NBA

Nowitzki im Tief?

Von Tilman Rakers
Dirk Nowitzki ist den Playoffs bislang noch von seiner Bestform entfernt
© getty

Soll den Dallas Mavericks in Spiel 7 gegen San Antonio tatsächlich die Überraschung gelingen (21.30 Uhr im LIVE-STREAM), muss eine besondere Leistung her. Auch von Dirk Nowitzki, der bislang allerdings Probleme hat. Allein steht er damit nicht. Wie performen die Stars in den Playoffs? SPOX wagt den Statistik-Vergleich.

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Vor Spiel fünf zwischen den Houston Rockets und den Portland Trailblazers stach vor allem die Leistung von LaMarcus Aldridge hervor. Aldridge erzielte in den ersten vier Spielen durchschnittlich 35,3 Punkte mit einer hervorragenden True Shooting Percentage von 58,8 Prozent, holte 11,5 Rebounds im Schnitt und blockte durchschnittlich drei Würfe der Gegner. Mit einem Player Efficiency Rating von bis dahin 33,1 lag er praktisch gleichauf mit LeBron James (33,3) und unter den Stars damit zusammen mit James deutlich vorne.

In Spiel fünf gelangen ihm dann jedoch nur acht Punkte bei einer Wurfquote von drei von zwölf aus dem Feld. In Spiel sechs markierte er zwar 30 Punkte, traf allerdings nur zehn seiner 26 Wurfversuche. Seinen Punkteschnitt von nun 29,8 Punkten - Rang drei in den Playoffs hinter James (30,0) und Kevin Durant (29,9) - hat Aldridge mit einer True Shooting Percentage von 54,6 Prozent erzielt.

Ein Vergleich mit seinen Karrierestatistiken - wo er in der regulären Saison seine Karrierebestmarke von 23,2 Punkten im Schnitt in dieser Saison mit einer True Shooting Percentage von 50,7 Prozent markiert hat (sein effektives Jahr als Scorer war 2011/2012: 21,7 Punkte mit einer True Shooting Percentage von 56,0 Prozent) und in den Playoffs zuvor eine Bestmarke von 20,8 Punkten bei einer True Shooting Percentage von 49,8 Prozent (2012/2013) aufzuweisen hat - zeigt, dass es vermutlich an der Zeit für eine kleine Abkühlung seines beeindruckenden Laufes war. Eine Erklärung, weshalb Aldridge zu Beginn der Serie deutlich überdurchschnittlich gegenüber seiner bisherigen Karriere zum Erfolg kam, liegt darin, dass Houston mit 111,8 Punkten auf 100 Possessions die schlechteste Defensive der Playoffs stellt.

Etwas in Aldridges Schatten stand Dwight Howard von den Rockets, der jedoch ebenfalls eine hervorragende Serie hinlegte. Dass die Rockets sich nicht so einfach geschlagen geben würden, war nach drei Verlängerungen in den ersten vier Spielen ohnehin klar, doch Howard unterstrich dies noch einmal in der Schlussphase von Spiel fünf mit zwei Blocks direkt gegen Aldridge.

D12 überzeugt, Harden schwächelt

In Spiel sechs überzeugte Howard dann noch einmal mit 26 Punkten, elf Rebounds und zwei Blocks. Durchschnittlich hat Howard in der Serie 26 Punkte mit einer True Shooting Percentage von 58,1 Prozent erzielt und liegt in den Playoffs mit 13,7 Rebounds pro Spiel in dieser Kategorie hinter DeAndre Jordan (15,1) auf Rang zwei. Ebenso bei den Blocks (2,8).

Howards Starpartner James Harden erzielte in dieser Serie zwar 26,8 Punkte im Schnitt, traf aber in den ersten fünf Spielen nur 35 Prozent seiner Würfe aus dem Feld, nur 25 Prozent seiner Dreier und kam insgesamt auf eine True Shooting Percentage von nur 47,1 Prozent (nach Abschluss der Serie 51,9 Prozent). Für den üblicherweise extrem effizienten Scorer Harden, der in seiner Karriere bisher eine True Shooting Percentage von 60,7 Prozent in der regulären Saison und 57,5 Prozent in den Playoffs aufzuweisen hat, ein extrem schwacher Wert. In Spiel sechs gelang Harden dann endlich eines seiner gewohnt effizienten Spiele (34 Punkte aus 15 Feldwurf- und zwölf Freiwurfversuchen), doch das Erstrundenaus konnte er nicht mehr verhindern.

Letztlich hing alles an Damian Lillards Buzzer-Beater. Lillard, der seine 25,5 Punkte im Schnitt pro Begegnung mit einer fantastischen True Shooting Percentage von 66,5 Prozent markierte, spielte jedoch insgesamt eine deutlich effizientere Serie als Harden und war damit nicht nur aufgrund seines in die Geschichtsbücher eingehenden Wurfes ein Hauptfaktor für das Weiterkommen der Blazers. Auch Lillard ist gegen die Rockets Defensive effizienter gewesen als in seiner Karriere im Durchschnitt (55,8 Prozent TS%) und glänzte außerdem mit 6,7 Assists bei nur 2,3 Turnovern pro Partie.

Durant mit Kaltstart

Harden ist in den verrückten 2014er Playoffs allerdings beileibe nicht der einzige Star, der ein wenig oder sogar ein wenig mehr schwächelte. In der spannendsten Serie zwischen Memphis und Oklahoma City lag der Hauptgrund für die zwischenzeitliche 3:2-Führung der Grizzlies darin, dass Memphis Kevin Durant und Russell Westbrook bis dahin hervorragend verteidigt hatte. Bis einschließlich Spiel fünf lieferten die Grizzlies (DefRtg: 99,7) in der Defense Spitzenleistungen ab.

Durant, der in der regulären Saison die meisten Punkte (32,0) mit der zweitbesten Effizienz (True Shooting Percentage: 63,5 Prozent) unter den Scorern hinter James (TS%: 64,9 Prozent) erzielte, kam gegen die starke Grizzlies Verteidigung - vor allen Dingen dank Tony Allen - zunächst nicht wie gewohnt zurecht. Zwar erzielte er in den ersten fünf Spielen immer noch 28,0 Punkte im Schnitt, jedoch nur mit einer True Shooting Percentage von 49,2 Prozent.

Noch schwächer schnitt in diesem Bereich bis dahin Westbrook ab, der seine 25,4 Punkte pro Begegnung in den ersten fünf Spielen gegen Memphis nur mit einer True Shooting Percentage von 43,9 Prozent ablieferte. Erst während der klaren Siege in Spiel sechs und sieben gelang es beiden, den Grizzlies ihr Spiel aufzuzwingen.

Steigerung zur rechten Zeit

Durant gelangen seine 34,5 Punkte pro Spiel in diesen beiden Begegnungen mit einer True Shooting Percentage von 68,9 Prozent (insgesamt nun 54,3 Prozent), Westbrook seine 26,0 Punkte mit einer True Shooting Percentage von 61,5 Prozent (insgesamt nun 47,9 Prozent). Das Defensive Rating der Grizzlies ist auf Grund der zwei letzten Spiele auf 105,7 im Schnitt abgesackt, während die Thunder ihr Defensive Rating von zuvor 99,1 noch leicht auf 98,9 verbesserten.

Ihnen gelang es über sieben - beziehungsweise im Fall des für Spiel sieben suspendierten Zach Randolph sechs - Spiele, die Grizzlies-Hauptoptionen im Angriff in Randolph (18,2 Punkte pro Spiel), Marc Gasol (17,3) und Mike Conley (15,9) allesamt bei einer Scoring-Effizienz von unter 50 Prozent zu halten.

Während sich die Grizzlies-Verteidigung insbesondere auf die Guards und Flügel der Thunder konzentrieren musste, verhinderte die Thunder-Defense einfache Punkte in Brettnähe von Randolph und Gasol. Beide lagen bei der True Shooting Percentage um 45 Prozent (Randolph 44,7 Prozent; Gasol 46,2 Prozent). Conley liegt mit seiner Effizienz (TS%: 48,9 Prozent) für die Serie leicht über Westbrooks Schnitt.

Nowitzki mit Problemen

Probleme mit der Effizienz hat in diesen Playoffs auch Dirk Nowitzki, eigentlich ein effektiver Scorer (Regular Season: 58,2 Prozent; Playoffs: 58,0 Prozent). Gegen die San Antonio Spurs, die in Pick-and-Pop-Situationen bislang kaum switchen, um Nowitzki keine Mismatches zu ermöglichen, markiert Nowitzki seine 18,7 Punkte pro Spiel nur mit einer True Shooting Percentage von 48,5 Prozent.

Erst im vierten Viertel von Spiel fünf kam er erstmals richtig ins Laufen (14 seiner 26 Punkte im vierten Viertel, startete das Viertel 7 von 8 aus dem Feld), verwarf bei 94:98 dann aber einen offenen Jumper aus der Mitteldistanz, ehe Tony Parker per Dreier zum 101:94 das Spiel vorentschied (Endstand 109:103). Ein gutes Zeichen für Spiel sieben könnte für die Dallas Mavericks jedoch sein, dass Nowitzki seinem starken Auftritt in Spiel fünf, ein Spiel sechs mit einer Wurfquote über 50 Prozent (11 von 20 aus Feld) folgen ließ, also langsam in Fahrt zu kommen scheint.

Die üblicherweise zweite Option der Dallas Mavericks, Monta Ellis liegt nach einem starken Spiel sechs (29 Punkte aus 22 Feldwurf- und sechs Freiwurfversuchen) in Sachen Effizienz knapp über 50 Prozent (51,2) und damit unter seinem Schnitt aus der regulären Saison (TS%: 53,2 Prozent), aber höher als bisher in seiner persönlichen Playoffhistorie (TS%: 47,6 Prozent). In Spiel sieben am Sonntagabend (21.30 Uhr, im LIVE-STREAM FOR FREE) wird Ellis' Zug zum Korb einer der entscheidenden Faktoren dafür sein, ob die Mavs bis zum Schluss im Spiel bleiben können und eventuell als sechstes an Nummer acht gesetztes Team in der NBA-Geschichte eine Nummer eins herausschmeißen können.

Überraschungen Splitter und Blair

Von den Spurs-Stars zeigt sich Tim Duncan (17,7 Punkte; TS%: 58,5 Prozent) sehr effektiv und auch Manu Ginobili (17,3 Punkte; 58,0 Prozent) spielt erneut auf ausgesprochen hohem Niveau. Insbesondere Ginobilis Penetration bereitet der Mavs-Defensive Probleme. Einzig Tony Parker (17,8 Punkte; TS%: 48,6 Prozent) liegt in Sachen Scoring-Effizienz unter 50 Prozent.

Eine Klasseserie spielt bisher Tiago Splitter. Der Brasilianer legt ein Double-Doubles auf (12,3 Punkte; 10,2 Rebounds pro Spiel) und scort mit einer True Shooting Percentage von 68,1 Prozent. Insbesondere in Spiel fünf glänzte er zusammen mit Boris Diaw zudem als Passgeber aus dem High Post und hebelte die Mavs-Defensive mit seinen zielgenauen Zuspielen auf cuttende Guards und Flügel ein ums andere Mal aus.

Klicken die Spurs heute Abend wie in Spiel fünf, wird es für die Mavs schwierig, die Überraschung zu schaffen, auch wenn der starke Vince Carter (13,0 PPG; 62,7 Prozent TS%) mit seinem Buzzer-Beater in Spiel drei mal wieder bewies, dass manchmal auch die kleinste Chance genügt, um ein Spiel zu gewinnen. Vielleicht kann auch DeJuan Blair, der bisher sehr effektive 66 Minuten gegen sein altes Team gespielt hat (Player Efficiency Rating von 27,9), wie bereits in Spiel vier den Mavs erneut einen Schub geben.

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