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"Werde LeBrons Sprüche vermissen"

Von Für SPOX in Miami: Dirk Sing
Shane Battier beendet nach 13 Jahren in der NBA seine aktive Karriere
© getty

Nach 13 Jahren in der NBA beendet Shane Battier seine aktive Karriere. Der Rollenspieler der Miami Heat spricht im Abschiedsinterview mit SPOX über seine neuen Aufgaben, aufkommende Wehmut und die Vorfreude auf unbeschwerten Biergenuss.

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SPOX: Herr Battier, am vergangenen Sonntag haben Sie im fünften und letzten Spiel der diesjährigen NBA-Finals gegen die San Antonio Spurs Ihre Abschiedsvorstellung als Basketball-Profi gegeben. Trotz aller Enttäuschung über das verlorene Finale: Haben Sie in den Schlusssekunden dieser Partie realisiert, dass es tatsächlich die letzten Augenblicke in Ihrer langen und erfolgreichen Karriere waren?

Shane Battier: Oh ja, das habe ich. Auch wenn ich diese Entscheidung für mich persönlich schon etwas länger getroffen hatte und mich im Grunde darauf vorbereiten konnte, muss ich ehrlich zugeben, dass das Ganze schon sehr, sehr emotional war. Zwischen dem, was sich zuvor in deinem Kopf abspielt und der Realität ist dann doch ein großer Unterschied. In diesen Momenten wird dir erst wirklich bewusst, dass du jetzt tatsächlich zum letzten Mal vom Court in die Kabine gehst, zum letzten Mal dein Trikot ausziehst und zum letzten Mal nach einem Spiel mit deinen Jungs zusammensitzt. Das hat mich schon sehr berührt.

SPOX: Wir schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen, nach dieser Saison Ihre Profi-Laufbahn zu beenden?

Battier: Als ich 2001 in die NBA gekommen bin, habe ich mir zwei ganz große Ziele gesteckt. Zum einen wollte ich zehn Jahre lang in dieser Liga spielen - das ist mir gelungen! Und zum anderen wollte ich den Zeitpunkt meines Karriere-Endes selbst bestimmen. Es gibt aus meiner Sicht eigentlich nichts Schlimmeres, als entweder durch eine Verletzung seine Laufbahn nicht mehr fortsetzen zu können oder aber vom Publikum aus- beziehungsweise vom Feld gebuht zu werden, weil man den rechtzeitigen Absprung verpasst hat. Das wäre für mich eine Katastrophe gewesen. Klar, rein finanziell gesehen war es wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung. Aber das ist für mich absolut zweitrangig. Ich war schon immer jemand, der die Kontrolle über sich selbst in der eigenen Hand haben wollte. Von dem her bin ich überzeugt, dass es der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt war.

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SPOX: Können Sie sich denn schon vorstellen, was Sie aus Ihrer Profi-Zeit künftig am meisten vermissen werden?

Battier: (überlegt) Neben dem Wettkampf auf dem Court wird dies mit Sicherheit vor allem der Locker Room sein. Das ganze "Leben" dort mit seinen unterschiedlichen Facetten, Verrücktheiten und dem, was du zusammen mit deinen Teamkollegen erlebst und durchmachst, lässt sich mit nichts anderem vergleichen oder ersetzen. Ich habe wirklich jeden Tag unseren Locker Room mit einem Lächeln betreten und auch mit einem Lächeln verlassen. Sei es die Späße von Michael Beasley, die Sprüche von LeBron oder die Witze eines James Jones - das alles habe ich geliebt und werde es ungemein vermissen.

SPOX: Sie haben auch den Wettkampf auf dem Court angesprochen, der Ihnen fehlen wird. Was genau meinen Sie damit?

Battier: Nun, es war für mich immer eine große Motivation, mich in jeder Partie mit den besten Spielern der Welt zu messen. Sei es beispielsweise mit einem Kobe Bryant oder Kevin Durant, der in den vergangenen Jahren mit Sicherheit mein bester Gegenspieler war. Aber auch die ganzen Emotionen und Gefühle, die mit einem Spiel verbunden sind , kann man mit Worten nicht beschreiben. So etwas musst du einfach erlebt haben. Ich blicke jetzt zwar sehr gespannt und freudig in die Zukunft, weiß aber auch, dass ich solche Dinge, wie ich sie gerade beschrieben habe, nie mehr erleben werde. Das macht mich schon etwas wehmütig.

SPOX: Wenn wir auf Ihre Karriere zurückblicken: Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Spieler Shane Battier in seinen 13 NBA-Jahren bei den Memphis Grizzlies, Houston Rockets und Miami Heat verändert?

Battier: Zunächst einmal bin ich im Laufe der Jahre leider deutlich langsamer geworden (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich denke, dass ich von Jahr zu Jahr besser verstanden habe, wie dieses doch sehr komplexe Spiel funktioniert und was man als einzelner Spieler dazu beitragen kann, damit deine Mannschaft möglichst erfolgreich ist. Du musst ich immer wieder den jeweiligen Gegebenheiten und Herausforderungen anpassen und dir deine Rolle im Team suchen - gerade dann, wenn du neu zu einer Mannschaft kommst.

SPOX: War diesbezüglich der Wechsel vor drei Jahren zu den Miami Heat Ihre größte Herausforderung beziehungsweise "schwierigste Anpassung"?

Battier: (überlegt) Das kann man schon so sagen, ja. Ich bin damals zu einem Team gewechselt, das zusammengestellt wurde, um regelmäßig um Finals-Teilnahmen zu spielen und möglichst Titel zu gewinnen. Wenn du dann auch noch derart talentierte und großartige Spieler wie LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh in deiner Mannschaft hast, dann weißt du eigentlich von Beginn an, dass du nicht wirklich die erste oder zweite Option in der Offensive bist. Also musst du eine andere Rolle oder Nische im Team finden, damit du diesem entsprechend helfen kannst. Glücklicherweise ist mir das dann auch ganz gut gelungen.

SPOX: Während Ihrer Zeit in Miami haben Sie mit den Heat dreimal die NBA-Finals erreicht und dabei zwei Meisterschaften eingefahren. Wie lautet Ihr Gesamtresümee nach drei Jahren bei den Heat?

Battier: Ich würde den Wechsel nach Miami definitiv als die beste Entscheidung in meiner Profi-Karriere bezeichnen. Wie schon gesagt, das Ziel dieser Franchise war und ist es, Titel zu gewinnen. Dieser Herausforderung und Möglichkeit wollte ich mich stellen. Dass ich am Ende mit unserem Team zwei Meisterschaften feiern konnte, dafür bin ich wirklich sehr, sehr dankbar.

SPOX: Sie wurden in diesem Jahr noch mit dem "NBA-Teammate of the year"-Award ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?

Battier: Sie macht mich unheimlich stolz. Seit ich in dieser Liga bin, wollte ich vom ersten Tag an ein guter Teamkollege sein sowie meine Mannschaft und Mitspieler besser machen. Für mich stand der Teamgedanke immer im Vordergrund. Dass ich dafür nun zum Ende meiner Karriere hin ausgezeichnet wurde, hat mir wirklich sehr viel bedeutet und mich riesig gefreut.

SPOX: Lassen Sie uns noch etwas über Ihre Zukunft sprechen. Sie werden künftig für den TV-Sender "ESPN" als "Analyst" arbeiten. Warum haben Sie sich für dieses Engagement entschieden beziehungsweise wie sieht Ihr genaues Aufgabengebiet aus?

Battier: Nun, zunächst einmal ist es für mich wichtig, über einen längeren Zeitraum etwas Abstand von der NBA zu gewinnen. Nachdem ich jedoch den Basketball-Sport über alles liebe und ihm weiterhin verbunden bleiben wollte, hat mich diese neue Aufgabe sehr gereizt. Ich werde vor allem College-Spiele, aber sicherlich auch die eine oder andere NBA-Partie analysieren - sei es vor Ort oder im Studio. Das wird zweifelsohne eine spannende Aufgabe, auf die ich mich bereits freue.

SPOX: Nicht nur Ihr mittlerweile ehemaliger Headcoach der Miami Heat, Erik Spoelstra, ist der Meinung, dass Sie auch einen erstklassigen Cheftrainer abgeben würden. Unter anderem wurden Sie ja schon als möglicher Kandidat für den Posten des chinesischen Nationalcoaches gehandelt. Konkret gefragt: Können Sie sich in der Zukunft einen Einstieg ins Trainer-Geschäft vorstellen?

Battier: Klar, auf alle Fälle. Das ist einer von vielen möglichen Punkten auf meiner langen Liste (lacht). Aber wie schon erwähnt, ich brauche jetzt zunächst einmal eine längere Pause vom aktiven Basketball beziehungsweise der NBA. Irgendwann wird sicherlich einmal der Tag kommen, an dem sich diese Frage stellen wird. Wie meine Antwort darauf dann aussehen wird, kann ich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

SPOX: Können Sie uns zum Abschluss noch verraten, wie Sie die kommenden Tage und Wochen verbringen werden, um vom Basketball abzuschalten und neue Kräfte zu tanken?

Battier: Ich werde viel Golf spielen und auch das eine oder andere Bierchen trinken. Nachdem ich ja jetzt nicht mehr so aufpassen muss, kann ich mir das endlich einmal ohne große Bedenken gönnen (lacht).

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