NBA

"Butler ist Chicagos Franchise Player"

Von Florian Regelmann, Marc-Oliver Robbers und Max Marbeiter
Dirk, James, Paul und Curry (v.l.n.r.) stehen im Zentrum der neuen Ausgabe der Triangle-Offense
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These: LeBron sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren

Regelmann: Natürlich sollte sich LeBron James auf das Wesentliche konzentrieren und David Blatt das Coaching überlassen. Blatt fehlt zwar die NBA-Erfahrung, aber er ist ein absoluter Top-Coach, der durchaus weiß, was er tut. Und der mit absoluter Sicherheit keinen LeBron braucht, der ihm die Timeouts abnimmt. Wenn ich Blatt wäre, würde ich ja echt zu LeBron gehen und sagen: "LeBron, ich bin ja hier eh überflüssig, mach Du doch Spielertrainer. Viel Spaß, ich bin weg." Dass die Cavs sein Team sind und LeBron die Macht und komplette Kontrolle über alles hat, ist klar, aber wie er damit umgeht, ist Wahnsinn. Er beruft schon vor dem ersten Training überhaupt einfach mal eine Spielersitzung ein, er sagt Blatt, wer wie viele Minuten spielen soll und gibt auch in Timeouts den Coach, und GM macht er ja eigentlich auch noch mit. Wenn James ein ganz ganz Großer wäre, dann würde er erkennen, dass er sich zurücknehmen und Blatt stärken und nicht schwächen muss, aber das kriegt er ganz offensichtlich nicht auf die Reihe. Schade eigentlich.

Robbers: Du tust ihm da ein wenig unrecht, Flo. James hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass das erste Jahr in Cleveland schwierig sein wird. Er hat immer versucht, die Erwartungen zu dämpfen. Dass das natürlich bei diesem Team nicht geht, ist klar, und das merkt auch LeBron. Ich glaube einfach, dass er es jetzt einfach allen recht machen will. Er will unbedingt der geliebte Held sein und überdreht dabei gelegentlich. Sean, Du bist näher dran. Schilder mal Deine Sicht der Dinge.

Deveney: Für mich muss LeBron genau das tun, was er für richtig hält, um diese Truppe ans Laufen zu bringen kann. Wenn man auf dem Feld den Eindruck gewinnt, dass er einfach zu viel machen will, ist man versucht zu sagen, dass er sich etwas zurücknehmen, einfach ein Spieler sein und den Coach Coach sein lassen sollte. Doch einige Dinge haben sich während des Saisonstarts der Cavs herauskristallisiert und eines davon ist, dass Coach David Blatt immer noch lernt. Er hat taktisch einiges drauf, doch ihm fehlt die Erfahrung auf NBA-Level, sodass er Probleme damit hat, seiner Stimme im Locker Room Gehör zu verleihen. Er kann diesen Punkt noch erreichen, doch wenn James aktuell das Gefühl hat, dass jemand anderes diese Rolle in der Kabine einnehmen sollte, dann wird er diese Verantwortung tragen. Und das sollte er auch. Der Schlüssel für James ist, dass seine Mitspieler in ihm keine Konkurrenz zum Coach sehen dürfen. In seinem ersten Jahr in Miami entwickelten sich einige Spannungen zwischen LeBron und Erik Spoelstra, die mit der Zeit jedoch wieder verschwanden. James hat aus dieser Erfahrung gelernt, dies muss er nun im Zusammenspiel mit Blatt zeigen. Es ist kein Problem, wenn er Ansprachen vor dem Team hält - solange er Blatts Autorität damit nicht untergräbt.

Marbeiter: Aber genau das ist doch das Problem an der ganzen Sache! Salopp formuliert sollte LeBron einfach mal die Klappe halten und Basketball spielen. Das ist überhaupt nicht als Angriff gedacht, ich kann mich nur nicht mit der Rolle anfreunden, in die sich James mit seiner Rückkehr nach Cleveland hineinmanövriert hat. Dass er der Leader sein will, ist absolut richtig. Nur die Art und Weise gefällt mir nicht. LeBron sollte voran gehen, sich hin und wieder den einen oder anderen schnappen, um ihm ein wenig ins Gewissen zu reden. Aber unter vier Augen. Aber ständig öffentlich Wasserstandsmeldungen über das Teamgebilde abzugeben, während des Spiels regelmäßig im Huddle den Wortführer zu mimen und Ansage zu machen, das geht mir zu weit. Dafür ist der Coach zuständig. Klar kann man nun sagen, dass David Blatt sich da klarer positionieren muss, nur ist er eben neu in der Liga und muss erst seinen Platz finden. LeBrons Allgegenwart hilft da wenig. Gerade, wenn Blatt im Locker Room noch Schwierigkeiten hat, Sean. Zumal Blatt ein herausragender Coach ist und James gleichzeitig den Blick für das Wesentliche verliert. Das ist und bleibt das Spiel auf dem Court. Und auch da haben wir schon einen besseren LeBron James gesehen.

Robbers: Ich stimme da eher Sean zu. Ich sehe das größere Problem eigentlich bei Kyrie Irving. Ich bin mir nicht sicher, ob er (schon) den Basketball-IQ hat, um solche großen Spieler an seiner Seite besser zu machen oder überhaupt erst mal vernünftig in Szene zu setzen. Vor der Saison hat Irving gesagt, dass er nicht der Leader sein will und der Druck immer so groß war, aber komischerweise nimmt er sich jetzt auch nicht zurück, sondern ballert weiter munter drauf los. Ob man es gut findet oder nicht, die Cavs werden trotzdem erfolgreich sein, dafür hat das Team einfach zu viel Talent.

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