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Payback-Time in OKC

Von Max Marbeiter
Russell Westbrook führte OKC zum wichtigen Sieg in Spiel 5 gegen die Clippers
© getty

Die Oklahoma City Thunder haben sich durch ein dramatisches 105:104 gegen die Los Angeles Clippers eindrucksvoll für die bittere Niederlage in Spiel 4 revanchiert. Diesmal sah L.A. lange wie der sichere Sieger aus, Russell Westbrook hielt die Thunder jedoch im Spiel, kompensierte Kevin Durants schwachen Abend und machte schlussendlich die entscheidenden Punkte.

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Der Wahnsinn zwischen OKC und den Clippers geht weiter. Nachdem L.A. am Sonntag im Schlussviertel noch ein bereits verloren geglaubtes Spiel umbog, waren diesmal die Thunder an der Reihe. Gut drei Minuten vor dem Ende lagen sie mit 13 Punkten zurück, starteten dann jedoch einen Run, der jenem der Clippers in nichts nachstand. Das Drama nahm seinen Lauf, Chris Paul verlor zwei Mal den Ball, foulte Russell Westbrook und die Clippers verloren ein diesmal bereits gewonnen geglaubtes Spiel.

Dabei hatten sie Kevin Durant beinahe über das komplette Spiel bestens im Griff gehabt. Der MVP traf lediglich 6 seiner 22 Würfe, kam dank seiner Stärke an der Linie (12/12 FT) am Ende aber dennoch auf 27 Punkte und bereitete mit 5 Zählern in den finalen Augenblicken den Weg für ein Comeback, das der herausragende Westbrook schlussendlich krönte. Mit seinen Punkten 36, 37 und 38 brachte der Playmaker die Thunder in Führung. Den Clippers blieben sechs Sekunden, doch Chris Paul unterlief der Ballverlust.

Damit verpassten die Clippers den Matchball vor Spiel 6 im Staples Center. Und das, obwohl Blake Griffin eine mehr als ansehnliche Performance zeigte (24 Punkte, 17 Rebounds) und insgesamt gleich fünf Clippers zweistellig scorten. Kein Faktor war diesmal DeAndre Jordan, der früh Foulprobleme hatte, lange Zeit auf der Bank verbrachte und kurz vor dem Ende seinen sechsten Pfiff kassierte.

Die Reaktionen:

Russell Westbrook (Thunder): "Wenn man einen solchen Sieg holt, bringt das alle näher zusammen. Es macht dir bewusst, dass du dich nicht hängen lassen kannst. Du musst jeden Moment nutzen, jedes Play und dann rausgehen und das Spiel gewinnen."

Kevin Durant (Thunder): "So ein Spiel habe ich bei uns noch nie gesehen. Es zeigt, dass man uns nicht unter Kontrolle halten kann. Wir kämpfen bis zum Ende - egal, was passiert. Wir haben uns durch alles durchgekämpft und am Ende gewonnen."

Chris Paul (Clippers): "Das war wahrscheinlich das härteste, was ich im Basketball durchlebt habe. Alles, was am Ende passiert ist, war mein Fehler. Das war einfach schlechter Basketball."

Doc Rivers (Clippers) über die Entscheidung, den Thunder kurz vor Schluss den Ball zuzusprechen: "Jeder weiß, dass das unser Ball war. Der Punkt ist doch, dass sie dachten, dass es ein Foul gewesen sei und es so wieder gut gemacht haben. Nehmt das Replay wieder weg. Wir wurden bestohlen. Es war unser Ball, egal, ob es Foul war oder nicht."

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Vor dem Tipoff: Für die Thunder starten Russell Westbrook, Thabo Sefolosha, Kevin Durant, Serge Ibaka und Kendrick Perkins. Auch bei den Clippers gibt es keine Überraschung. Chris Paul, J.J. Redick, Matt Barnes, Blake Griffin und DeAndre Jordan eröffnen für L.A.

5.: Westbrook sieht Perkins unter dem dem Korb und der Center beendet einen 9:0-Run der Clippers. Dann ist MVP-Time. Durant gleitet durch die Clippers-Defense - erfolgreicher Layup inklusive. Nach Griffins Jumper wird's spektakulär. Aber weder dank BG, noch dank Jordan, Durant oder Westbrook. Thabo Sefolosha geht Baseline, Jordan riecht den nächsten Block und wird stattdessen zum Postermotiv - 11:8 Clippers!

10.: Die Clippers-Offense läuft bereits problemlos. Anders die der Thunder. Durant ist noch nicht im Spiel, auch Westbrooks Einfluss hält sich noch in Grenzen. Und nun schmeißt Collison den Ball ins Aus - 28:15 Clippers!

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15.: Offensiv läuft es bei OKC weiter nicht optimal. Und dennoch ist der Vorsprung der Clippers auf 34:31 zusammengeschmolzen. Der Grund: L.A. schießt nicht mehr so scharf wie zu Beginn. Zudem marschieren die Thunder konstant an die Linie und treffen verlässlich.

20.: Steven Adams! Vorne nutzt der Neuseeländer die Verwirrung der Clippers-Defense für den beidhändigen Slam, hinten wird Barnes schmerzhaft abgeräumt. Mit Griffin ist Adams dann allerdings ein wenig überfordert. Crawford legt von Downtown nach - 50:41 Clippers!

24.: Nach Pauls Dreier liegen die Thunder mit 10 zurück. Westbrook und Durant haben jedoch die richtige Antwort parat. Der Playmaker trifft ebenfalls von draußen, KD zieht das Offensivfoul gegen Barnes, Westbrook zieht gegen Griffin nach und trifft den Layup. Als Adams dann auch noch am Ring punktet, haben die Clippers binnen einer Minuten sieben Zähler ihres Polsters verspielt. Und was macht Redick? Der trifft den Dreier kurz vor der Halbzeitsirene.

29.: Nach Griffins Jumper drohen die Clippers erneut davonzuziehen. Westbrook kontert zwar per Dreier, doch BG legt den Bankshot nach. Redebedarf! Scott Brooks nimmt die Auszeit.

34.: Durant in Schwierigkeiten? Kein Problem! Westbrook übernimmt. Der Point Guard zieht über rechts, wird gefoult und trifft den Jumper. Auch der Bonusfreiwurf sitzt. Crawford setzt jedoch noch einen drauf. Der König der 4-Point-Plays antwortet, richtig, per 4-Point-Play - 78:73 Clippers!

41.: Crawford macht seinem Titel als Sixth Man of the Year mal wieder alle Ehre. Nach schwachem Start bekommen die Clippers mittlerweile ordentlich Punkte vom Shooting Guard. Diesmal zieht Crawford gegen Butler das Foul, vergibt das Dreipunktspiel aber von Linie - 92:88 Clippers!

45.: Was für eine Sequenz der Clippers! Hinten packt Griffin gegen Perkins den Monster-Block aus, vorne trifft Crawford den Dreier von ganz weit draußen. Und schon führt L.A. mit 13. Die Reaktion der Thunder? Ein Westbrook-Layup garniert mit einem Dreier von Kevin Durant.

48.: UNFASSBAR! Durant trifft lange überhaupt nichts, dann fällt der Dreier und kurz darauf der Fast-Break-Layup. Chris Paul muss nur auf das Foul warten, doch Westbrook gelingt der Steal. Jackson scheint den Ball gegen Barnes verloren zu haben, doch die Refs entscheiden nach Review auf OKC-Ball. Doc Rivers ist außer sich. Westbrook nimmt den wilden Dreier, wird aber von Paul gefoult und trifft alle drei Freiwürfe - 105:104 Thunder!

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Der Star des Spiels: Russell Westbrook. Lange hielt der Playmaker die Thunder allein Spiel, dann gelingt ihm auch noch der Steal gegen Paul. Und dennoch wandelte Westbrook erneut auf ganz schmalem Grad. Der Dreier gegen Paul am Ende war überhastet. Bleibt die Pfeife still, verliert OKC das Spiel. So marschierte Westbrook an die Linie, blieb eiskalt und krönte so seine herausragende Vorstellung (38 Punkte, 11/23 FG, 6 Assists, 3 Steals).

Der Flop des Spiels: Chris Paul. 49 Sekunden fehlten zum Glück. 49 Sekunden, in denen aus Pauls Sicht ziemlich alles schief ging. Zunächst ließ sich CP3 den Ball klauen, dann beging er das unnötige Foul gegen Westbrook und vergab die allerletzte Chance der Clippers per Turnover. Paul spielte sicherlich nicht schlecht, ganz im Gegenteil, leistete sich am Ende jedoch die drei entscheidenden Fehler, die OKCs Sieg erst möglich machten.

Das fiel auf:

  • OKCs 29:7-Run aus Spiel 4 hatte offenbar Eindruck hinterlassen. Diesmal hatten sich jedoch die Clippers vorgenommen, direkt vorweg zu marschieren. L.A. kam zu Beginn unglaublich gut in Transition. Das Ballmovement war effektiv, die Schützen machten das Feld breit und hebelten die Thunder-Defense so ein ums andere Mal aus. So zogen die Clippers tatsächlich früh davon.
  • Blake Griffin hielt sich in den ersten Minuten häufig rund um die Dreierlinie auf und nahm viele lange Jumper. Ob BG so Serge Ibakas Physis im Post entgehen wollte? Möglich. Sobald OKC auf Small Ball um- und Kevin Durant gegen Griffin stellte - was, zugegeben, nicht allzu häufig vorkam -, wechselte der Vierer jedenfalls relativ schnell an den Zonenrand und ging ins Postup.
  • Den Thunder ging zunächst jeglicher offensive Rhythmus ab. Durant war nicht richtig drin, Westbrook leistete sich drei schnelle Turnover. Dass sich OKC dennoch langsam herantastete, lag größtenteils am kollektiven Thunder-Marsch an die Linie. Ihre Freiwürfe trafen die Thunder schließlich mit gewohnter Konstanz.
  • Fouls machten beiden Teams zu schaffen. DeAndre Jordan und Ibaka hatten bereits früh im zweiten Viertel drei Pfiffe gesammelt, sodass sich der Einfluss der beiden Big Men lange in Grenzen hielt. Noch bitterer aus Clippers-Sicht war jedoch Chris Pauls schnelles zweites Foul, das den Playmaker auf die Bank zwang. L.A. verlor so zwischenzeitlich seinen offensiven Rhythmus, musste OKC herankommen lassen und fing sich erst wieder, als Paul aufs Parkett zurückkehrte.
  • Kevin Durant war bei Matt Barnes in überraschend guten Händen. War der Small Forward doch einmal geschlagen, halfen die Big Men der Clippers aus. Offene Würfe suchte der MVP so meist vergebens. Seinen Wurfrhythmus ebenfalls. Nur gut für die Thunder, dass Russell Westbrook mal wieder als Fleisch gewordener Siegeswille übers Parkett schwebte - und noch dazu selten überdrehte. RW0 attackierte Chris Paul kontinuierlich, traf am Ring hochprozentig und streute das eine oder andere Dreipunktspiel ein. Im dritten Viertel hielt Westbrook OKC so beinahe allein im Spiel. Am Ende behielt er die Nerven und sorgte für die Entscheidung.
  • Auch Spiel 5 bot das erwartete Aufeinandertreffen zweier Philosophien. Isolation und Eigenkreationen hier, Ballmovement und offene Dreier dort. Die Clippers verteilten deutlich mehr Assists als OKC (21:14), schlichen am Ende aber dennoch als Verlierer vom Parkett.

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