NBA

"Butler ist Chicagos Franchise Player"

Von Florian Regelmann, Marc-Oliver Robbers und Max Marbeiter
Dirk, James, Paul und Curry (v.l.n.r.) stehen im Zentrum der neuen Ausgabe der Triangle-Offense
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These: Jimmy Butler ist der wahre Franchise Player der Bulls

Robbers: Da muss ich direkt widersprechen. Jimmy Butler ist vielleicht gerade der, der den Bulls den Stempel aufdrückt, aber zum Franchise Player gehört halt mehr als über eine Phase der dominierende Spieler einer Mannschaft zu sein. Zum Beispiel ein langfristiger Vertrag. Die Bulls müssen Butler erst einmal über die Saison hinaus halten. Irgendein Team wird ihm den Maximalvertrag anbieten und dann muss sich Chicago entscheiden. Matchen sie das Angebot, wird es in Sachen Flexibilität eng, lassen sie ihn gehen, bricht ihnen eine wichtige Stütze weg. Viel hängt sicher auch von Derrick Rose ab, aber seien wir mal ehrlich, schwere Verletzungen hin oder her, der Geduldsfaden in Sachen DRose wird auch in Chicago nicht dicker. Selbst die Fans halten ihrem Local Hero nicht mehr uneingeschränkt die Treue. Mit Rose kann man aktuell nicht planen und da bleibt in meinen Augen nur einer, der wirklich zum Franchise Player taugt und das ist Joakim Noah. Der Center geht immer voran und identifiziert sich total mit der Organisation. Wie siehst Du das eigentlich alles, Max? Jimmy Buckets ist ja Dein großer Liebling.

Marbeiter: Du sagst es, Olli. Ihr wisst, dass ich diesen Typen liebe. Aber Jimmy Butler direkt zum Franchise Player der Bulls zu machen, geht selbst mir zu weit. Sogar er selbst sagte kürzlich, dass er "nicht einmal ein Star" sei, dass er in sich einen Rollenspieler sehe und sich in dieser Rolle wohl fühle. Das halte ich dann allerdings auch wieder für untertrieben. Immerhin hat Butler in dieser Saison einen unfassbaren Sprung gemacht. Dass nicht einmal eine Handvoll Flügel ähnlich effektiv verteidigen kann wie Mr. Buckets, wussten wir. Nun ist er jedoch auch offensiv eine echte Option für die Bulls. Man muss sich das mal vorstellen: Binnen eines Sommers hat Butler sein Player Efficiency Rating von 13,57 auf 22,57 gesteigert, ist damit unter den 20 besten Spielern der Liga - und das, obwohl seine Usage Rate enorm gestiegen ist (16,1 auf 20,9). Dazu hat Butler das Scoren gelernt, trifft effektiv aus dem Feld, kreiert seinen eigenen Wurf, marschiert regelmäßig an die Linie und ist derzeit sogar Topscorer der Bulls. Die Beschreibung eines Franchise Players, richtig? Falsch! Denn so sehr sich Chicago derzeit auch auf Butler verlassen mag, Butler ist (noch) nicht derjenige, der die Bulls tief in die Playoffs tragen kann. Dazu benötigt Chicago Joakim Noah, Pau Gasol, vor allem aber Derrick Rose. Man mag vom Playmaker nach all den Verletzungen und Wehwehchen halten, was man will, aber er ist für das Besondere in der Windy City zuständig. Rose, beziehungsweise Rose' Gesundheitszustand, entscheidet, ob die Bulls "nur" Kandidat für maximal die Conference Finals oder eben Titelaspirant sind. Ich weiß, man sagt es mittlerweile seit gut zwei Jahren, doch ist er fit, ist Rose Chicagos bester Spieler und damit Franchise Player.

Regelmann: Ach komm, Max. Jimmy Butler ist ja wohl der Traum eines jeden Coaches und genau der Typ Spieler, den du niemals gehen lassen darfst. Niemals. Smart, tough, defensiv überragend, macht die kleinen Sachen und ist der ultimative Teamplayer, der noch so wohltuend bescheiden ist, dass er sich selbst, wie schon gesagt, immer noch als Rollenspieler sieht. Obwohl er sich jetzt auch offensiv zum Star entwickelt hat und inzwischen so weit ist, dass er ein Mann für den letzten Wurf ist und den auch haben will. Und ich sehe auch keinerlei Grund, weshalb er das Niveau offensiv nicht halten können sollte. Allein, dass Coach Thibodeau ihn die Eins, Zwei, Drei oder sogar Vier spielen lassen kann, ohne jegliche Bedenken, sagt alles über Butler aus. Der Junge ist völlig unersetzbar und im Gesamtpaket aktuell einzigartig in der Liga. Und er ist für mich auch der neue Franchise Player der Bulls, weil er wertvoller ist als Derrick Rose. Bei einem Franchise Player musst du dich darauf verlassen können, dass er Spiel für Spiel, Abend für Abend, abliefert und das Team trägt. Butler gibt dir das, bei Rose ist es ein einziges Fragezeichen.

Marbeiter: Mit vielem hast Du Recht, Flo. Dank Butler hat Rose mittlerweile einen an seiner Seite, der dem Team eine zusätzliche Option bietet, es in gewissen Phasen tragen kann. Jimmy G. Buckets wird deshalb auch All Star, aber ein Franchise Player ist deshalb nicht. Sorry.

Deveney: Richtig. Flo wird ja richtig euphorisch, zustimmen kann ich ihm trotzdem nicht. So stark Butler in dieser frühen Phase der Saison gewesen sein mag und so sehr die Bulls derzeit von seinem Scoring, seiner Defense und seinen Führungsqualitäten abhängig sind, bin ich da bei Max. Die Zukunft des Teams ist weiterhin abhängig von Derrick Rose. Ein Teil davon hängt einfach mit der Gehaltsstruktur des Teams zusammen. Rose bekam nach seiner MVP-Saison 2010 seinen Max-Contract und seitdem agieren die Bulls an der Grenze zur Luxury Tax. Somit kann Chicago dem Rest des Teams nicht mehr so viel zahlen und ist daher stark von der Gesundheit und Qualität von Rose abhängig. Rose verdient in dieser Saison 18,8 Millionen Dollar und steht in den nächsten zwei Jahren mit weiteren 41,3 Millionen Dollar in den Gehaltsbüchern der Bulls. Solange dies der Fall ist, brauchen ihn die Bulls als Franchise Player, um einen tiefen Playoff-Run zu starten. Trotzdem wurde Butlers Breakout Year in der Liga natürlich bemerkt. Er legt pro Spiel 21,6 Punkte und 6,1 Rebounds auf und wird in dieser Saison wahrscheinlich zum ersten Mal All-Star. Für die Bulls ist das eine erfreuliche Entwicklung, Butler wird einen wichtigen Teil ihrer Zukunft einnehmen. Aber die Bulls hatten auch zuletzt schon All-Stars (Luol Deng, Joakim Noah), die die Franchise nicht getragen haben. Diese Rolle kann einzig und allein Rose einnehmen.

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