbreak einfach durch den Ring zu legen, entscheidet er sich für den Dunk. Die Quittung: Ein krachender Block durch den Ring und als Krönung im Gegenzug ein Dreier von Westbrook. Russ findet's sensantionell - 50:43 Thunder!

27.: Ibaka, immer wieder Ibaka. Diesmal sammelt Air Congo Westbrooks etwas übermütig losgewordenen Pass auf, zieht Richtung Zone und trifft den Runner. Im Gegenzug kann sich Noahs Layup zunächst nicht wirklich entscheiden, ob er denn nun durch den Ring rutschen oder am Ende doch lieber herausspringen soll. Am Ende stehen zwei weitere Punkte für die Bulls - 54:53 Thunder!

32.: Westbrook hat übernommen. Spektakulär ist der Midrange Jumper zwar nicht, dafür erfolgreich. Brooks' Floater dafür eher weniger - 70:66 Thunder!

36.: Interessantes Finish für das dritte Viertel. Erst trifft Westbrook den wilden Dreier, dann legt Hinrich nach. Mit dem Buzzer verkürzt Captain Kirk auf sieben.

40.: Westbrook auf der Bank? Gut, wenn man kürzlich D.J. Augustin verpflichtet hat. Der Playmaker führt die Thunder durch die ersten Minuten des Schlussviertels. Nach Hinrichs etwas unnötigem Turnover vollendet Augustin per Layup. Captain Kirk hatte offenbar jedoch genügend Zeit, sich über die Antwort Gedanken zu machen. Corner Three - drin! Dennoch führt OKC mit acht.

44.: Moore hält die Bulls im Spiel. Diesmal sitzt der Runner. Und als Dunleavy wenig später auch noch den Dreier nachlegt, führen die Thunder plötzlich nur noch mit vier.

48.: Westbrook und Mirotic gehen ins Privatduell. Threekola trifft den Dreier, Russ antwortet aus der Mitteldistanz, ehe Chicagos Rookie das Freiwurf-Duett vollendet. Zur Krönung muss Mirotic nach dem Switch kurz darauf auch noch Westbrook verteidigen - und zusehen, wie Russ den Airball produziert. Und schon nimmt das Drama seinen Lauf. Moore trifft den Dreier zu Chicagos erster Führung seit den ersten Minuten, dann tritt Westbrook mit noch zwei Sekunden auf der Uhr auf die Linie und Mirotic bringt den Sieg von der Linie nach Hause.

Bulls vs. Thunder: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: E'Twaun Moore? E'Twaun Moore! Es begann mit einigen erfolgreichen Floatern im Schlussviertel und endete mit dem faktischen Gamewinner. Moore lieferte unglaublich viel Energie von der Bank, blieb aus dem Feld fast perfekt (9/10 FG, 19 Punkte) und krönte seine starke Leistung mit dem entscheidenden Dreier Sekunden vor dem Ende.

Der Flop des Spiels: Nach seinem Double-Double gegen Philly hatte Dion Waiters mal wieder einen seiner schwächeren Abende erwischt. Zwar lieferte der Ex-Cav das eine oder andere clevere Play, mit nur 3 Treffern bei 10 Versuchen war Waiters diesmal jedoch nicht die so dringend benötigte Hilfe von der Bank.

Das fiel auf:

  • Wie würde Tom Thibodeau nur das Rätsel Russell Westbrook lösen? Wie sollten die Bulls nur dieses wandelnde Triple-Double stoppen? Die Antwortete lautete... nicht Aaron Brooks. Chicagos Starting Point Guard ist Russ körperlich zu deutlich unterlegen, als dass er ihn stoppen könnte. Kam es doch mal zum direkten Duell, postete Westbrook deshalb immer wieder auf. Größtenteils widmete sich jedoch Tony Snell, in Abwesenheit von Jimmy Butler Chicagos wohl bester Flügelverteidiger, dem Thunder-Playmaker. Da Westbrook derzeit allein jedoch ohnehin nicht zu stoppen ist, halfen die Bulls-Big-Men immer wieder aus.
  • Serge Ibaka hatte einen ausgezeichneten Abend erwischt. OKCs Big Man traf direkt seine ersten beiden Würfe und war angesichts seiner Sicherheit aus der Mitteldistanz (12/19 FG) speziell nach dem Pick-and-Pop nicht zu verteidigen. Überhaupt fanden die Thunder zu Beginn einen guten Mix aus attackieren, Low- und Highpost-Spiel, der Chicagos Defense einige Probleme bereitete.
  • Offensiv verlassen sich die Bulls in Abwesenheit von Derrick Rose wieder vermehrt auf Joakim Noahs Playmaking-Fähigkeiten. So auch diesmal. Noah leitete die Offense häufig von der Birne aus ein (9 Assists). Allerdings verteidigten die Thunder zu Beginn derart geschickt, dass die Bulls überhaupt keinen Rhythmus fanden.
  • Erst als die eigene Defense besser funktionierte, man immer wieder ins Laufen kam, knabberten die Bulls zusehends an OKCs im ersten Viertel enorm angewachsenem Vorsprung. Und das, obwohl der Dreier als mögliches Stilmittel zu Beginn vollends wegfiel. Der Grund: Klar, er wollte einfach nicht fallen (1/10 3FG in der ersten Hälfte). Allerdings punkteten die Bulls ab Mitte des zweiten Viertels regelmäßiger unter dem Korb (54 Points in the Paint).
  • Die Rollen- und Bankspieler machten auf beiden Seiten mitunter einen hervorragenden Job. Während Mike Dunleavy neben seinen Shooting-Qualitäten mit cleveren Cuts immer wieder seinen Basketbal-IQ unter Beweis stellte und E'Twaun Moore das Spiel entschied, dürften die Thunder immer glücklicher mit einem Ex-Bull werden. D.J. Augustin kam allein während der finalen zwölf Minuten 10 Punkte und stand zur Belohnung lange auf dem Court.
  • Beide Teams bewegten sich gerade abseits des Balls sehr geschickt, boten so immer wieder offene Ziele in Ringähe. Auch das Ballmovement stimmte. Speziell Chicago suchte immer wieder den Extrapass und erspielte sich so einige offene Würfe. So gesehen bei Moores entscheidendem Treffer, dem ein gelungenes Play voranging.

Der Spielplan im Überblick