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NBA Legenden-Serie: James Worthy - Wie aus einem Muttersöhnchen "Big Game James" wurde

Von Max Marbeiter
James Worthy gehört zu den großen Legenden der Los Angeles Lakers.
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Gegner werden mit unglaublichem Offensiv-Basketball überrannt. Immer mit dabei: James Ager Worthy. Inklusive Sportbrille, die er nach einer Augenverletzung während eines Spiels gegen die Utah Jazz 1985 seine gesamte Karriere über tragen muss. Inklusive eleganter Fingerrolls. Inklusive dieser einhändigen Dunks, die nichts Brachiales haben, die Worthy vielmehr wirken lassen, als schwebe er über den Court. Eleganz pur.

1985 trifft man in den Finals schließlich erneut auf die Celtics. Payback-Time. Diesmal haben die Lakers nicht nur Worthy mitgebracht, auch "Big Game James" ist mit dabei. Der Forward trifft während der Playoffs starke 62,2 Prozent aus dem Feld, legt während der Finals durchschnittlich 23,7 Punkte auf.

Am Ende steht die so sehr herbeigesehnte Meisterschaft. Die Revanche ist geglückt. Mehr noch: Als erstes Team der Geschichte feiern die Lakers eine Meisterschaft im heiligen Boston Garden. Es könnte kaum schöner sein. Nicht für die Lakers. Nicht für Magic. Und auch nicht für Worthy.

Nun ja, der Repeat hätte den Erfolg im Nachhinein unter Umständen noch ein wenig heller strahlen lassen. 1986 entblößen die Houston Rockets jedoch die große Schwäche der Lakers. Kareem, Worthy, ganz L.A. ist in den Conference Finals unter den Brettern schlicht chancenlos gegen Houstons Twin Towers Hakeem Olajuwon und Ralph Sampson.

"Einfach alle überrannt"

Am Ende hat die Niederlage allerdings abermals etwas Gutes. "Wir gewannen unsere Chemie zurück", erzählt Worthy. "Danach haben wir einfach alle überrannt." Auch die Celtics, die in den 87er Finals erneut feiernden Lakers zusehen müssen. Auch die Bad Boys aus Detroit, die im Jahr darauf die volle Ladung "Big Game James" abbekommen.

Spiel 7 entscheidet Worthy mit einem unglaublichen Triple-Double (36 Punkte, 16 Rebounds, 10 Assists) nahezu im Alleingang. Er macht die Lakers zum ersten Back-to-Back Champion seit 19 Jahren und wird zum Finals-MVP gewählt.

Magic und Kareem sind zwar noch da, doch plötzlich ist Lila und Gold auch Worthys Team. Die beiden hätten "die Lakers über so viele Jahre getragen. Nun hatte ich das Gefühl, dass ich an der Reihe war, meinen Teamkollegen zu helfen und den nächsten Schritt zu tun", beschreibt Worthy seine Leistungen später.

Zwischen Wilt und Magic

Worthy ist endgültig angekommen in der Lakers-Elite. Ohne ihn wären all die Triumphe der 80er mindestens schwerer, wenn nicht gar unmöglich gewesen. Da ist es nur logisch, dass er mittlerweile auch zwischen den ganz Großen der stolzen Franchise aus Tinseltown zu finden ist. Zwischen Magic und Kareem, zwischen Wilt Chamberlain und Jerry West prangt mittlerweile auch das Trikot von James Worthy.

Am 10. Dezember 1995, rund ein Jahr, nachdem Big Game James seine Karriere aufgrund anhaltender Knieprobleme beendete musste, ziehen die Lakers die Nummer 42 unter die Decke des Great Western Forum. Alle sind sie da. Pat Riley. Dean Smith. Magic Johnson. Worthy lächelt schüchtern, doch der Stolz ist ihm anzusehen.

Vom Laker zum Klingonen und wieder zurück

Speziell, als Magic auf seinen Steal in Spiel 6 der 87er Finals gegen die Celitcs zu sprechen kommt. "Kaum einer hat das Spiel derart schön gespielt, wie James Worthy es tat", zollt Johnson seinem ehemaligen No-Look-Adressaten Respekt. "Wie er durch die Lüfte glitt und den Ball mit einer Hand bewegte... Ich habe es geliebt, dir den No-Look-Pass zuzuspielen und dann zuzusehen, wie du ihn im Stile der Freiheitsstatue gedunkt hast. Daran werde ich mich immer erinnern."

4. Magic Johnson, Kareem Abdul-Jabbar, James Worthy (Los Angeles Lakers, 1982 bis 1989). Dieses Trio spielte in L.A. und prägte die wohl erfolgreichste Ära in der Geschichte der Lakers.
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4. Magic Johnson, Kareem Abdul-Jabbar, James Worthy (Los Angeles Lakers, 1982 bis 1989). Dieses Trio spielte in L.A. und prägte die wohl erfolgreichste Ära in der Geschichte der Lakers.

Nach einigen Ausflügen ins Schauspiel, das Worthy unter anderem eine Rolle als Klingone in einer Folge von "Star Trek: The Next Generation" einbrachte, ist der siebenfache All-Star mittlerweile zu seinen Lakers zurückgekehrt. Als Fernseh-Analyst. Worthy ist stolzes Mitglied der Hall of Fame und wurde 1997 zu einem der 50 Besten aller Zeiten gekürt.

Worthy? "Unfair"

Sicherlich auch deshalb beschrieb der einstige ESPN-Reporter J.A. Adande Worthy mit nur einem Wort: "unfair. Magic, Kareem... und dann auch noch Worthy? Als hätten Gegner nicht schon genug damit zu tun, sich um zwei der Besten aller Zeiten zu kümmern, kam auch noch ein Hall of Famer dazu. Unfair. Worthy konnte sich um Verteidiger herumdrehen, an ihnen vorbeiziehen oder aus sechs Metern über sie drüber werfen. Eine dritte Scoring-Option, die drei Möglichkeiten hatte, dich zu schlagen? Unfair."

Die Lakers hatten Magic und Kareem, waren auch vor Worthy ein herausragendes Team, doch Big Game James hatte großen Anteil, dass aus einem herausragenden ein legendäres Team wurde. Und alles nur aufgrund eines Nummer-eins-Picks, der so eigentlich nie vorgesehen war.