NBA

Wall stoppt die Heat

Von Jan Zesewitz
John Wall übernahm im vierten Viertel das Ruder und entschied die Partie
© getty

Die Washington Wizards (19-6) halten Anschluss an die Spitze der Eastern Conference mit einem 105:103-Auswärtssieg über die Miami Heat (10-15). John Wall überragte im vierten Viertel im direkten Duell gegen Dwyane Wade und entschied damit ein ausgeglichenes Spiel, in dem sich bis zum Ende kein Team absetzen konnte. Für die Heat ist es die fünfte Heimniederlage in Folge.

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40 Minuten beschränkte sich John Wall aufs Vorbereiten. Im vierten Viertel hatte er allerdings die frischesten Beine, schaltete einen Gang höher und ließ seine Geschwindigkeit aufblitzen. Damit gewann er in der Crunchtime das direkte Duell mit Dwyane Wade, der seinerseits kurz davor war, die Heat zum Sieg zu führen.

Die Wizards kamen mit fünf Siegen in Serie im Gepäck nach Miami. Beide Teams kamen mit einem sicheren Händchen aus den Kabinen. Die Heat konnten sich dank einer Wurfquote von fast 65 Prozent eine knappe 55:54 Halbzeitführung erspielen. Dwyane Wade blieb zu Beginn noch blass, doch Mario Chalmers kam in seinem achten Start der Saison auf 12 Punkte und 5 Assists zur Halbzeit.

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Nach der Pause konnten sich die Heat, nun vor allem in Person von Wade, auf acht Punkte absetzen. Es blieb die höchste Führung des Abends. Die Wizards kämpften sich zurück und Wall übernahm in der Crunchtime. Sein Jumper eine Minute vor dem Ende brachte Washington mit vier Punkten in Führung, es entwickelte sich ein Privatduell zwischen ihm und Wade. Der Wizard entschied das Duell knapp für sich, auch wenn nach einem Dreier von Wade Bradley Beal das Spiel an der Freiwurflinie entschied.

Wade war der Topscorer der Partie mit 28 Punkten, davon 15 im Schlussabschnitt. Chris Bosh musste wegen einer Wadenverletzung weiter zuschauen und so fehlte dem Shooting Guard ein nötiger Co-Star, um das enge Spiel zu entscheiden. Luol Deng gab sein Bestes, erzielte 19 Punkte bei 7 von 13 aus dem Feld. Bei den Wizards überzeugte neben Wall, der 20 Punkte und 10 Assists auflegte, vor allem Nene mit 20 Punkten und Bradley Beal mit 16.

Die Reaktionen:

Erik Spoelstra (Coach Heat): "Es tut weh. Ich konnte dem Team gar nicht viel sagen. Die Jungs haben gut gespielt. Wir hatten die ganze Zeit die Chance das Spiel zu gewinnen, aber wir haben nicht in der Lage, genug Punkte zu holen."

Dwyane Wade (Heat): "Die Jungs haben ein gutes Spiel gemacht, Mann. Mehr kann man von einem Spiel nicht verlangen. Meine Teamkollegen kamen raus und spielten hervorragend. Deswegen tut die Niederlage weh. Ich nehme es auf meine Kappe. Ich muss besser spielen. Das war ein Spiel das jeder gewinnen wollte und wir hatten die Chance dazu."

Paul Pierce (Wizards): "Ich dachte mir, das einzige, was diesem Team fehlt ist ein erfahrener Anführer in der Kabine. Ich bin nicht mehr der Paul Pierce, der jede Nacht 30 Punkte machen muss. Ich habe die jungen Kerle, die Double-Teams erzwingen und mir das Leben einfacher machen."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Heat schicken ohne Chris Bosh diese Starting Five aufs Parkett: Mario Chalmers, Dwyane Wade, Luol Deng, Shawne Williams und Chris Andersen. Die Wizards beginnen mit John Wall, Bradley Beal, Paul Pierce, Kris Humphries und Marcin Gortat.

5.: Die Wizards suchen den schnellen Abschluss, im Halbfeld geht bisher aber auch noch nicht so viel, zweimal nacheinander findet Wall erst Beal und dann Humphries für den Alley-Oop, bevor die Defense sich finden kann. Aber das kann Andersen für Miami auch. 10:9 Heat.

12.: Noch zwei schöne Plays der Wizards in der letzten Minute des ersten Viertels: Nene mit dem Dunk und Wall schlägt den Buzzer einen Meter innerhalb der Dreierlinie - seine ersten Punkte. Ein erstes Viertel mit guten Quoten auf beiden Seiten und wenig Ballverlusten. 29:25 Wizards.

16.: Ohne Bosh müssen die Punkte für die Heat woanders herkommen - aber von Haslem? Anscheinend. Erst zieht er erfolgreich zum Korb und das Foul von Otto Porter, dann trifft er seinen dritten Jumper und hat auf einmal 9 Punkte auf dem Konto. 39:36 Wizards.

22.: Immer noch erstaunlich wenig Fehler auf beiden Seiten, so bleibt das Spiel aus. Wall kann trifft einen Jumper und bei den Heat sind es weiter die Rollenspieler, die für Aufsehen sorgen - Williams lässt Pierce stehen und lässt den Wurf butterweich fallen. 52:51 Wizards.

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28.: Jetzt kommt Wade! In der ersten Halbzeit noch Platz, trifft er mit einem eleganten Reverse-Layup seinen zweiten Wurf im dritten Viertel. Der Beginn der zweiten Hälfte gehört Miami. Erst Pierce stoppt den Run - mit einem Dunk! 61:58 Heat.

34.: Nene hält die Wizards im Spiel. Sehenswerter Reverse-Dunk gegen Justin Hamilton, der dem Brasilianer nicht hinterher kommt. Aber die Heat treffen nach wie vor hervorragend aus dem Feld. 77:71 Heat.

39.: Traumhafter Pass von Wade auf Haslem aus dem Pick and Roll. Letzterer hat plötzlich die ganze Zone vor sich und dunkt. Seraphin antwortet und Wade holt sich ein technisches Foul ab. 83:82 Heat.

43.: Hassan Whiteside - Dunk! Der Pass kam wieder mustergültig von Wade. Der Center ist in seinen recht vielen Minuten heute unterwegs wie ein Flummi und reisst das Team mit. Das Spielt bleibt knapp - 91:88 Heat.

47.: Wall schaltet den Turbo an und zieht durch die ganze Zone für den Korbleger. In diesem Spiel ist es nur logisch, dass es mit einem Unentschieden in die letzten beiden Minuten geht. 95:95.

48.: Wall übernimmt für die Wizards, Wade für die Heat. Aber Flash vergibt zuerst. In der Zone bekommt er einen guten Look gegen Butler, aber verlegt 20 Sekunden vor Schluss. Wall trifft an der Linie 1/2 - Vier Punkte Vorsprung. Wade macht seinen Fehler gut: Dreier von der Birne. Die Heat foulen Beal, der gibt sich keine Blöße und klaut dann den Inbound-Pass fünf Sekunden vor Schluss. Game Over. Wade trifft noch einen für die Galerie. 105:103 Wizards.

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Der Star des Spiels: John Wall. Nene ist der Wizards-MVP der ersten 40 Minuten. Doch dann erledigte der Star seine Pflicht. 10 Punkte und 1 Assist verzeichnete Wall in den letzten 7 Minuten des Spiels und drehte damit das Spiel. Über weite Strecken des Spiels trat der Point Guard nur als Ballverteiler in Erscheinung, hätte in manchen Situationen vielleicht sogar aggressiver sein können (6/10 FG). Am Ende stehen 20 Punkte und 10 Assists im Boxscore und - für Wall noch wichtiger - ein W für die Wizards. Nene für sein Teil nutzte den ausgedünnten Frontcourt der Heat aus und machte 20 Punkte bei 8 von 10 erfolgreichen Würfen.

Der Flop des Spiels: Mario Chalmers. Kein Heat fiel wirklich negativ auch, auch Chalmers nicht, der mal wieder in der Startformation stand. Seine Statistiken lesen sich auch nicht schlecht: 14 Punkte, 5 Assists, durchschnittliche 4 von 9 aus dem Feld. Allerdings verschoss der Point Guard sein Pulver in der ersten Hälfte. Da hatte er bereits 12 Zähler auf dem Konto. In Halbzeit 2 traf er keinen seiner 3 Würfe und leistete sich 1:20 Minuten vor dem Ende ein dummes Offensivfoul.

Das fiel auf:

  • Ohne Chris Bosh, ohne Josh McRoberts, Chris Andersen verließ das Spiel Anfang des dritten Viertels. Die Heat mussten im Frontcourt improvisieren. Doch die ungewöhnliche Rotation ging auf. Udonis Haslem spielte effektiv, erzielte 11 Punkte ohne Fehlwurf. Williams zeigte seine beste Leistung seit Langem - allerdings fast ausschließlich in der ersten Hälfte. Und Hassan Whiteside brachte es in 16 Minuten nicht nur 6 Punkte und 7 Rebounds ein, sondern auch ungeheuer viel Energie ins Spiel. Gemeinsam hatten sie in der Defensive Gortat und Humphries im Griff - Nene allerdings nicht.
  • Die Heat hätten dieses Spiel angesichts des Talent-Unterschieds nicht einmal knapp gestalten dürfen. Vor allem am Ende der Rotation haben die Wizards einfach mehr brauchbares Spielermaterial zur Verfügung. Warum es dennoch knapp wurde? Ganz einfach: Die Heat trafen ihre Würfe. Die Quote ging am Ende nach unten, aber 53 Prozent können sich sehen lassen. Zumal eine Vielzahl dieser Würfe aus einfachen Drive-and-Kick-Situationen entstanden, bei denen die Wizards den Schützen etwas zu viel Platz lassen. Meist war Wade der Verteiler der Bälle und kam auf 8 Assists.
  • Die Offensive der Wizards zeichnete sich durch zwei Merkmale aus. Das eine ist John Wall. Er ist in der Lage, Pässe in Räume zu spielen, die es im Moment des Passes noch gar nicht gibt, initiiert eine Vielzahl der Angriffe und kreiert Wurfchancen. Das andere Merkmal sind die Big Men. Häufig kam der Ball zu Nene oder Gortat in den Lowpost, die dann versuchten zu scoren oder Inside-Out mit den Schützen zu spielen. Bradley Beal konnte diesmal nicht als zweiter Ballhandler oder Verwerter dieser Wurfchancen auftreten: Nur 2 Assists und nur 4 von 15 aus dem Feld beim Shooting Guard.
  • Das Spiel war von der ersten bis zur letzten Minute unfassbar ausgeglichen. Es gab keine zweistellige Führung, im dritten Viertel hatten die Heat einmal acht Punkte Vorsprung. Es gab 16 Führungswechsel und selbst die Statistiken gleichen sich: 36:34 Rebounds für Washington, 40:39 Field Goals für die Heat, die Wizards kommen auf 24 Assists, die Heat auf 22. Die Heat verließen sich mehr auf den Dreier (9/19, Wizards 3/14) und leisteten sich dafür 6 Turnover mehr. Eine unterhaltsame Partie in der American Airlines Arena.

Der Spielplan im Überblick