NBA

"Ich habe Respekt vor LeBron"

Dirk Nowitzki (r.) zieht den Hut vor der Entscheidung seines Rivalen LeBron James
© getty
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Frage: Wie zum Beispiel Tyson Chandler, dem wichtigen Bestandteil auf der Center-Position in der Meistermannschaft von 2011, der zurückgeholt wurde. Dazu wurde Chandler Parsons von den Rockets und Rashard Lewis von den Heat geholt. Lautet die Botschaft von Besitzer Mark Cuban, dass er Ihnen noch einmal die Gelegenheit geben will, ganz vorne mitzuspielen?

Nowitzki: Mark war nach der Meisterschaft auch nicht zufrieden. Wir mussten die ganzen Spieler, mit denen wir Meister wurden, weggehen lassen, weil wir nicht genug Geld unter dem Salary Cap hatten. Und so sind die letzten drei Jahre dahingeplätschert, dass muss man so klar sagen. In der Streiksaison gegen Oklahoma City in der ersten Runde 0-4 verloren, im Jahr darauf hatte ich die Knie-OP und wir sind gar nicht in die Playoffs gekommen und im letzten Jahr waren wir Achter. Deswegen wollen Mark und Donnie Nelson, unser GM, richtig angreifen, damit wir in den letzten Jahren noch einmal alles geben, um vorne mitzuspielen. Sie haben die richtigen Signale gesetzt und jetzt schauen wir mal, wie wir die Mannschaft füllen.

Frage: Die größten Hoffnungen ruhen auf Parsons. Er scheint ideal, um bei Ihnen abzuschauen, weil er ein großer, guter Schütze ist. Es gibt allerdings viele, denen ein Carmelo Anthony lieber gewesen wäre. Was meinen Sie?

Nowitzki: Chandler passt sehr, sehr gut rein in unser Team. Was er super macht: Wie er sich ohne Ball bewegt. Er ist nicht so einer wie Carmelo, dem man den Ball gibt und sagt: "Mach' mal dein Ding und kreiere uns 20, 25 Punkte im Schnitt." Das ist nicht Chandlers Spielweise. Er ist mehr ein Typ, der aus der Bewegung spielt, der im Schnellangriff sehr gut abschließt, von außen gut schießen kann und der gut in unser Spielsystem passt. Unser Coach Rick Carlisle ist einer der besten der Liga und er wird ihn so integrieren, dass wir alle eine super Saison spielen.

Frage: Was fehlt den Mavs noch für die NBA-Spitze?

Nowitzki: Der Westen ist voll geladen, die Topmannschaften sind top besetzt. Die Clippers, die Thunder, die Spurs, die sind sowieso seit 20 Jahren unter den Top 4. Da oben ist die Luft dünn. Aber ich hoffe doch, dass wir in Zukunft mehr knappe Spiele gewinnen. Wir haben letztes Jahr so viele Spiele wegen dummen Fehlern verloren, obwohl wir vorne waren. Wenn wir von denen 4 oder 5 gewonnen hätten, wären wir sogar an 5 und nicht an 8 gesetzt gewesen. Es ist alles drin und wir können ein Wort mitreden. Tyson Chandler, wenn er gesund ist, wird ein Schlüsselspieler für uns. Mit seiner Verteidigung, seinen Rebounds, seiner Führungspersönlichkeit. Das bedeutet uns sehr viel.

Frage: Wenn wir über die kommende Saison hinausblicken: Wie geht es mit dem DBB weiter? Können Sie sich die EM 2015 vorstellen? Oder gehen Ihnen die Fragen nach einem Nationalmannschafts-Comeback auf die Nerven?

Nowitzki: Es ist ein bisschen auch meine Schuld, weil ich immer wieder sage: "Wir setzen uns nächsten Sommer mit dem DBB zusammen." Ich habe noch nie richtig den Deckel draufgehauen, deswegen ist es auch mein Fehler. Aber ich will den Deckel nicht draufmachen, weil es über die Jahre so viel Spaß gemacht hat, Deutschland zu vertreten. Wir haben schöne Erfolge gefeiert und die Olympischen Spiele 2008 waren eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Das wäre schon toll. Rio 2016 ist noch weit weg. Bis dahin wäre ich 38. Aber ich möchte mir die Hintertür offen lassen. Das Problem mit dem Alter ist: Wenn ich auf hohem Niveau spielen will, muss ich fast noch mehr Arbeit reinstecken, als ich es vor zehn Jahren gemacht habe, Wenn ich nächstes Jahr EM spielen würde, müsste ich quasi durchtrainieren und dürfte mir keinen Urlaub erlauben. Von daher lasse ich es mir offen. Ich werde mich auf jeden Fall schon in diesem Sommer mit dem DBB treffen. Vielleicht schaffe ich es auch zu einem der EM-Quali-Spiele im August in die Halle.

Frage: Ist 2011 ein warnendes Beispiel? Nach dem emotionalen Höhepunkt mit dem NBA-Titel traten Sie bei der EM an.

Nowitzki: Das war ein schwerer Sommer. Wenn man einmal sein Ziel erreicht hat, dann ist alles von mir abgefallen, der ganze Druck, die ganzen Emotionen. Dann haben wir zwei oder drei Wochen später mit Holger in Rattelsdorf trainiert. Körperlich und mental war es schwer, mich wieder aufzuraffen. Dann ging es noch ganz gut in der Vorbereitung, aber als das Turnier losging und wir jeden Tag oder jeden zweiten Tag ein Spiel hatten, habe ich gemerkt, dass ich schon zur Halbzeit total ausgepumpt und mein Trikot immer total durchgeschwitzt war. Da gab der Körper nicht mehr her. Aber mal schauen, was nächstes Jahr ist. Wenn wir mit Dallas wieder früh in den Playoffs verlieren sollten, was wir nicht hoffen, dann hätte man wieder Zeit vor der EM, um sich gezielt vorzubereiten. Das werden wir alles im nächsten Sommer sehen.

Frage: Ganz allgemein: Wie geht es dem 36-jährigen Dirk Nowitzki körperlich?

Nowitzki: Es geht noch ganz gut. Damals, in meinen 20er Jahren, habe ich immer gedacht, dass wegen meinen Füßen die Karriere kürzer laufen könnte. Ich bin einmal die Woche oder alle zwei Wochen umgeknickt und ich hatte wieder etwas anderes. Aber die Füße haben die letzten Jahre gut gehalten. Dafür hat es jetzt mit den Knien angefangen und ich bin vor zwei Jahren operiert worden. Sonst fühle ich mich aber wieder gut. In der letzten Saison habe ich auch 80 von 82 Speilen mitgemacht. In dem einen haben sie mir freigegeben wegen Altersschwäche, beim anderen Male hatte ich ein bisschen Magenkrämpfe. Deswegen: toi, toi, toi.

Seite 1: Nowitzki über die vergangene Saison und LeBrons Entscheidung

Seite 2: Nowitzki über die Neuverpflichtungen der Mavs und die restliche Karriere

Dirk Nowitzki im Steckbrief

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