NBA

"Mavs haben zu viele Schwachstellen"

Von Haruka Gruber, Marc-Oliver Robbers und Max Marbeiter
Die Triangle-Experten diskutieren mit Eddie Sefko von den Dallas Morning News
© getty
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These: Die NBA verkommt zur Resterampe

Marc-Oliver: Die These kommt ja aus der Feder von Max und mir. Daher will ich kurz erläutern, worauf sie zielt. Es gibt aktuell die Entwicklung, dass viele Teams am Tanken und Veteranen für ein Appel und ein Ei getradet werden. Dazu kommt eine unglaubliche Pick-Horterei. Aber bringt das überhaupt was?

Max: Mir persönlich gefällt die Entwicklung nicht. Beim kleinsten Hindernis wird die Saison abgeschenkt und nur noch Richtung Draft geblickt. Picks sind das höchste Gut. Mittlerweile werden die Cavs kritisiert, weil sie, um eine ihrer größten Schwachstellen zu beheben, um jetzt Meisterschaftschancen zu besitzen, First-Round Picks abgeben. Geht's noch? Ich weiß: Picks sind nicht nur dazu da, um sie beim Draft wirklich zu verwenden, sie sind auch beliebtes Asset, um mögliche Trades zu forcieren. Mir wird das alles allerdings zu wild. Die Celtics beispielweise haben mittlerweile 15 Picks angesammelt. Und um die zu bekommen, wird alles weggeschickt, was halbwegs Gegenwert - sprich: Picks - verspricht. Ob gewonnen oder verloren wird, ist da egal. Ständig werden irgendwo Deals eingefädelt, Spieler hin und her geschoben, um das Roster irgendwie aufzufüllen. Das schwächt wiederum den Wettbewerb und lässt das Niveau sinken. In Philly ist es ja dasselbe. Andererseits ist es eben auch nichts Neues und vom System begünstigt. Und gerade Teams aus kleineren Märkten bleibt manchmal eben keine andere Wahl, als mittels Draft und Assets ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen. Dass das funktioniert, hat OKC mit den Picks von Durant, Westbrook und Harden ja bewiesen. Zudem spielen Boston und die Sixers, die beiden Pioniere der Pick-Horterei, mitunter sogar richtig ansehnlichen Basketball. Nur muss man eben sehen, ob der Plan, den einige Franchises verfolgen, auch irgendwann den gewünschten Erfolg bringt. Das ist nämlich alles andere als sicher. Die gesamte Liga verkommt deshalb zwar sicherlich nicht zu Resterampe, einige Teams dagegen schon.

Marc-Oliver: Mir geht das auch auf die Nerven. Der letzte Draft hat doch eindrucksvoll bewiesen, dass es keine Garantien gibt. Die Jungs wurden so hochgelobt, konnten die Erwartungen aber absolut nicht erfüllen, auch weil viele sich schwer verletzten. Dabei war es schon sehr abstrus, welchen Wert auf einmal Erstrundenpicks bekamen und das hat sich auch jetzt nicht geändert, obwohl die Draft Class 2015 längst nicht so talentiert ist wie die vorherige. Max hat es ja bereits angesprochen. Dieses Geschacher schadet dem Niveau und damit auch mittelfristig der Liga. Gefühlt ist die halbe Liga im Tank-Modus. Was macht zum Beispiel Denver? Es ist offensichtlich, dass das Team nicht zur Spielweise von Coach Brian Shaw passt, dazu kommen noch ein paar Verletzungen, die die Playoffambitionen zunichtemachten und schon soll es den Rebuild geben. Das ist doch verrückt.

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Eddie: Wenn jeder tankt, funktioniert der ganze Ansatz natürlich nicht. Es gibt eine Regel in der Liga: Jedes Spiel muss von irgendeinem gewonnen werden. Es können nicht beide verlieren. Zum Glück gibt es noch ein paar Teams, die wirklich versuchen, die Playoffs zu erreichen und dafür fighten. So wie Charlotte zum Beispiel, die Hornets wollen unbedingt in die Playoffs. Generell halte ich es einfach für sehr schwierig, ein Team dadurch aufzubauen, indem man möglichst viele Lottery Picks sammelt. Es gibt keine Garantien. Du brauchst Glück, um einen guten Pick zu bekommen, und dann musst du mit dem Pick auch noch das Richtige machen, daran scheitern viele. Wenn ich mir die Teams im Tabellenkeller so anschaue, dann sehe ich vor allem für Utah und Boston eine gute Zukunft. Die Jazz haben einen sehr guten jungen Kern und bei den Celtics kann man Danny Ainge vertrauen. Er weiß, wie Rebuilding geht. Boston hat gute Chancen, relativ schnell wieder nach oben zu kommen.

Haruka: Ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung nicht. Tanking gab es schon immer, sonst hätten die Spurs nie Tim Duncan draften und dann eine Dynastie gründen können. Dass zurzeit etwas mehr darüber diskutiert wird, hängt wohl damit zusammen, dass einiges zusammengekommen ist: Die Amnesty Clause, wodurch einige bekannte Namen plötzlich günstig zu holen waren. Und eben die Draft-und Trade-Strategie der Celtics und 76ers. Wobei ich nicht verstehe, was speziell Boston falsch machen soll, Max. Sie leiten den nötigen Rebuild ein, werden die dicksten Verträge los, spielen mit einer namenlosen Mannschaft dennoch sehr ordentlich, können sogar die Playoff erreichen - und sichern sich zusätzlich 4 Erstrunden-Picks für 2015. VIER! Und 2016 und 2017 warten jeweils weitere zwei Erstrunden-Picks. Die meisten der Draft-Rechte sind zwar mit den unterschiedlichsten Restrictions behaftet, dennoch ist ein klarer Plan zu erkennen. Und wenn man die miesesten Teams der Regular Season durchgeht, kann ich nicht erkennen, dass sich im Vergleich zu den letzten Jahren etwas drastisch verschlimmert hätte. Die Lakers und die Knicks sind einfach schlecht und die Krise hat sich seit Jahren abgezeichnet, so dass es nur bedingt etwas mit bewusstem Tanking zu tun hat. Und Minnesota litt unter den Verletzungen von Ricky Rubio, Nikola Pekovic sowie Kevin Martin, doch der Kern passt mit ihnen und mit den jungen Andrew Wiggins, Zack LaVine und Gorgui Dieng. Dazu Thaddeus Young, den man behalten oder für einen Gegenwert traden kann. Eine Resterampe sehe ich da nicht. Die einzigen, bei denen wirklich hinterfragt werden sollte, sind die 76ers. Erst Nerlens Noel draften, der die gesamte Saison ausfällt. Und dann im Sommer darauf mit Joel Embiid den nächsten Big Men hoch draften, der genauso das Rookie-Jahr aussetzt? Und anders als Boston ist gar keine Strategie erkennbar. Alle komplizierte Restrictions mal ausgeklammert: Wenn alle Picks, die Philadelphia abgeben muss, abgezogen werden, haben sich die 76ers bis 2020 insgesamt 11 Zweitrunden-Picks zusammengetradet. Wohlgemerkt: Für die zweite Runde - und nicht für die erste Runde! Bei den 76ers kann man völlig zurecht von einer Resterampe sprechen.

These 1: Der Osten ist besser als sein Ruf

These 2: Die Hawks sind das beste Team

These 3: OKC verpasst die Playoffs

These 4: Die Mavs haben ein Championship-Team

These 5: Die NBA verkommt zur Resterampe

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