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Der Schröder-Code

Dennis Schröder legte über die ersten fünf Saisonspiele ein PER von 29,54 auf
© getty / nba.com
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Neuer Platz in der Rotation: Wer neu in die Liga kommt, muss sich seinen Platz in der Rotation freilich erst erkämpfen. Das braucht Zeit, vor allem bei jemandem, der keine College-Erfahrung vorzuweisen hat und sich zudem in einem neuen Land akklimatisieren muss. Es gibt da einfach jede Menge zu lernen, auf und neben dem Platz.

Gleichzeitig muss ein Coach einen solchen neuen Spieler erst kennen lernen, um dessen Stärken und Schwächen einschätzen zu können und ihn dementsprechend einzusetzen. Bei Mike Budenholzer kam letztes Jahr hinzu, dass sein Primärziel war, die Playoffs zu erreichen - und nicht, alles an die Entwicklung seines Rookies zu setzen. Schröders Saison reflektierte dies.

Den allergrößten Teil seiner Spielzeit verbrachte er mit reinen Bench Units - also neben Jungs wie Elton Brand, Mike Scott oder Cartier Martin. Auffälligerweise stand bei fast der Hälfte seiner Minuten auch Shelvin Mack auf dem Court, der ja eigentlich sein Konkurrent auf den Platz als Backup-Point Guard war. Da Mack genau wie Schröder kein besonders guter Distanzschütze ist und nur mit dem Ball in der Hand effektiv sein kann, behinderten sich beide bisweilen in ihrem Spiel.

Das scheint Coach "Bud" erkannt zu haben. Die meiste Zeit verbrachte Schröder bisher in einer Kombination mit Al Horford, Kyle Korver, Scott und Thabo Sefolosha auf dem Court - also drei fähigen Shootern sowie einem Big Man, der mit seiner Mobilität und seinem Jumper perfekt im Pick'n'Roll oder Pick'n'Pop eingesetzt werden kann.

Dieses Lineup maximiert Schröders Stärken, da es genug Spacing um ihn herum schafft, um mit Verve zum Korb zu gehen und entweder selbst zu finishen oder den freien Mann zu finden. Bisher funktioniert das Ganze großartig: Pro 100 Ballbesitze macht diese Kombination 28,6 Punkte mehr als der Gegner.

Eine weitere Formation, die Budenholzer bereits einige Male ausprobiert hat, kombiniert Schröder mit Sefolosha, Scott sowie Pero Antic und DeMarre Carroll. Diese Fünf haben pro 100 Ballbesitze sogar ein Punkte-Plus von 34,5 erzielt, allerdings in bis dato sehr kleiner Stichprobe. Dennoch wird das Rezept deutlich: Schröder + Shooting + mobiler Big Man = Erfolg.

Fertig ist der Coach noch nicht mit der Kennenlernphase, soviel ist auch klar. So probierte er Schröder beispielsweise schon einige Minuten neben Starting Point Guard Jeff Teague aus, eine Kombination, die in der letzten Saison nahezu überhaupt nicht vorkam. Spieler und Trainer nähern sich aber offensichtlich der Ideallösung an.

Meister der Effizienz? Nach vier Spielen führte Schröder die NBA in Sachen Player Efficiency Rating (PER) an - mit einem Wert von 35,86. Das PER ist bekannt als die wohl etablierteste "Advanced" Statistik und soll mit Hilfe einer Formel von "ESPN"-Guru John Hollinger in einer einzigen Zahl darstellen, welchen Wert ein Spieler auf einem Basketballfeld hat.

Die Formel des PER würde den Rahmen sprengen, daher soll an dieser Stelle ein Zitat von Hollinger selbst als Erklärung fungieren: "Das PER summiert alle positiven Leistungen eines Spielers und zieht die negativen Leistungen ab, um einen Wert zu erstellen, mit dem die Leistung des Spielers pro Minute bewertet wird."

Die Formel ist nicht perfekt, bildet aber in der Regel doch einigermaßen gut ab, welche Spieler über eine Saison besonders auffallen - wie beispielsweise LeBron James, der die Liga in der Kategorie zwischen 2007 und 2013 jedes Jahr angeführt hat. Den höchsten Wert aller Zeiten erzielte Wilt Chamberlain 1962/63 (31,82), letztes Jahr führte Kevin Durant die Liga an (29,82).

Man sieht es an diesen Werten schon: 35,86 ist ein Ausreißer, ein "Unfall". Kein Mensch könnte diesen Wert über eine Saison halten, mit Sicherheit kein Zweitjahresprofi aus Deutschland. Da passt es irgendwie, dass Schröders Wert nach dem Spiel bei den Knicks - seiner besten Leistung als NBA-Profi - auf (immer noch überragende) 29,54 gesunken ist.

Der rapide "Abfall" verdeutlicht auch noch einmal, wie jung die Saison noch ist, welchen Einfluss ein einziges Spiel haben kann. Es wäre arg verfrüht, gleich davon zu sprechen, dass der Durchbruch jetzt geschafft oder dass Schröder sich nun definitiv etabliert hätte.

Der Auftakt in die Saison ist trotzdem extrem vielversprechend verlaufen. Schröders Spiel ist gereift und Budenholzer lernt immer besser, wie er den Point Guard einzusetzen hat. Jetzt liegt es an ihm, den Trend zu bestätigen und weiter hart an sich zu arbeiten.

In Sachen PER anführen wird Schröder die NBA am Ende der Saison nicht. Das muss er aber auch nicht, ein Wert im Bereich des Ligadurchschnitts von 15 wäre schon ein Erfolg. Man darf in jedem Fall davon ausgehen, dass er sein mieses PER von 5,8 aus der Vorsaison einigermaßen deutlich übertreffen wird.

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Dennis Schröder im Steckbrief

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